Im Sketchkorsett - epd medien

05.11.2025 08:15

Mit "Bappas" will der BR der Sketchcomedy neues Leben einhauchen - auf Bayerisch, versteht sich. Simon Pearce und Sebastian Winkler spielen sich selbst als Väter, Nachbarn und Komiker, die versuchen, ihren Alltag zu meistern.

ARD-Comedyserie "Bappas - Zwei Väter. Ein Team. Null Plan."

Simon Pearce und Sebastian Winkler (v.l.) spielen sich selbst

epd Mit Sketchcomedys tat sich die ARD zuletzt eher schwer: "Comedy rettet die Welt! Ein bisschen." und "Smeilingen - Ein Dorf wie Du und Ich" scheiterten in den letzten Jahren an altbacken anmutendem Humor, wohingegen der NDR-Produktion "Gags - Comedy Deluxe" eine recht kurzweilige und zeitgemäße Umsetzung von Sketchcomedy gelungen ist. Nun prescht der BR mit einer bewusst bayerischen Interpretation des Genres hervor: "Bappas" zeigt die beiden Väter Simon Pearce und Sebastian Winkler, wie sie gemeinsam als Väter, Freunde und Nachbarn ihren Alltag in München zu meistern versuchen.

Simon Pearce, bekannt geworden als Schauspieler und Comedian, und Sebastian Winkler, Radiomoderator und einstiger Host der bescheiden benannten "allerbesten Sebastian Winkler Show" auf Einsfestival, machen nicht zum ersten Mal gemeinsame Sache. Nachdem sie für Bayern3 gemeinsam den Comedy-Podcast "Das Paket" moderierten, setzen sie für ihre Serie "Bappas" nun auf ihre schauspielerische Erfahrung. Rollen aneignen mussten sie sich hierfür nur bedingt: Simon und Sebastian spielen sich selbst, also den Comedian und den Radiomoderator.

Alltagsnahe Storys

Die eigentlichen Handlungsstränge der vier jeweils 22 Minuten langen Episoden sind schnell erzählt: Sebastian sucht einen Entertainer für den Kindergeburtstag, Simon begleitet Sebastian ins Krankenhaus, Simon sucht eine Schule für sein Kind, und dann wollen die beiden Väter auch noch in den Urlaub fahren. Angereichert werden diese harmlosen alltagsnahen Storys durch allerlei Sketche, die oft zu erzwungen in die Erzählung eingebunden werden.

In wiederkehrenden Sketchrubriken setzen sich Simon und Sebastian als Weißwurstman und Brezenbomber im Superheldencomicstil gegen alltägliche Widersacher durch, kommentieren als Babys im Kinderwagen das Geschehen in tiefsten bayerischen Dialekt oder synchronisieren gekonnt ältere Szenen der BR-Soap "Dahoam is Dahoam" neu. Der Humor all dieser Sketche variiert sehr: Manchmal überraschen die Pointen mit Absurdität, oft aber gelingt es ihnen nicht, zu beeindrucken.

Eigenarten der Medienbranche

Besonders gelungen aber sind diejenigen Sketche, in denen Simon und Sebastian die Eigenarten der Medienbranche, deren Teil sie ja auch im echten Leben sind, aufs Korn nehmen. Ein Sketch im Stummfilmstil spielt darauf an, dass der BR den "dummen Gag" witzig fand, "weil der Stummfilm-Look ihre Zuschauer an deren Kindheit erinnert". Andere Sketche parodieren die Produktion eines Podcasts oder die gut gelaunte Moderation einer Morningshow im Radio. Unverkennbar scherzen die beiden Schauspieler, die auch zu den Autoren der Serie gehören, auf Grundlage eigener Erfahrungen.

Wie es sich für eine Sketchcomedy inzwischen offenbar gehört, verspricht nach "Smeilingen" und "Gags" nun auch "Bappas" unvermeidlich "hochkarätige Stars", die in Gastauftritten die Sendung bereichern sollen. Der Fokus liegt dabei auf bayerischen Schauspielerinnen, die - so viel Ehrlichkeit darf sein - außerhalb Bayerns vielleicht gar nicht so hochkarätig erscheinen wie angekündigt. So werden aus prominenten Gastauftritten doch bloß gewöhnliche Nebenrollen. Einzig Felix Lobrecht, Stand-up-Comedian aus Berlin, sticht mit seinen gleich mehreren Gastauftritten im Münchener Setting der Serie hervor und bringt mit seiner Berliner Grimmigkeit etwas Kontrast in den sonst recht monoton spielenden Cast.

Weder Fisch noch Fleisch

Obwohl jede Folge mit einer Andeutung auf den Inhalt der nächsten Folge endet, gibt es keine staffelübergreifende Handlung. Vielmehr werden die eigentlich episodisch erzählten Folgen lediglich lose verbunden. Einen erzählerischen Mehrwert gewinnt die Sketchcomedy dadurch nicht. Im Staffelfinale verspricht die Serie gar die Auflösung eines Cliffhangers in der zweiten Staffel - für eine Sketchcomedy ist das arg hochgegriffen.

"Bappas" gerät als Mischung aus lose fortsetzender Erzählung mit Mockumentary-Elementen und alberner Sketchcomedy mit Parodie-Anteilen zu einem seltsamen Format, das um Biegen und Brechen einen erzählerischen Handlungsbogen spannen will, der halbwegs stringent durch viele Sketche führen soll. Die Story kann sich im engen Sketchkorsett jedoch kaum entfalten. Und wer sich auf die Sketche freut, bekommt eine erzählerisch dürftige Handlung präsentiert, in der das Vatersein im Jahre 2025 trotz aller Späße ein wenig trist daherkommt, weil den beiden Vätern bedeutsame Nebenfiguren fehlen. Die "Bappas" sind weder Fisch noch Fleisch.

infobox: "Bappas - Zwei Väter. Ein Team. Null Plan", vierteilige Comedyserie, Regie: Matthias Edlinger, Buch: Max Osswald, Kamera: Jan Linnartz, Alexander von Wasielewski, Produktion: La Piscine Productions (ARD-Mediathek/BR, seit 5.11.25 BR, 4.12. und 5.12.25 jeweils 22.05-22.50 Uhr)



Zuerst veröffentlicht 05.11.2025 09:15 Letzte Änderung: 07.11.2025 12:48

Lukas Respondek

Schlagworte: Medien, Fernsehen, Kritik, Kritik.(Fernsehen), KARD, Mediathek, Respondek, NEU

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