Ein ausgeklügelter Plan - epd medien

03.12.2025 14:00

Die Virologin Kim ist in "Gar kein Geld macht auch nicht glücklich" von ihrem Kollegen um ihren beruflichen Erfolg betrogen worden: Der hat den HIV-Impfstoff, den sie entwickelt hatte, gestohlen und will ihn jetzt als seine Erfindung vermarkten. Wie kann Kim nachweisen, dass das viele Geld, das er damit verdienen will, ihr zusteht?

ZDF-Komödie "Gar kein Geld macht auch nicht glücklich"

Lesley (Julia Becker, links), Olivia (Sara Fazilat) und Kim (Katharina Wackernagel) sind beim Einbruch in den Tresorraum einer Bank erwischt worden

epd Es ist ein Auftakt à la Olsenbande: Ein (hier weibliches) Trio bricht in einen Tresorraum ein, wird beim Ausräumen der Schließfächer vom Security-Mann erwischt. Cut. Nach einem Zeitsprung von fünf Jahren öffnen sich die Gefängnistüren und die drei spazieren in die Freiheit. Aber natürlich hat eine von ihnen schon einen neuen Plan. Damit enden die Gemeinsamkeiten aber auch schon. Denn von der ersten Einstellung an lassen Optik und Sound keinen Zweifel daran, dass es sich hier keineswegs um eine angestaubte Klamotte handelt, sondern um eine temporeiche und originelle Komödie ganz auf der Höhe der Zeit, die mit überraschenden Kamera-Perspektiven und unerwarteten Wendungen nicht geizt.

Ein großes Vergnügen sind die drei Hauptprotagonistinnen: Kim (Katharina Wackernagel), Olivia (Sara Fazilat) und Lesley (Julia Becker) sind Schwestern, die schon schwere Zeiten zusammen erlebt haben, wie man später eher beiläufig erfährt. Eine gute Idee, die Vorgeschichte in ein paar Dialogsätzen knapp zusammenzufassen. Da war es selbstverständlich, dass Olivia und Lesley Kim beistanden, als die von einem Kollegen um einen großen beruflichen Erfolg betrogen wurde: Die Virologin hatte einen HIV-Impfstoff entwickelt, Christian Heisinger (Christoph Bach) hatte ihn gestohlen, Kim wurde gefeuert. Beim Versuch, den Beweis für den Diebstahl aus dem Tresor zu holen, wurden die Schwestern vor fünf Jahren erwischt.

Drohende Zwangsvollstreckung

Nun sonnt sich Heisinger in seinem Ruhm, weil die Zulassung des Medikaments bevorsteht und millionenschwere Deals winken. Kim will ihm das nicht durchgehen lassen - doch nach fünf Jahren Knast sind ihre Schwestern nicht eben begeistert von der Idee eines zweiten Versuchs. Lesley allerdings ändert ihre Meinung, als sie feststellen muss, dass ihr Liebster Tommy (Jacob Matschenz) zwar leidenschaftlich gern und gut Petit fours und Pancakes im Imbisswagen produziert, aber in Finanzfragen ein Komplettausfall ist: Bei 50.000 Euro Schulden, einer drohenden Zwangsvollstreckung und der Umwandlung des familiären Golfs in eine Pancake-Maschine sieht sie die Notwendigkeit, schnell wieder zu Geld zu kommen.

Und auch Tänzerin Olivia, die eigentlich nur noch ein ruhiges Leben mit Partnerin Paula (Franziska Hartmann) und Tochter wollte, lässt sich zum Umdenken bewegen - nicht zuletzt aus feministischen, humanitären und Gerechtigkeitsmotiven.

Dabei ist keineswegs von Anfang an klar, wie das Ganze funktionieren soll: Das Drehbuch strickt erst nach und nach alle losen Fäden ein, bis am Ende alles einen Sinn ergibt und man auch versteht, welche Rolle die Nebenfiguren spielen. Auch die sind top besetzt: Milan Peschel und Marc Hosemann als verkrachte und lädierte Detektive sind eine Komik-Klasse für sich. Wie Peschel im Auto unter Verrenkungen seine "eingewachsene Dornwarze" am Fuß bepinselt, ist vielleicht nicht sehr appetitlich, dafür aber umwerfend witzig.

Clevere Story

Sammy (Jan Kampmann), der Überwachungsspezialist in Heisingers Firma, ist von Anfang an Kims Verbündeter; Kims Nachbar und Verehrer Niels (Alexander Khuon) ist zwar Polizist, im Zweifel geht aber die Loyalität zu Kim vor, und auch Koch Tommy kann endlich seine Talente beim großen Coup sinnvoll einbringen. Denn um an das Beweismaterial in Heisingers Bürosafe zu kommen (und das in einem Gebäude, das anlässlich des großen Events wie Fort Knox gesichert wird), ist ein äußerst ausgeklügelter Plan notwendig, bei dem alle Rädchen ineinandergreifen müssen ...

Natürlich gibt es trotzdem Pannen und am Ende nochmal zwei sehr überraschende Wendungen.

An dieser Komödie stimmt einfach alles: die clevere Story, das mit unbändiger Spiellust agierende Schauspielerinnen-Trio, das hier glänzen darf (allein die diebischen Taschenspieler-Tricks von Lesley!), das Tempo, der Soundtrack von Billie Eilish über Goldfrapp bis Mr. Big, die immer wieder überraschenden Kameraperspektiven, der Schnitt (Christoph Lumpe), nicht zu vergessen die liebevoll und optisch überraschend gestalteten Räume (Szenenbild: Daniela Herzberg), die Pointen und der lakonische Dialogwitz. Das ist ein echter TV-Leckerbissen, und da das Ende durchaus den Stoff für eine Fortsetzung birgt, darf man vielleicht hoffen, diesem Trio bald wieder zu begegnen.

infobox: "Gar kein Geld macht auch nicht glücklich", Komödie, Regie: Jonas Grosch, Buch: Jonas Grosch, Ralf Husmann nach einem Motiv von Maike Rasch, Kamera: Fabian Spuck, Produktion: Network Movie (ZDF-Mediathek, seit 29.11.25, ZDF, 8.12.25, 20.15-21.45 Uhr)



Zuerst veröffentlicht 03.12.2025 15:00 Letzte Änderung: 03.12.2025 15:09

Ulrike Steglich

Schlagworte: Medien, Fernsehen, Kritik, Kritik.(Fernsehen), KZDF, Komödie, Grosch, Husmann, Steglich, NEU

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