Gewerkschaften kritisieren HR-Pläne für Kürzungen bei Radiowellen - epd medien

13.06.2024 13:38

Frankfurt a.M. (epd). Die Ankündigung des Hessischen Rundfunks (HR), die Zahl seiner Radio-Vollprogramme perspektivisch von sechs auf drei zu reduzieren, stößt bei Gewerkschaften auf scharfe Kritik. Die "Radiostrategie" des Senders entpuppe sich als Sparmaßnahme "auf Kosten der Beschäftigten und des Programms", erklärte die zuständige Gewerkschaftssekretärin Anja Willmann von ver.di Hessen am Donnerstag in Frankfurt.

Gerade in Krisenzeiten sei die Umsetzung des Programmauftrags unabdingbar. "Die Reformen beim HR sind eine Kapitulation vor den Finanzvorgaben aus den Staatskanzleien der Bundesländer, die einen stabilen Rundfunkbeitrag einfordern", so Willmann. In dieser Situation sei es Aufgabe des Intendanten Florian Hager, "sich für eine auskömmliche Finanzierung einzusetzen und nicht in vorauseilendem Gehorsam den Rotstift anzusetzen".

Erste Veränderungen bereits bis 2028

Der HR hatte am Mittwoch eine "Radiostrategie" vorgestellt, nach der weniger Geld in die linearen Radioprogramme des Senders investiert werden soll. Die frei werdenden Mittel sollen vor allem in digitale Produkte und Dialogangebote fließen. Zur Begründung verwies der Sender auf eine deutlich sinkende Radionutzung in jüngeren Zielgruppen.

In einer ersten Stufe soll es bereits bis 2028 Veränderungen geben, unter anderem durch eine stärkere Übernahme von ARD-Material. In der zweiten Stufe werde über die Zukunft von Radiowellen über 2028 hinaus entschieden, hieß es. Nach einem Zielbild für 2032 könnten im HR insgesamt bis zu 15 Prozent der Stellen von angestellten und festen freien Mitarbeitern entfallen.

Zilian: Sparrunde ohne inhaltliche Perspektive

Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) in Hessen, Knud Zilian, sprach von einer "als Strategie getarnten weitere Sparrunde ohne inhaltliche Perspektive". Die glaubwürdige Erfüllung des gesetzlich verbrieften Auftrags sei schon jetzt gefährdet und werde mit den geplanten Maßnahmen zunehmend ausgehöhlt.

Es gehe nicht an, dass ein Medienhaus mit der finanziellen und personellen Ausstattung des HR dort abbaue, wo die "höchste Akzeptanz und Reichweite erzielt" werden, erklärte Zilian mit Blick auf die Radiowellen. Auf der Basis "vager Prognosen" würden Schritte eingeleitet, "die im schlimmsten Fall den schärfsten Kritikern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks direkt in die Hände spielen".

Im HR-Gesetz ist derzeit vorgeschrieben, dass der Sender "sechs Hörfunkprogramme in terrestrischer Übertragungstechnik" verbreitet. Aktuell sind das die Sender HR1, HR3, HR4 und YouFM als populäre Wellen sowie die Kanäle HR-Info und HR2-Kultur.

rid



Zuerst veröffentlicht 13.06.2024 15:38 Letzte Änderung: 13.06.2024 16:32

Schlagworte: Medien, Hörfunk, HR, Radiostrategie, Holzner, ARD, Hager, rid, Internet, Mediennutzung, NEU

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