Öder Fernsehabend - epd medien

15.11.2025 09:30

Gemeinsam mit Elton tritt Stefan Raab in der neuen RTL-Quizshow "Die Unzerquizbaren" gegen fünf Kandidaten an. Doch Raab hat die Quizshow nicht neu erfunden, meint Lukas Respondek. Er hat in der Samstagabend-Show viel Bekanntes wiederentdeckt.

Stefan Raab und Elton sind in "Die Unzerquizbaren" bei vielen Fragen sehr ahnungslos

epd Muskelbepackt, grimmiger Blick, die Hände zu Fäusten geballt und mit rotem Cape um die Schulter - so stellt Stefan Raab sich selbst im neuen Format "Die Unzerquizbaren" vor. Das heldenhaft anmutende Motiv, auf dem auch sein Kompagnon Elton zu sehen ist, prangt die gesamte Sendung lang auf dem LED-Screen im Hürther Fernsehstudio, das als Schauplatz für dieses überdimensioniert lange RTL-Quiz herhalten darf.

Primetime-Shows wie "Stefan und Bully gegen irgendson Schnulli" und "Die Stefan Raab Show" haben in den letzten Monaten deutlich gemacht, dass Raab Entertainment dem Publikum keine neuen innovativen Showkonzepte zumuten will. Mit entsprechend geringer Erwartungshaltung geht man als Zuschauer an die nächste Raab-Show heran. "Die Unzerquizbaren" reiht sich nicht nur in bekannte Entertainment-Konventionen ein, die mehrstündige Samstagabend-Quizshow erschreckt geradezu mit ihrer kreativen Ambitionslosigkeit.

Ausufernde Grübelduette

Denn wenn Raab und Elton als prominentes Duo gegen fünf Kandidaten am anderen Ende der treppenartig aufgebauten Bühne antreten, erweckt das den Eindruck, ein Crossover der ARD-Vorabendhits "Wer weiß denn sowas?" und "Gefragt - Gejagt" hätte sich in die RTL-Primetime verlaufen. Vier Runden lang werden aus fünf Kandidaten zunächst drei, dann zwei und dann einer, der im Finale die mehrstufige Treppe durch richtige Beantwortung von Quizfragen bei bestenfalls falscher Beantwortung seitens der Unzerquizbaren erklimmen soll.

Doch der Weg dorthin ist lang. In der ersten Runde gilt es zunächst, zehn Multiple-Choice-Fragen zu beantworten und damit einen möglichst hohen Punktestand zu erspielen, da nur die besten drei diese Qualifikationsrunde überstehen. Während die Kandidaten jeder für sich ihre Antworten schlicht einloggen müssen und dafür nur zehn Sekunden Zeit haben, können sich die beiden Unzerquizbaren beraten - und zwar nicht zu knapp. So vergehen auch mal zwei Minuten, bis sich Raab und Elton für eine Antwort entscheiden. Zu solch ausufernden Grübelduetten kommt es bei "Wer weiß denn sowas?" ja täglich - und wer Elton dort in seiner Rolle als Dauerrate-Gast vermisst, kann ihn in derselben Rolle nun wiedersehen.

Alpakas und Luftballons

In Runde zwei, der Hauptrunde, kommen die großen Stufen auf dem Studioboden zum Einsatz: Die Kandidaten können mit richtigen Antworten Stufe für Stufe die Treppe hinaufsteigen, während ihr Aufstieg von den Unzerquizbaren mit ihrerseits richtigen Antworten abgewehrt werden kann. Dieses defensive "Gefragt-Gejagt"-Prinzip bringt minimal mehr Spannung ins Spiel, doch auch hier überwiegt die Ödnis, die Fragen nach der dritten Nachkommastelle von Pi bei gleichzeitiger Ahnungslosigkeit von Raab und Elton nun mal zur Folge haben. Selbst zwei süße Alpakas und physikalische Luftballon-Experimente bringen keinen Schwung in die Show. Im Gegenteil: Gedankenverloren überlegt man sich vor dem Fernseher, warum RTL seine Moderatorin Laura Wontorra nach der "Luftballonmeisterschaft" und "Jetzt knallt’s" schon wieder neben Ballons stellt.

Wontorra leistet aber als Moderatorin einen guten Job und schafft es, mit neugierigen Fragen zu Raabs Alltag dem sonst so unnahbaren Kölner ein kleines Stückchen Privatleben zu entlocken: Er geht selbst einkaufen! Das wäre geklärt. Viel nützen wird ihm das in Runde drei, dem Halbfinale, nicht: Hier treten die beiden verbliebenen Kandidaten im direkten Duell gegen jeweils einen der Unzerquizbaren an. Das Format wird dadurch - kurz vorm Finale - immerhin temporeich, weil offene Fragen ohne viel Nachdenkzeit unmittelbar gegeneinander beantwortet werden.

Enttäuschende Schlusspointe

Zweieinhalb Stunden lang (mit Werbepausen noch länger) beantworten Raab und Elton zig Fragen, um es den Kandidaten irgendwie schwerer zu machen, ins Finale zu kommen und dort eine nennenswerte Summe Geld zu gewinnen. Dass der Finalist in der Premierenfolge nach Beantwortung von abermals zehn Multiple-Choice-Fragen über einen vierstelligen Gewinnbetrag nicht hinauskommt, nachdem stundenlang 100.000 Euro in Aussicht gestellt wurden, ist die enttäuschende Schlusspointe eines öden Fernsehabends.

Heldenhaft ist an dem Format also nur das Bild von Stefan Raab im Hintergrund, doch ein Superheld würde niemals einem "Normalo" einen Geldgewinn vermiesen. Raab und Elton sind als ernste Gegner zu oft ahnungslos, das Format ist viel zu lang und die Fragerunden sind unfair bis unspektakulär. Eine abendfüllende Quizshow braucht mehr als Raab und Elton, eine Band für Musikfragen und eine Mischung konventioneller Quiz-Spiele.

infobox: "Die Unzerquizbaren", Quizshow mit Laura Wontorra, Stefan Raab und Elton, Regie: Mark Achterberg, Buch: Thilo Behn, Produktion: Raab Entertainment (RTL+ seit 8.11.25, RTL, ab 15.11.25 jeweils samstags, 20.15-23.30 Uhr)



Zuerst veröffentlicht 15.11.2025 10:30

Lukas Respondek

Schlagworte: Medien, Fernsehen, Kritik, Kritik.(Fernsehen), KRTL, Quizshow, Raab, Elton, Wontorra, Respondek

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