21.01.2025 08:23
Washington (epd). Die Chefredakteurin der Fact-Checking Webseite "politifact.com", Katie Sanders, beobachtet in den USA Verunsicherung nach der Ankündigung von Facebook-Chef Mark Zuckerberg, nicht mehr mit externen Faktenprüfern zusammenzuarbeiten. Fact-Checking-Organisationen stellten sich die Frage, was das für ihre Zukunft bedeute, sagte Sanders am 17. Januar dem epd. Manche Organisationen könnten in "existenzielle Probleme" geraten, weil ihre Einnahmen von Facebook kämen. Die Seite "politifact.com" gehört zur Ausbildungsinstitution Poynter Institute mit Sitz in St. Petersburg (Florida) und ist seit 2016 Partner von Facebook.
Sarah Grevy Gotfredsen vom Tow Center for Digital Journalism in New York sagte dem epd, sie habe noch nichts darüber gehört, wie Medienkonzerne mit der Veränderung umgehen wollten. Man müsse sich daran erinnern, dass es lange gedauert habe, bis Medien die Plattform X nach der Übernahme durch Elon Musk tatsächlich verlassen hätten. Zudem sei unklar, wie das künftige Facebook mit seinem "Community Notes" genau aussehen werde. Sie vermute, dass Medien und Journalisten in Zukunft "in verschiedenen Nachbarschaften" unterwegs sein werden, sagte Gotfredsen.
Zuckerberg hatte Anfang Januar einschneidende Veränderungen für Facebook und Instagram angekündigt. Unter anderem werde - zunächst in den USA - die Zusammenarbeit mit externen Faktenprüfern beendet. Künftig erhielten Nutzer stattdessen die Möglichkeit, falsche oder irreführende Aussagen zu kennzeichnen.
Die Follower-Zahlen für US-Medienkonzerne reichen auf der Plattform in die hohen Millionen. Laut der Webseiten der Unternehmen hat CNN 40 Millionen Follower bei Facebook, die "New York Times" 20,2 Millionen und NBC News 11 Millionen.
Die Veränderungen stoßen bei manchen Usern auf Kritik. Die Webseite "techcrunch.com" berichtete, laut "Google Trends" suchten Nutzer vermehrt danach, wie man ein Facebook-Konto kündigt. "NBC News" berichtete dagegen, dass offenbar nur ein kleiner Prozentsatz bereit sei, sein Konto zu canceln. Beinahe zwei Drittel der Menschen in den USA nutzten Facebook. Facebooks Werbekunden würden sich wohl nicht zurückziehen, schrieb der Fachdienst "adweek.com". Werbewirkung bei Facebook sei für die Firmen unübertroffen.
Facebook liegt mit seiner Entscheidung im Trend. Das Silicon Valley galt in den Anfangsjahren als verlässliches Pflaster für demokratische Politiker, die ein junges und innovatives Wirtschaftssegment mit liberalen Werten ansprechen wollten. Vertreter der Industrie scharten sich um Barack Obama, der in seinem ersten Präsidentschaftswahlkampf intensiv mit Twitter, Facebook und Youtube arbeitete. Er setzte sich beispielsweise für Breitbandanschlüsse ein. Heute pflegen Tech-Größen wie Zuckerberg eine Nähe zu Donald Trump, der seit Montag zum zweiten Mal US-Präsident ist.
ege
Zuerst veröffentlicht 21.01.2025 09:23
Schlagworte: Medien, USA, Internet, Presse, ege, Facktenchecks, Sanders, Zuckerberg, Facebook, Gotfredsen
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