Wenig anarchisch - epd medien

24.10.2025 11:00

In der Animationsserie "Task Force Querlitz" schlägt in der kleinen Stadt Querlitz ein Metorit ein und anschließend ist dort nichts mehr normal. Doch vier Mitarbeiter des Querlitzer Bürgeramts versuchen tapfer, das Chaos zu verwalten.

Animationsserie für Erwachsene: "Taks Force Querlitz"

Goldi, Ullrich, Elli und Malik werden im Bürgeramt ständig vor neue Aufgaben gestellt

epd Ein Komet rast in Richtung Erde, die Kollision ist unvermeidlich, es droht ein "Deep Impact", wie einst ein entsprechender Katastrophenfilm (1998) hieß. Aber dann macht es nur "Pling!", als ein kieselsteinkleines Meteoritchen gegen das Ortsschild von Querlitz prallt. Und damit ist das Wichtigste über "Task Force Querlitz" fast schon gesagt. Die "erste Adult-Animation-Sitcom" des ZDF sieht aus wie jene Zeichentrickproduktionen, mit denen sich Nickelodeon in den 1990er Jahren vom Rest der Animationswelt abheben wollte. Der Stil der Serien war "edgy", also betont kantig und nicht auf den ersten Blick gefällig. Kurz zuvor hatte MTV ab 1993 mit seiner in jeder Hinsicht unbequemen Serie "Beavis und Butt-Head" einen Trend zu Hässlichkeit und Anarchie gesetzt. Das war kein Kinderkram mehr, sondern Satire pur, die bei Jugendlichen umgehend Kultstatus erreichte und es auf neun Staffeln brachte.

Auf eine solche Langlebigkeit wird es "Task Force Querlitz" nicht annähernd bringen. Im Grunde ist der Vorspann das Beste an dieser Serie aus dem Formatlabor Quantum der ZDF-Redaktion "Das kleine Fernsehspiel". Der Rest ist etwas Science Fiction und viel "Büro, Büro", "Stromberg" und "Frau Jordan stellt gleich". Das anfängliche "Pling!" war eine kleine Ursache, aber mit großer Wirkung, denn anschließend ist eine purpurfarbene Strahlenwolke durch Querlitz gerauscht und hat für erhebliche Anomalien gesorgt: Viele Menschen sind auf mannigfaltige Weise mutiert und haben sich in manchmal groteske Wesen verwandelt, mit denen sich nun die Belegschaft des Bürgeramts herumplagen muss.

Bequemer Pragmatismus

Von den übergeordneten Behörden im Stich gelassen, müssen Abteilungsleiterin Elli und ihre beiden Mitarbeiter ständig improvisieren, denn angesichts der neuen Zustände erweisen sich die bisherigen Regeln als untauglich. Da wird eine alte Frau wegen des Rentenanspruchs ihres Mannes vorstellig, doch der Gatte hat sich in einen Baum verwandelt. Eine renitente Sozialhilfeempfängerin hat plötzlich eine Doppelgängerin, und aus dem linken Arm eines Mannes ist ein Krokodil geworden, das er nun artgerecht halten soll.

Das klingt originell und hätte sicher auch lustig werden können, ist aber weder komisch noch satirisch und ganz bestimmt nicht anarchisch, zumal das Bürgeramt reichlich klischeehaft gezeichnet ist: Elli (gesprochen von Luise Wolff) ist außerordentlich motiviert, balanciert aber ständig am Rande des Nervenzusammenbruchs. Der deutlich ältere und nach vielen Amtsjahren zu einem bequemen Pragmatismus neigende Ullrich (Hans-Joachim Heist) tut der Kundschaft seine Arbeitshaltung schon mit seiner T-Shirt-Botschaft kund: "mir egal".

Malik (Noah Tinwa) erfüllt gleich mehrere Besetzungsaspekte wie jung, divers, woke, ohne die keine Serie mehr auskommen darf. Vierte im Bunde ist Goldi (Elisabeth Mell): Ullrichs Hündin kann dank der Wolke sprechen, will unbedingt Teil des Teams werden und ermittelt zum Auftakt undercover bei einem vermeintlichen Tierfreund, dessen Behausung sich als Horrorkabinett entpuppt.

Das "neue Normal"

Die Animation ist einerseits sparsam, andererseits ständig "drüber". Bei einem Ensemble würde das Urteil lauten: zu viel Mimik, zu viel Gestik, zu laut, die Stimmen einiger Nebenfiguren sind genauso kreischig-nervig wie im Zeichentrick für Kinder. Das Beste sind die kurzen Zwischenschnitte aufs Stadtbild. Sie zeigen, was die Strahlung unter den Menschen angerichtet hat: Da kreuchen und fleuchen allerlei absonderliche Gestalten durchs Bild. Wer will, kann die Szenerie als Allegorie auf die moderne Zuwanderungsgesellschaft interpretieren: So sieht es aus, das "neue Normal", wie Elli gern betont. Dazu gehört auch eine Molchsippe, die an die "Teenage Mutant Ninja Turtles" erinnert (ohne Rückenpanzer) und es sich nicht nehmen lassen will, während des bevorstehenden Stadtfestes einen der Ihren zu entleiben.

Die gelegentlichen Massakrierungen würde es in einer Kinderserie natürlich nicht geben, aber diese Zielgruppe hätte an dieser tempoarmen und textlastigen Serie nicht viel Freude. Beiläufig eingestreute originelle Gags wie die Idee, den Mann mit dem Krokodilarm im Knast ein lebens echtes Kasperletheater veranstalten zu lassen, sind viel zu selten.. Die Animation für Erwachsene in Deutschland bekommt durch diese Serie keine wertvollen Impulse und "Deutsche Sitcom" bleibt ein Widerspruch in sich.

infobox: "Task Force Querlitz", dreiteilige Animationsserie, Regie: Arne Hain, Buch: Simon Thummet, Produktion: PixelPEC GmbH (ZDF-Mediathek, seit 24.10.25, ZDF, 27.10.25, 23.55-0.55 Uhr)



Zuerst veröffentlicht 24.10.2025 13:00

Tilmann Gangloff

Schlagworte: Medien, Fernsehen, Streaming, Kritik, Kritik.(Fernsehen), KZDF, Animation, Serie, Hain, Thummet, Gangloff

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