MDR konkretisiert Sparplan: Deutliche Einschnitte beim Programm - epd medien

23.04.2024 10:42

Der MDR hat in einem internen Papier sein bereits Ende 2023 angekündigtes Sparpaket konkretisiert. Demnach fallen bis 2028 fast 300 Stellen weg. Im Programm soll es weniger Unterhaltung geben, auch auf ARD-Ebene.

MDR-Fernsehzentrale in Leipzig

Leipzig (epd). Der MDR will ab dem kommenden Jahr einen erheblichen Teil seines geplanten Sparpakets über Einschnitte beim Programm umsetzen. Das geht aus einem internen Papier mit dem Titel "Strategie- und Finanzplanung 2025" hervor, das dem epd vorliegt. Demnach soll von den vorgesehenen Einsparungen in Höhe von insgesamt 160 Millionen Euro bis 2028 der Programm- und Produktionsbereich 47 Millionen Euro beisteuern. Derselbe Betrag soll durch den Abbau von Stellen für festangestellte und freie Mitarbeiter erzielt werden.

Weitere Kostensenkungen plant der MDR bei der Programmverbreitung (20 Millionen Euro), in den Bereichen Immobilien und Verwaltung (18 Millionen) sowie beim Engagement auf ARD-Ebene (28 Millionen), etwa durch weniger Zulieferungen von Shows.

Der MDR teilte dem epd auf Anfrage mit, dass die Anstalt "auf der Grundlage der Empfehlung der KEF im 24. Bericht in der kommenden Beitragsperiode mindestens 160 Millionen Euro wird einsparen müssen". Derzeit befinde man sich dazu in internen Prozessen, die man zunächst mit den Mitarbeitenden sowie Verwaltungs- und Rundfunkrat bespreche. Daher äußere sich der Sender aktuell nicht näher. Das Sparziel von 40 Millionen Euro pro Jahr ab 2025 hatte MDR-Intendant Ralf Ludwig bereits im November 2023 kommuniziert.

Sender kalkuliert mit Beitragserhöhung

Laut dem internen Papier sind die Einsparungen nötig, weil bis Anfang 2025 beim MDR alle vorhandenen Rücklagen aufgebraucht seien. Außerdem habe die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) den angemeldeten Finanzbedarf für die neue Periode von 2025 bis 2028 um rund zwei Drittel gekürzt. Bei seiner Finanzplanung kalkuliert der MDR mit einer Erhöhung des Rundfunkbeitrags um 58 Cent ab Januar 2025 auf dann 18,94 Euro. Die KEF empfahl im Februar, den Beitrag entsprechend anzuheben, einige Bundesländer haben sich aber bereits dagegen ausgesprochen.

Wie aus dem Papier hervorgeht, will MDR künftig die "inhaltlichen Schwerpunkte beim Regionalen in den Bereichen Information, Dokumentation, Kultur" setzen. Dagegen sollen "unterhaltende Programmfarben" reduziert werden, auch auf ARD-Ebene. In ihrem Dritten Programm will sich die Anstalt auf die Kernzeit von 14 Uhr bis 22.30 Uhr konzentrieren, freitags, samstags und sonntags jeweils bis 23 Uhr.

Thematische Schwerpunkte im Abendprogramm

Ab 2025 sind im MDR Fernsehen im Abendprogramm thematische Schwerpunkte vorgesehen: Montags soll demnach auf Fiktion gesetzt werden, dienstags auf Service und Geschichte. Vom bisher bereits dienstags um 20.15 Uhr ausgestrahlten Verbrauchermagazin "Umschau" soll es künftig nur noch 33 Ausgaben pro Jahr geben (bislang 44). Neben vier Geschichtsdokumentationen mit regionalem Bezug soll es dann auf dem 20.15-Uhr-Sendeplatz auch Ausgaben des Ombudsmann-Magazins "Voss & Team" geben. Derzeit laufen Folgen dieser Sendung noch am Donnerstag.

Beim Abendprogramm am Mittwoch soll es um "Investigation, Dialog, Reportage" gehen. Den halbstündigen Sendeplatz ab 20.15 Uhr sollen sich künftig das Hintergrundmagazin "Exakt" und die Reportagereihen "Exactly" und "Exakt - Die Story" teilen. Dadurch würde es von "Exakt" dann nur noch 21 Ausgaben pro Jahr geben. Bei den beiden Reportagen wären es zehn Ausgaben weniger. Der Landesverband Sachsen-Anhalt des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) kritisierte die Sparpläne bei den investigativen Formaten.

Weiterhin "Musik und Talk" am Freitag

Ab 21 Uhr soll am Mittwoch der MDR-Polittalk "Fakt ist!" gesendet werden. Donnerstags soll der Fokus auf "Service und Kultur" liegen. Ab 20.15 Uhr will der MDR vom NDR das Gesundheitsmagazin "Visite" ungekürzt als 60-Minuten-Format übernehmen. Bisher ist im MDR Fernsehen donnerstags ab 21 Uhr eine 45-minütige Fassung von "Visite" zu sehen. Ab 2025 soll ab 21.15 Uhr das Kulturmagazin "Artour" gesendet werden (bisher donnerstags 22.10 Uhr).

Am Freitagabend soll es weiterhin um "Musik und Talk" gehen, auf dem Programm stehen also Musikformate ab 20.15 Uhr und die Talkshow "Riverboat" ab 22 Uhr. Am Wochenende sind als Schwerpunkte am Abend "Heimat und Unterhaltung" (samstags) und "Heimat und Dokumentation" (sonntags) vorgesehen. Das Quiz-Format "Quickie" am Samstagvorabend (19.50 Uhr) soll eingestellt werden. Keine Neuproduktionen sind außerdem vom Geschichtsformat "MDR Zeitreise" und der Reportagereihe "Biwak" vorgesehen.

Fast 300 Stellen fallen weg

Beim Hörfunk will der MDR künftig insbesondere am Abend "gemeinsame Angebote der ARD nutzen und mitgestalten". Zudem strebt der MDR für seine drei Landeswellen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen "eine gemeinsame Gestaltung an, die zu einem bundesweiten ARD-Abendangebot aus den drei Landesfunkhäusern entwickelt wird". Die Anzahl seiner Podcasts will der MDR reduzieren, Kriterien dabei sollen "vor allem Akzeptanz und Relevanz" sein.

Kostensenkungen will der MDR ab 2025 auch dadurch erreichen, dass Stellen von Festangestellten ab Juli 2024 nicht mehr nachbesetzt werden, wenn die Stelleninhaber in die passive Altersteilzeit wechseln oder in den Ruhestand treten. Hier kalkuliert der MDR mit insgesamt 213 Stellen, die bis 2028 wegfallen. Bei den freien Mitarbeitern sollen arbeitnehmerähnliche Positionen im selben Zeitraum nicht nachbesetzt werden, wenn sie durch Einritt in den Ruhestand frei werden. Hier rechnet der Sender mit 71 zu streichenden Stellen.

Bei der TV-Programmverbreitung via DVB-T2 will der MDR kostenintensive Senderstandorte abschalten. Geplant ist für 2025 eine Reduzierung von bisher 14 auf zehn DVB-T2-Standorte. Beim Hörfunk plant der MDR, die UKW-Verbreitung ab 2025 schrittweise zu reduzieren. Dabei soll es um 37 UKW-Frequenzen mit kleiner Leistung gehen. Die Rundfunkanstalt geht davon aus, dass das Jugendradio MDR Sputnik ab 2026 nicht mehr über UKW verbreitet wird. Das Programm ist nur in Sachsen-Anhalt über UKW zu empfangen.

Geprüft wird beim MDR derzeit außerdem, wie sich Kosten senken lassen, wenn Immobilien besser genutzt werden. Ziel ist es, weniger Flächen anzumieten oder Gebäudeteile zu verkaufen.

vnn



Zuerst veröffentlicht 23.04.2024 12:42 Letzte Änderung: 23.04.2024 12:45

Schlagworte: Medien, MDR, ARD, Ludwig, Finanzen, Programm, vnn, NEU

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