29.11.2024 15:21
Berlin (epd). Deutsche Filmproduzenten drohen einer Umfrage zufolge bei einem Scheitern der geplanten Reform der Filmförderung mit einer Abwanderung ins Ausland. Fast 70 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, im Falle eines Scheiterns der Reform ihre Fiction-Produktionen und damit rund eine halbe Milliarde Euro Produktionsvolumen ins Ausland zu verlegen. "Es stehen 120.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel", sagte der Hauptgeschäftsführer der Produktionsallianz, Björn Böhning, am Freitag bei der Vorstellung der Herbstumfrage unter den Mitgliedsunternehmen in Berlin.
Eine mögliche Abwanderung von Filmproduktionen gefährde nicht nur Arbeitsplätze, sondern bedeutet Böhning zufolge auch, "dass deutsche Geschichten aus Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur nicht mehr aus Deutschland erzählt werden, sondern entweder von anderswo oder gar nicht mehr".
Die Filmwirtschaft hat 2024 einen Tsunami überstanden, einen weiteren wird sie vermutlich nicht überleben.
Die deutsche Filmbranche setzt vor dem Hintergrund einer angespannten wirtschaftlichen Lage große Hoffnungen in die Reform. "Die Filmwirtschaft hat 2024 einen Tsunami überstanden, einen weiteren wird sie vermutlich nicht überleben", fasste Böhning die derzeitige Lage in der Branche zusammen.
Laut der Umfrage der Produktionsallianz stufen 77 Prozent der befragten Produktionsunternehmen ihre Lage als schlecht oder sehr schlecht ein, im Jahr 2023 waren es 56 Prozent. Die befragten Unternehmen sehen die größten Herausforderungen in den steigenden Kosten, die mit sinkenden Budgets der Auftraggeber einhergehen. Dieses Problem betrifft der Umfrage zufolge sowohl kleine als auch große Firmen und ist unabhängig davon, ob sie Fiction- oder Non-Fiction-Formate produzieren.
Böhning forderte die Fraktionen im Bundestag auf, die Reform des Filmförderungsgesetzes schnell zu beschließen. Auch Studierende und Präsidentinnen und Präsidenten von sechs Filmhochschulen in Deutschland, darunter die HFF München und die Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf in Potsdam, schlossen sich in einem Brief dieser Forderung an. Die Reform sei die "letzte Chance", die kulturelle Vielfalt, die Kreativität und die Arbeitsplätze der Filmbranche zu retten, schrieben sie.
Das bisherige Filmförderungsgesetz läuft Ende des Jahres aus. Die vom Kabinett beschlossene Novelle sollte eigentlich Anfang 2025 in Kraft treten, steht aber nach dem Bruch der Ampel-Regierung auf der Kippe. Auch die beiden weiteren geplanten Säulen der Reform der Filmförderung, das Steueranreizmodell und das Investitionsverpflichtungsgesetz, stehen noch aus.
Wir sollten und wir können dieses wichtige Vorhaben in dieser Legislaturperiode abschließen.
Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) drang am Freitag auf eine schnelle Umsetzung der Reform. "Wir sollten und wir könnten dieses wichtige Vorhaben jetzt unbedingt noch in dieser Legislaturperiode abschließen", erklärte sie. Roth versprach, sich bei den demokratischen Fraktionen im Bundestag dafür einzusetzen. Die Reform sei von "existenzieller Bedeutung für den Filmstandort Deutschland und für die gesamte Filmbranche hierzulande".
Auch eine Umsetzung des Steueranreizmodells in dieser Legislaturperiode hält die Kulturstaatsministerin für umsetzbar. Die dritte Säule der Reform, das Investitionsverpflichtungsgesetz, hingegen könne wegen europarechtlicher Vorgaben nicht mehr in den Bundestag eingebracht werden.
Das Kabinett der Ampel-Regierung hat die Novelle des Filmförderungsgesetzes im Mai beschlossen. Das Gesetz hätte Mitte November in zweiter und dritter Lesung im Bundestag verabschiedet werden sollen.
kps
Zuerst veröffentlicht 29.11.2024 12:10 Letzte Änderung: 29.11.2024 16:21
Schlagworte: Medien, Fernsehen, Film, Produktionen, NEU
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