10.11.2025 09:48
Kiel (epd). Hassrede und Rechtsextremismus sind nach Erkenntnissen der Tübinger Wissenschaftlerin Mareike Stürenburg auch in der Gaming-Szene ein Problem. "Gerade auf großen Spiele-Plattformen im Internet wie Steam oder Roblox stößt man oft auf solche Inhalte", sagte Stürenburg dem epd. Die Anbieter der großen Spiele-Plattformen kämen einfach nicht hinterher, rechtsextreme Inhalte aufzuspüren und zu löschen.
Oft stoße man auf Nutzer-Profile mit Hakenkreuz oder "Adolf Hitler" im Namen, führte Stürenburg aus. Wortfilter der Plattformen würden von den Tätern oft umgangen. NS-Begriffe oder Beleidigungen in Chats würden absichtlich falsch geschrieben, etwa der Buchstabe "i" durch eine "1" ersetzt.
In Spielen hat Stürenburg auch schon nachgebaute Konzentrationslager gefunden. "Darüber stolpern andere Nutzer und es entsteht der Eindruck, dass dieses rechte Klima auf der Plattform in Ordnung ist", erklärte sie.
Spiele, in denen explizit rechtsextreme Ideologien oder Weltbilder transportiert werden, seien dagegen ein Nischenprodukt. "Der Aufwand, solche Spiele zu erstellen, ist groß, der Markt dafür ist aber sehr klein."
Dafür tummelten sich Rechtsextreme oft in Foren, die etwa bei der Spieleplattform Steam für alle frei zugänglich seien. "Dort docken sie an das Klischee der klassischen Gamer an, die jung, weiß und männlich sind. Dabei ist die Gaming-Community in Wirklichkeit sehr bunt und heterogen", sagte die Wissenschaftlerin.
Als Beispiel nannte sie das in diesem Jahr erschienene Play-Station-Spiel "Ghost of Yōtei". "Es kam zu Boykottaufrufen des Spiels, weil die Hauptdarstellerin weiblich und nicht männlich ist." Die laute Minderheit der rechtsextremen Szene suggeriere, dass das die Folge einer politischen Agenda und nicht vom Spielehersteller eigenständig entschieden worden sei. Ähnlich werde oft argumentiert, wenn der Protagonist eines Spiels nicht weiß ist.
Die Gaming-Szene sieht Stürenburg als "Wetterglocke", in der sich oft Phänomene zeigen, die etwas später gesamtgesellschaftlich spürbar sind. "Die Strategie der 'Neuen Rechten' ist ja, die Kultur im Land nach rechts zu verschieben. Dem soll sich die Politik dann beugen. Gaming ist ein Bereich, der sich dafür sehr anbietet."
Stürenburg rät Gamern, jeden diskriminierenden oder rechtsextremen Inhalt beim Anbieter zu melden. "Das kann frustrieren, wenn man keine Rückmeldung bekommt, ist aber wichtig, damit sich die Gaming-Anbieter nicht in Sicherheit wiegen." Unter www.meldestelle-respect.de können Gamer Hassrede oder rechtsextreme Inhalte ebenfalls anzeigen und zugleich eine Beratung erhalten.
Meldung aus dem epd-Basisdienst
lnh
Zuerst veröffentlicht 10.11.2025 10:48 Letzte Änderung: 10.11.2025 11:24
Schlagworte: Medien, Rechtsextremismus, NEU
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