Zeitungsverleger dringen auf faire Wettbewerbsbedingungen - epd medien

12.09.2024 08:28

BDZV-Kongress in Berlin: Stefan Hilscher, Ex-Geschäftsführer Süddeutscher Verlag; Sigrun Albert, BDZV-Hauptgeschäftsführerin; Moderation Benjamin Piel, Chefredakteur "Mindener Tageblatt"; BDZV-Vorsitzender Matthias Ditzen-Blanke (v.l.n.r.)

Berlin (epd). In einem eindringlichen Appell hat der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) die Politik zur Unterstützung der krisengeplagten Branche aufgefordert. "Unsere Unabhängigkeit hängt von unserer wirtschaftlichen Unabhängigkeit ab", sagte der Vorstandsvorsitzende des Verbandes, Matthias Ditzen-Blanke, am Donnerstag beim BDZV-Jahreskongress in Berlin. Die Politik müsse einen ordnungspolitischen Rahmen für faire Wettbewerbsbedingungen schaffen, bei der digitalen Transformation unterstützen und die Medienbildung der Bevölkerung fördern.

Einer staatlichen Förderung für die Zustellung gedruckter Zeitungen und Magazine hatte die Bundesregierung für diese Legislaturperiode eine Absage erteilt. Im Koalitionsvertrag hatten SPD, Grüne und FDP versprochen, Fördermöglichkeiten zu prüfen, um eine "flächendeckende Versorgung mit periodischen Presseerzeugnissen" zu gewährleisten.

"Marktbeeinflussung, die nicht sein muss"

Die Unabhängigkeit der Presse sei kein Widerspruch zu politischer Unterstützung, sagte Ditzen-Blanke. "Im Gegenteil: Sie ist eine Frage der Haltung, die wir als Branche seit Jahren in unseren Produkten leben." Der BDZV plädiere unter anderem für eine Absenkung der Mehrwertsteuer. Dies wirke kurzfristig, sei leicht umsetzbar, staatsfern und ordnungspolitisch unbedenklich. "Der Mehrwert einer freien Presse ist für unsere Demokratie existenziell - der Staat sollte genau an diesem Mehrwert nicht verdienen wollen", sagte der Verbandschef.

Die Pläne der Bundesregierung zur Ankerkennung von gemeinnützigem Journalismus kritisierte Ditzen-Blanke als "Marktbeeinflussung, die nicht sein muss". Dies schaffe einen "Zwei-Klassen-Journalismus" mit privatwirtschaftlichen Medienhäusern einerseits und gemeinwohlorientierten Angeboten andererseits. Nötig sei eine steuerliche Erleichterung "für alle journalistischen Angebote".

Zustellung in manchen Gebieten nicht wirtschaftlich

Gemeinnützige Medien finanzieren sich aus Spendengeldern und müssen diese nicht versteuern. Gleichzeitig dürfen sie keine Gewinne erzielen. Finanzämter sollen künftig gemeinwohlorientierte journalistische Angebote einheitlich bewerten können, um ihnen die für gemeinnützigen Organisationen geltende steuerrechtlichen Erleichterungen zuzugestehen.

Verlegerverbände dringen seit Jahren immer wieder auf eine staatliche Hilfe. Für sie rechnet sich die Zustellung von gedruckten Zeitungen in dünn besiedelten Gebieten wegen der hohen Kosten oft nicht mehr. Bereits in der vergangenen Legislaturperiode war eine vom Wirtschaftsministerium geplante Presseförderung in Höhe von 220 Millionen Euro gescheitert.

nbl



Zuerst veröffentlicht 12.09.2024 10:28 Letzte Änderung: 12.09.2024 13:58

Schlagworte: Medien, Kongresse, Verbände, BDZV, Ditzen-Blanke, Medienpolitik, Presse, nbl, NEU

zur Startseite von epd medien