Ex-Verfassungsrichter Müller: Medien und Justiz in einem Boot - epd medien

16.11.2025 08:36

Medien und Justiz sind laut Ex-Verfassungsrichter Peter Müller für den Rechtsstaat unverzichtbar. Autokraten griffen sie als Erste an. Der frühere Ministerpräsident hielt die Laudatio bei der Verleihung des Medienpreises "Goldene Ente" in Saarbrücken.

Saarbrücken (epd). Der frühere Bundesverfassungsrichter Peter Müller hat die Bedeutung eines konstruktiven, vertrauensvollen und von kritischer Distanz geprägten Austauschs zwischen Justiz und Medien betont. "Es ist kein Zufall, dass Autokraten, wenn sie versuchen, ihre autokratische Herrschaft zu festigen, typischerweise die Presse und die Justiz ins Visier nehmen", sagte der frühere saarländische CDU-Ministerpräsident am Samstagabend in Saarbrücken. Das sei in Ungarn, in Polen und zurzeit in den USA zu erleben. Justiz und Presse seien unverzichtbar, wenn es um freiheitliche Demokratie und den Rechtsstaat gehe, unterstrich er. Journalisten und Juristen säßen im gleichen Boot.

Müller hielt die Laudatio auf den Richter und Pressesprecher am Landgericht Saarbrücken, Sebastian Abel, der in diesem Jahr den undotierten Medienpreis "Goldene Ente" erhielt. Mit dieser Ehrung zeichnet die Landespressekonferenz Saar seit 1973 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens für ihren offenen Umgang mit der Presse aus. Zu den Preisträgern gehören Müller, die frühere CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer und der ehemalige luxemburgische Außenminister Jean Asselborn. Abel ist stellvertretender Leiter der gemeinsamen Pressestelle am Oberlandesgericht des Saarlandes.

Pressesprecher müssten Urteile "präzise übersetzen"

Ex-Verfassungsrichter Müller erläuterte, welche Bedeutung Pressesprecher für die Justiz hätten. Die klassische Vorstellung der Justiz sei, dass ihr Verhältnis zur Presse von "gelassener Ignoranz" geprägt sei. Es gelte der Grundsatz, dass der Richter durch sein Urteil spreche, aber ansonsten schweige. Die Beschlüsse seien selbsterklärend und Journalisten müssten damit vernünftig umgehen. "Das ist aus zwei Gründen in der heutigen Zeit nicht mehr vertretbar", sagte der Jurist. Journalisten seien einerseits gezwungen, in Echtzeit zu berichten, andererseits gehe es in der Justizberichterstattung "nicht selten um ziemlich komplizierte Dinge". Es brauche Pressesprecher, die präzise übersetzen.

Meldung aus dem epd-Basisdienst

lwd



Zuerst veröffentlicht 16.11.2025 09:36 Letzte Änderung: 16.11.2025 18:31

Schlagworte: Auszeichnungen, Medien, NEU

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