Offener Brief: MDR-Beschäftigte kritisieren Sparpläne des Senders - epd medien

13.05.2024 15:40

Beschäftigte und Intendanz im Mitteldeutschen Rundfunk streiten über das künftige Gewicht von investigativen Recherchen im Programm. Mitarbeitende kritisieren massive Kürzungen, die Intendanz verneint dies - sie will die Redaktionen besser vernetzen.

MDR-Fernsehzentrale in Leipzig

Leipzig/Dresden (epd). In einem Offenen Brief haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des MDR die geplanten Kürzungen der Rundfunkanstalt in Höhe von rund 160 Millionen Euro binnen vier Jahren scharf kritisiert.

"Wir fürchten um die publizistische Schlagkraft des MDR, um die Erfüllung unseres öffentlich-rechtlichen Auftrags und nicht zuletzt um das Vertrauen unseres Publikums. Daher fordern wir Sie auf, die geplanten Kürzungen zurückzunehmen", heißt es in dem Brief, den der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) am Montag in Leipzig veröffentlichte. Den Brief unterzeichnet haben demzufolge Beschäftigte der Redaktion "Politische Magazine und Reportagen" sowie freie Autoren.

Der MDR will ab dem kommenden Jahr einen erheblichen Teil seines geplanten Sparpakets über Einschnitte beim Programm umsetzen. Das geht aus einem internen Papier mit dem Titel "Strategie- und Finanzplanung 2025" hervor, das dem epd vorliegt. Demnach soll von den vorgesehenen Einsparungen in Höhe von insgesamt 160 Millionen Euro bis 2028 der Programm- und Produktionsbereich 47 Millionen Euro beisteuern. Derselbe Betrag soll durch den Abbau von Stellen für festangestellte und freie Mitarbeiter erzielt werden.

Investigative Formate betroffen

Betroffen von den Plänen sind auch investigative Formate. Beim Abendprogramm am Mittwoch soll es um "Investigation, Dialog, Reportage" gehen. Den halbstündigen Sendeplatz ab 20.15 Uhr sollen sich künftig das Hintergrundmagazin "Exakt" sowie die Reportagereihen "Exactly" und "Exakt - Die Story" teilen. Dadurch würde es von "Exakt" dann nur noch 21 Ausgaben pro Jahr geben. Bei den beiden Reportagen wären es zehn Ausgaben weniger.

Die Leitung des MDR wies die Kritik an den Plänen für die investigativen Formate zurück. Investigative Recherchen seien für den Sender übergreifend sehr wichtig, erklärte die Intendanz am Montag in Leipzig. Deshalb werde es im MDR auch in Zukunft Investigativ-Journalismus mit entsprechenden Angeboten geben.

Anstelle der von Mitarbeitenden des Hauses behaupteten Kürzungen sei geplant, die Vernetzung der investigativ arbeitenden Redaktionen im Sender zu verbessern. Dabei sollten auch redaktionelle Doppelstrukturen abgebaut werden, betonte die Intendanz. Die Bedeutung des Investigativ-Journalismus für den Sender zeige sich nicht zuletzt auch daran, dass der MDR künftig für die Präsentation des Themenfelds "Investigation" in der ARD Mediathek verantwortlich sein werde.

DJV-Landesverbände besorgt

In dem Offenen Brief heißt es weiter: "Angesichts der zunehmend ausgedünnten Medienlandschaft in Ostdeutschland und der komplexen gesellschaftlichen und politischen Situation in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt braucht es mehr denn je einen journalistisch starken MDR - und seine fundierten, tiefgehenden Recherchen und kritischen Nachfragen."

In Sachsen und Thüringen sind am 1. September, in Brandenburg am 22. September Landtagswahlen. In allen drei Bundesländern verzeichnet die AfD ein Umfragehoch.

Die mitteldeutschen Landesverbände des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) äußerten sich besorgt über die Kürzungspläne des MDR im Bereich der investigativen Formate. Hier werde ein fatales Signal nach außen gesendet, kritisierte die Vorsitzende des DJV Sachsen, Ine Dippmann, am Montag in Dresden.

lob/ema



Zuerst veröffentlicht 13.05.2024 15:08 Letzte Änderung: 13.05.2024 17:40

Schlagworte: Medien, Rundfunk, Wahlen, MDR, DJV, lob, NEU

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