02.12.2025 10:41
ZDF-Serie "The other gAIrl"
epd So viel steht fest: Künstliche Intelligenz verändert das menschliche Leben. Wie genau, ist allerdings noch unklar. Filmproduktionen nehmen in dieser Entwicklung eine doppelte Rolle ein. Einerseits können Filme und Serien mögliche Szenarien entwerfen und reflektieren, andererseits ist die Filmproduktion selbst von den Veränderungen betroffen, indem KI-Programme in Drehbuchentwicklung, Special Effects oder Animation integriert werden. Die ZDFneo-Serie "The other gAIrl" probiert sich in beidem aus. In der Serie geht es thematisch um den Umgang mit KI im Alltag und bei der Arbeit an der Serie kamen KI-Programme zum Einsatz.
Im Mittelpunkt stehen Frank (Tom Beck) und Lisa (Chryssanthi Kavazi). Sie führen ein gehobenes Mittelstandsleben mit Kind im eigenen Haus. Frank arbeitet in einem mittelständischen Unternehmen, Lisa leitet in Teilzeit eine Tanzschule. Im Grunde könnten sie glücklich sein, doch in ihrem Alltagstrott macht sich eine latente Unzufriedenheit breit. Irgendwann installiert Frank eine AI-Companion-App und beginnt einen regen Austausch mit Maia, einem nach seinen Wünschen erstellten KI-Avatar.
Von Maia fühlt Frank sich viel mehr wahrgenommen und akzeptiert als von Lisa, was wohl vor allem daran liegt, dass er von Maia stets zu hören bekommt, wie toll und attraktiv er ist. Dass Frank irgendwann nur noch vor dem Smartphone hockt, bleibt natürlich auch Lisa nicht verborgen. Als sie von der App erfährt, scheint die Beziehung endgültig zu bröckeln.
Neu ist das Szenario der Serie nicht. Bereits lange vor dem durch Programme wie ChatGPT ausgelösten Hype um KI gab es Filme um die Frage, inwiefern man Beziehungen zu virtuellen Personen aufbauen kann. Zu nennen sei etwa "Her" von Spike Jonze aus dem Jahr 2013. Das macht das Thema zwar nicht weniger interessant, aber in den mit jeweils 15 Minuten recht knappen sechs Folgen bleibt der ZDF-Serie wenig Raum für neue Überlegungen.
Kann man mit einer KI einfühlsame Gespräche führen? Kann eine KI Beziehungstipps geben und ist eine solche Interaktion mit einer virtuellen Person genauso eine Affäre wie mit einer realen? All die Fragen, die sich bei dem Thema aufdrängen, werden in "The other gAIrl" nur angerissen. Die Obsession, die Frank für die App entwickelt, wird für den Zuschauer nicht wirklich nachvollziehbar und auch die sich entwickelnde Auseinandersetzung mit der Beziehung von Frank und Lisa bleibt eher oberflächlich. Für die Erkenntnis, dass man mehr und ehrlicher kommunizieren muss, hätte es eigentlich keine KI gebraucht.
Im Vordergrund steht der Versuch, komödiantische Funken aus dem Stoff zu schlagen, und die entstehen vor allem beim Thema Sex. Frank weiht KI-Maia in geheime Fantasien ein, eine der anzüglichen Nachrichten landet aus Versehen im Firmenchat und bei einer Diskussion zwischen Frank und Lisa, die die Chats ihres Mannes mittlerweile gelesen hat, steht auf einmal Sohn Valentin da und fragt, was denn der soeben erwähnte Strap-on sei. Das ist nur mäßig unterhaltsam, tiefgreifende Erkenntnisse, wie eine durch KI beeinflusste Zukunft aussehen könnte, lassen sich daraus schon gar nicht ableiten.
Auch wie KI im Produktionsprozess genutzt wurde, ist bei "The other gAIrl" nicht besonders spektakulär. Nach Angaben der Produzenten wurden KI-Programme als Sparringspartner bei der Drehbuch-Entwicklung genutzt. Die im Mittelpunkt stehende Companion-App samt Avatar wurde mit entsprechenden Bilderstellungstools gestaltet. Welche Impulse genau die KI-Programme gegeben haben, lässt sich von außen schwer beurteilen. Doch der Look von App und Avatar wirkt eher wie eine Reproduktion von mittlerweile alltäglichen Bild-Elementen. KI wird hier genutzt, um KI darzustellen. Rückschlüsse darüber, wie KI-Tools künftig in Filmproduktionen eingesetzt werden könnten, lassen sich da nur bedingt ziehen.
infobox: "The other gAIrl", sechsteilige Miniserie, Regie: Welf Reinhart, Buch: Julia Hingst, Hannes Jakobsen, Kamera: Mickey Graeter, Produktion: Drive beta, Veam (ZDF-Mediathek, seit 10.11.25, ZDFneo, 23.11.25, 20.15-21.40 Uhr)
Zuerst veröffentlicht 02.12.2025 11:41
Schlagworte: Medien, Fernsehen, Kritik, Kritik.(Fernsehen), Kritik.(Streaming), KZDF, Serie, Künstliche Intelligenz, Reinhart, Hingst, Jakobsen, Suhr
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