Anke Engelke: Ein Ausnahmetalent wird 60 - epd medien

20.12.2025 10:11

Komikerin und Schauspielerin Anke Engelke ist bei Erwachsenen wie Kindern beliebt. Vor der Kamera steht sie, seit sie ein Teenie ist. Jetzt wird sie 60 und sagt: "Ich war immer schon so neugierig und wissensdurstig wie heute."

Anke Engelke im November bei der "NDR Talk Show" in Hamburg

epd Sie hat eine Abneigung gegen große Feiern: "Mein Geburtstag spielt in meinem Leben eigentlich keine große Rolle - und eigentlich ist das doch auch ganz schön", sagt Anke Engelke. Das ist vielleicht typisch für jemanden, der kurz vor Weihnachten geboren ist: Anke Engelke wird am 21. Dezember 60 Jahre alt. Gründe zum Feiern hat es unterdessen im Leben des Multitalents viele gegeben. Es dürfte in der deutschen Medienlandschaft keine andere Karriere geben, die derart von lange anhaltendem Erfolg und gleichzeitig so vielen Abzweigungen und Kurswechseln geprägt ist wie ihre.

Geboren 1965 im kanadischen Montreal als Tochter eines Lufthansa-Managers und einer Fremdsprachenkorrespondentin, steht sie mit nicht einmal zehn Jahren zum ersten Mal vor einer Fernsehkamera - als Mitglied des Schulchors "Sonntagskinder" bei einem Heino-Auftritt in der Show "Musik ist Trumpf". Nur ein paar Jahre später moderiert sie, erst bei Radio Luxemburg, dann im ZDF-Ferienprogramm. Nach dem Abitur ist die Rundfunkausbildung in Baden-Baden folgerichtig doch verlockender als das Lehramtsstudium in Köln.

Sie prägte das Fernsehen

Nach langen Jahren beim damaligen Südwestfunk, in denen sie nebenbei auch als Sängerin oder mit dem hauseigenen Comedy-Ensemble auf der Bühne steht, kehrte Engelke Mitte der 90er auf den Bildschirm zurück. Seither prägt sie das deutsche Fernsehen wie wenige andere. Als Mitglied der "Wochenshow" trug und trägt sie entscheidend zum bis heute anhaltenden Comedy-Boom bei, in der eigenen Sendung "Ladykracher" bewies sie enorme Vielseitigkeit und im Format "Blind Date" mit Olli Dittrich einzigartiges Improvisationstalent. Seit 2007 ist sie auch als deutsche Stimme von Marge in den "Simpsons" im Einsatz. Kinder kennen sie aus der "Sendung mit dem Elefanten" (WDR).

Nicht jedes Projekt ist von Erfolg gekrönt. Doch selbst im Scheitern - etwa mit "Anke Late Night", der ersten in Deutschland von einer Frau moderierten spätabendlichen Talkshow - legte sie mehr Mut und Gespür für Zeitgeist an den Tag als viele Kollegen und Kolleginnen.

Vielseitig als Schauspielerin

Inzwischen konzentriert sich die in Köln lebende Mutter dreier Kinder bevorzugt auf die Schauspielerei. Detlev Buck hatte sie 2000 für die Komödie "LiebesLuder" für die Leinwand entdeckt, seither reicht ihre Bandbreite von Kinderfilmen ("Rico, Oskar und die Tieferschatten") über Fernsehkrimis ("Kommissarin Lukas") bis hin zu anspruchsvollem Arthouse-Kino ("Mein Sohn") und historischen Stoffen ("Deutsches Haus"). Mit Regisseuren wie Sönke Wortmann oder Aron Lehmann hat sie mehrfach zusammengearbeitet. Die für den Grimme-Preis nominierte Bestatterinnen-Serie "Das letzte Wort" beschreibt Engelke als "Glücksfall".

Die Leidenschaft, mit der sie als Schauspielerin und als Geschichtenerzählerin tätig ist, wird nicht nur deutlich, wenn sie in Interviews über ihre Arbeit spricht. Sie zeigt sich auch am guten Händchen, mit dem sie ihre Projekte auswählt. Dazu gehören erfolgreiche Podcasts mit Riccardo Simonetti oder Kristian Thees ("Wie war der Tag, Liebling").

In der Serie "Perfekt verpasst", die sie und ihr enger Freund Bastian Pastewka sich selbst ausgedacht haben, spielte sie die weibliche Hauptrolle. Eine Fortsetzung ist in Arbeit. Als Nebendarstellerin ist sie in der Dramedy "Chabos" zu sehen, im Kino brillierte sie gerade neben Ulrich Tukur in der Beziehungsgeschichte "Dann passiert das Leben".

Deutschlands bekannteste Bahnfahrerin

Anke Engelke, die neben Flugreisen auch den Besitz eines Smartphones verweigert, gendergerecht spricht und vegan lebt, ist neuerdings Deutschlands bekannteste Bahnfahrerin: In der Mini-Mockumentary "Boah, Bahn!" der Deutschen Bahn wirbt sie als überforderte Zugbegleiterin um Verständnis für das Personal.

"An mir selbst kann ich keine radikalen Veränderungen beobachten, die mit dem Alter zu tun haben", sagte sie im Interview mit Blick auf ihre Entwicklung der zurückliegenden Jahrzehnte. "Ich war immer schon so neugierig und wissensdurstig wie heute. Ich war immer schon extrem selbstkritisch und fand mich noch nie supergeil. Ich spiele immer schon gerne andere Leute, bin hilfsbereit und verschwende mich an andere."

infobox: Anke Engelke wurde am 21. Dezember 1965 in Montréal geboren. Die Schauspielerin und Komikerin war Moderatorin bei Radio Luxemburg und SWF3 und wurde unter anderem durch die Comedy-Sendungen "Wochenshow" und "Ladykracher" bei Sat.1 bekannt. 2024 war sie an der Seite von Bastian Pastewka in der Serie "Perfekt verpasst" (Amazon Prime Video) zu sehen. Der Film "Dann passiert das Leben" mit Engelke und Ulrich Tukur in den Hauptrollen läuft aktuell im Kino. In dem Kurzfilm "Eine halbe Stunde ist viel Zeit" (WDR/BR) spielt sie die Hochzeitsplanerin Mareike Berger, der Film ist ab dem 26. Dezember in der ARD-Mediathek zu sehen.



Zuerst veröffentlicht 20.12.2025 11:11

Patrick Heidmann

Schlagworte: Medien, Fernsehen, Film, Personalien, Engelke, Heidmann

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