27.09.2024 13:50
Mainz (epd). ZDF-Intendant Norbert Himmler kritisiert den Plan der Bundesländer, die Zahl der Spartensender von ARD und ZDF deutlich zu reduzieren. Er habe kein Verständnis "dafür, dass in politisch und gesellschaftlich unruhigen Zeiten darüber nachgedacht wird, erfolgreiche und gesellschaftlich relevante Kanäle pauschal zu streichen", sagte Himmler laut einer ZDF-Mitteilung am Freitag vor dem Fernsehrat in Mainz. Das Gremium hatte die laufende Debatte zur Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zum Thema.
Der Intendant hob die Bedeutung der beiden öffentlich-rechtlichen Sender Phoenix und Arte hervor. Arte sei ein "kultureller Medienmarktplatz, wie es ihn nur einmal gibt", und es wäre "von großer Bedeutung", den Sender und dessen europäische Entwicklung weiter voranzutreiben. Nach den Vorstellungen der Bundesländer sollen die Inhalte von 3sat künftig weitestgehend in Arte aufgehen.
Die frühere rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin und aktuelle Vorsitzende des ZDF-Verwaltungsrats, Malu Dreyer (SPD), betonte, es sei dringend geboten, die Finanzierung der Öffentlich-Rechtlichen "auf neue Beine zu stellen". Sie sprach sich zugleich für das Beibehalten von ZDFneo und ZDFinfo aus.
Laut ZDF hat Arte im Schnitt in diesem Jahr fast ein Fünftel seiner Reichweite außerhalb von Deutschland und Frankreich erzielt. Es würden 38,4 Millionen Videoabrufe pro Monat erreicht, davon 8,7 Millionen in anderen Sprachen als Deutsch und Französisch. Gefragt seien vor allem die Angebote auf Spanisch (im Monatsdurchschnitt 4,4 Millionen Abrufe), Englisch (2,9 Millionen Abrufe) und Polnisch (1,1 Millionen Abrufe).
Außerdem begleite das Format "Tracks East", das kurz nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine vom ZDF für Arte entwickelt wurde, die Zeitenwende in Europa. "Der journalistische Blick geht aktuell über den Konflikt in der Ukraine hinaus und richtet sich auf Länder wie Südafrika und Taiwan", so das ZDF. Alle Folgen seien online europaweit abrufbar und würden in sechs Sprachen angeboten.
Der Ereignis- und Dokumentationskanal Phoenix wiederum habe im laufenden Jahr zwischen Januar und Juli 225 Stunden aus dem Parlament berichtet. "Die Liveübertragungen aus dem Bundestag und dem Europäischen Parlament sowie die flankierende Hintergrundberichterstattung sind unabdingbar für politische Meinungsbildung in Deutschland", so Himmler.
Der durchschnittliche Marktanteil der Übertragungen aus dem Bundestag liege dieses Jahr bei 1,2 Prozent, teilte das ZDFmit. Auch sei die Nutzung von Phoenix-Inhalten in der ZDF-Mediathek deutlich gestiegen. Im Monatsdurchschnitt werde der Phoenix-Livestream in der Mediathek fast zwei Millionen Mal abgerufen, Phoenix-Inhalte mehr als 200.000 Mal.
Auch der Personalrat der Zentrale des ZDF hat sich in die Debatte eingeschaltet und am Mittwoch eine Resolution verabschiedet. Diese sei den Ministerpräsidenten sowie den Mitgliedern der Rundfunkkommission übermittelt worden, hieß es in einer Mitteilung vom Freitag. Darin gefordert werden unter anderem die "Wahrung der Unabhängigkeit und Vielfalt" und eine "Zukunftssichere und stabile Finanzierung" auch mittels bedarfsgerechter Anpassung des Rundfunkbeitrags, "die sich an den Erfordernissen der Digitalisierung und den gestiegenen Kosten der Programmproduktion orientiert".
cph
Zuerst veröffentlicht 27.09.2024 15:50 Letzte Änderung: 27.09.2024 16:09
Schlagworte: Medien, Internet, Fernsehen, Himmler, ZDF, Medienpolitik, ZDF-Fernsehrat, cph, NEU
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