Drei Millionen Dollar Wiedergutmachung für Razzia bei US-Wochenzeitung - epd medien

19.11.2025 09:12

Nach Durchsuchungen in der Redaktion der Lokalzeitung "Marion County Record" hat der US-Landkreis Marion County in Kansas einer millionenschweren Einigung zugestimmt: Mehr als drei Millionen Dollar und eine öffentliche Entschuldigung sollen den Schaden wiedergutmachen. Die Durchsuchungen im Sommer 2023 hatten Empörung ausgelöst. Kurz darauf starb die 98-jährige Miteigentümerin der Zeitung.

Eric Meyer, Herausgeber der Zeitung "Marion County Record", vor der Gedenkstätte für seine Mutter vor dem Zeitungsgebäude

Washington (epd). Der US-amerikanische Landkreis Marion County im Bundesstaat Kansas zahlt nach Razzien in der Redaktion der Wochenzeitung "Marion County Record" sowie mehreren Privathäusern mehr als drei Millionen US-Dollar Wiedergutmachung. Zu der gerichtlich genehmigten Vereinbarung gehört auch eine Entschuldigung des zuständigen Sheriffs Jeffrey Soyez, wie die Zeitung am 11. November in eigener Sache berichtete. Die Durchsuchungen wären nicht geschehen, hätten die Behörden sich an Gesetze gehalten, räumte Soyez in einer Erklärung ein. Bei der Aktion im August 2023 hatte die Polizei die Computer und Handys der Redaktion beschlagnahmt und Akten durchsucht.

Der Durchsuchungsbeschluss begründete die Maßnahme mit Verdacht auf Identitätsdiebstahl und auf "gesetzwidrigen Umgang mit Computern". Als möglicher Auslöser gilt eine Beschwerde, wonach die Zeitung mit illegalen Mitteln Informationen über Verkehrsdelikte einer örtlichen Unternehmerin beschafft habe. Laut Durchsuchungsbeschluss sollten alle Dokumente, die die Frau betreffen, beschlagnahmt werden.

Miteigentümerin starb einen Tag später

Ein Video zeigt die damals 98 Jahre alte Zeitungsmiteigentümerin Joan Meyer bei der Konfrontation mit der Polizei, die ihr Wohnhaus durchsuchte. Sie forderte die Beamten auf, ihr Haus zu verlassen. Meyer starb am Tag nach der Hausdurchsuchung. Ihre Zeitung berichtete unter der Überschrift "Illegale Razzien tragen zum Tod der Miteigentümerin dieser Zeitung bei".

Journalismusverbände und rund 30 große US-Medienfirmen übten in den Tagen nach den Durchsuchungen scharfe Kritik. Es gebe keine Rechtfertigung für die Razzin. Die damalige Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, erklärte, die Polizeiaktion sei besorgniserregend und werfe Fragen auf.

Joan Meyers Sohn, "Marion County Record"-Herausgeber Eric Meyer, sagte, in seinen 46 Jahren als Journalist und Journalismusprofessor habe er nie von einer Razzia in einer Redaktion gehört. In Interviews mutmaßte er, die Durchsuchungen könnten auch etwas mit anderen Recherchen der Zeitung zu tun haben, beispielsweise über den Polizeichef.

Weitere Klagen gegen Stadt und Polizeichef

Meyer erläuterte in einem Zeitungsbericht in eigener Sache zu der nun vereinbarten Wiedergutmachungszahlung, diese sei absichtlich auf 3,05 Millionen US-Dollar angesetzt worden, damit sie etwas über der Summe liege, welche die Versicherung des Landkreises zahle. Niemand solle sagen können, die Razzien seien "keine große Sache" gewesen, weil die Versicherung alles übernommen habe. Zugleich habe man den Landkreis als "loyale Mitglieder der Community" nicht in den Konkurs treiben wollen, so Meyer. Derzeit laufen noch weitere Klagen gegen die Stadt Marion und den Ex-Polizeichef des Ortes. Das Verfahren gegen den Polizeichef soll laut einem Bericht des TV-Senders KSHB im Februar 2026 stattfinden.

Die "New York Times" schrieb nach Interviews mit Bewohnern des 2.000 Einwohner zählenden Marion, die Razzien würden als Angriff auf die Presse bewertet. Zugleich hätten manche der Befragten erklärt, die Berichterstattung der Zeitung sei zu negativ und polemisch. Die "Times" bezeichnete die Zeitung in einem Bericht als "ungewöhnlich aggressiv für ihre Größe".

ege



Zuerst veröffentlicht 19.11.2025 10:12

Schlagworte: Medien, USA, Jusitz, Ege

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