12.06.2024 15:00
Frankfurt a.M. (epd). Der Hessische Rundfunk (HR) will weniger Geld in seine linearen Radioprogramme investieren. Bis 2032 könnte es dazu kommen, dass von den bisher sechs Radiowellen nur noch drei als Vollprogramme weitergeführt werden, wie aus der neuen Radiostrategie des Senders hervorgeht, die am Mittwoch in Frankfurt vorgestellt wurde. Die frei werdenden Mittel sollen vor allem in digitale Produkte und Dialogangebote fließen.
Zur Begründung verwies der Sender auf eine deutlich sinkende Radionutzung in jüngeren Zielgruppen. Im HR-Gesetz ist derzeit vorgeschrieben, dass der Sender "sechs Hörfunkprogramme in terrestrischer Übertragungstechnik" verbreitet. Aktuell sind das die Sender HR1, HR3, HR4 und YouFM als populäre Wellen sowie die Kanäle HR-Info und HR2-Kultur.
Die Reduzierungspläne im Radiobereich werden laut HR auch dazu führen, dass weniger Personal und weniger Fläche benötigt wird. Nach einem Zielbild für 2032 könnten im HR bis zu 15 Prozent der Stellen von angestellten und festen freien Mitarbeitern entfallen. Dies solle aber nicht über betriebsbedingte Kündigungen geschehen, sondern über natürliche Fluktuation, erklärte HR-Programmdirektorin Gabriele Holzner.
In einer ersten Stufe der Radiostrategie soll es bereits bis 2028 Veränderungen geben. Dazu gehört, dass der HR keine eigenen Apps für seine Radiowellen mehr betreiben will. Diese sollen in der ARD-Audiothek aufgehen. In allen Radioprogrammen soll es eine Fokussierung auf die stark genutzten Zeiten am Morgen geben. Intensiviert werden sollen Synergien innerhalb der ARD, die beispielsweise für ihre Infowellen schon sogenannte Pool-Konzepte entwickelt hat.
Die Jugendwelle YouFM soll entweder mit anderen jungen ARD-Wellen kooperieren oder "zu deutlich reduzierten Kosten" eigenständig weitergeführt werden. HR-Info soll tagsüber mehr Stücke aus dem ARD-Pool übernehmen. Zudem soll auf diesem Kanal künftig die aktuelle Kulturberichterstattung laufen, die bisher bei HR2-Kultur liegt. HR2-Kultur soll noch eine eigene Frühsendung haben und ab 11 Uhr vor allem ein Klassik-Musikprogramm sein.
Beim reichweitenstarken Sender HR3 plant der Sender keine großen Programmveränderungen. Bei HR1 und HR4 liege der Fokus auf der Radio-Primetime am Morgen, hieß es. Im Tagesverlauf sollen weniger eigenproduzierte Inhalte gesendet werden, auch hier wird auf die Übernahme von ARD-Material gesetzt.
In der zweiten Stufe der Radiostrategie werde über die Zukunft von Radiowellen über 2028 hinaus entschieden. Nach heutigem Wissen über die Mediennutzung sehe das Szenario noch drei Vollprogramme mit eigenproduzierten Inhalten vor, erklärte der HR. Weitere Wellen könnten allerdings im ARD-Verbund oder durch interne Zusammenarbeit weiter bestehen.
"Natürlich können wir nicht so weit in die Zukunft schauen. Es ist uns dennoch wichtig, mit dieser Annahme unsere stetigen und umfassenden Veränderungen im HR voranzutreiben", sagte Programmdirektorin Holzner. Welche Radiowellen weitergeführt werden könnten, stehe noch nicht fest. Dies werde sich "in einigen Jahren zeigen".
Der HR strebt an, im Januar 2025 an den ARD-Vorsitz vom SWR zu übernehmen. HR-Intendant Florian Hager, der den Sender seit März 2022 leitet, gehört mit 48 Jahren zu den jüngsten Senderchefs im ARD-Verbund. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde er als 2015 Gründungsgeschäftsführer von Funk, dem Online-Jugendangebot von ARD und ZDF.
rid
Zuerst veröffentlicht 12.06.2024 17:00 Letzte Änderung: 14.06.2024 15:22
Schlagworte: Medien, Hörfunk, HR, Radiostrategie, Holzner, ARD, Hager, rid, Internet, Mediennutzung, NEU
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