29.10.2025 07:59
Frankfurt a.M. (epd). Einer Studie zufolge sind die Erklär-Formate des öffentlich-rechtlichen Jugendangebots Funk parteipolitisch nicht einseitig. "Die Verantwortlichen in den Redaktionen scheinen darauf zu achten, dass die Positionen einzelner Parteien nicht überrepräsentiert sind", erklärte der Medienwissenschaftler Janis Brinkmann von der Hochschule Mittweida in einem Arbeitspapier der gewerkschaftsnahen Otto-Brenner-Stiftung, das am Mittwoch in Frankfurt am Main veröffentlicht wurde.
"Die meisten Beiträge enthalten keine dominante parteipolitische Perspektive, sondern bilden mindestens zwei unterschiedliche Positionen ab, so Brinkmann. Eine parteipolitische Dominanz lasse sich in mehr als zwei Drittel (68,1 Prozent) der untersuchten Beiträge nicht feststellen.
Die sogenannten Explainer-Formate informierten junge Menschen gesellschaftspolitisch und gäben ihnen Orientierung. Dafür verknüpften sie politische Themen mit persönlicher Meinung "zu einer social-media-kompatiblen Form des Erklärjournalismus". Die Formate setzten dabei auf eine große Vielfalt unterschiedlicher Themen und Quellen.
Für die Studie wertete Brinkmann den Angaben zufolge 853 Youtube-Videos der Funk-Formate "Die da oben" (ARD), "Deutschland3000" (NDR, mittlerweile eingestellt) und "MrWissen2go" (ZDF) im Zeitraum von Mitte 2017 bis Ende 2024 quantitativ aus. Demzufolge standen Kategorien wie Themen, Berichterstattungsmuster oder auch Informationsquellen im Fokus der Untersuchung.
Explainer-Formate bilden laut Untersuchung vor allem gesellschaftliche Themen ab (66,5 Prozent) und fokussieren sich dabei besonders auf politische Themen, die in mehr als jedem zweiten Beitrag vorkommen (56,6 Prozent). Innerhalb der politischen Themen liegen die Schwerpunkte auf der deutschen Innenpolitik und auf der Außenpolitik beziehungsweise der internationalen Politik. Die Mehrzahl der untersuchten Beiträge ist in Deutschland als zentralem Ereignisland verortet (78,1 Prozent). Beiträge von "MrWissen2go" spielen jedoch zu 31,3 Prozent im Ausland.
Um ihre Themen zu vermitteln, setzten die Formate überwiegend auf eine erklärende, wissensorientierte Ansprache der Zielgruppe, hieß es. Die Hosts nähmen eine zentrale Rolle ein: Mit 47 Prozent enthalte fast jeder zweite Beitrag die explizite Meinung des jeweiligen Moderators; in einem weiteren Viertel (24,2 Prozent) seien diese Meinungen implizit enthalten. Die Formate "MrWissen2go" und "Die da oben!" kennzeichneten dabei die persönlichen Meinungen der Hosts.
Die Quellen seien zudem breit gestreut. In einem Viertel der untersuchten Beiträge seien die Hosts selbst die Informationsquellen (26,7 Prozent). Als zentrale Quellen kämen aber ebenfalls Politiker, Betroffene oder Experten vor. Auch auf Pressemitteilungen, wissenschaftliche Studien sowie Gesetze bezögen sich die Explainer-Formate.
Die Analyse zeige zudem Unterschiede zwischen den Formaten: "MrWissen2go" sei als informierendes Explainer-Format einzuordnen. Gesellschaftspolitische Themen würden hier stark kontextualisierend und informativ-analytisch vermittelt. "Die da oben" und "Deutschland3000" bezögen die Lebenswelt der Zielgruppe ein und könnten als orientierende Explainer-Formate bezeichnet werden. Die Inhalte dieser Formate seien häufig emotional-unterhaltend und interpretierend.
ema
Zuerst veröffentlicht 29.10.2025 08:59
Schlagworte: Medien, Internet, Parteien
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