22.01.2025 09:03
Frankfurt a.M. (epd). Die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Redaktionsausschüsse (Agra) übt scharfe Kritik am Verhalten der ARD-Verantwortlichen in der Causa Thilo Mischke. Die Krisenkommunikation sei mangelhaft gewesen, hieß es in einer am 17. Januar veröffentlichten Agra-Stellungnahme. Keiner der direkt Beteiligten habe für die am 19. Dezember kommunizierte Berufung Mischkes zum Moderator der Sendung "ttt - titel thesen temperamente" Verantwortung übernommen und sie erklärt.
Die ARD hatte am 4. Januar mitgeteilt, dass der Journalist Mischke nach anhaltenden Protesten doch nicht Moderator der Kultursendung wird. Mischke steht in der Kritik wegen Äußerungen aus der Vergangenheit, die als sexistisch und rassistisch wahrgenommen werden. Mehr als 100 Autoren und Kulturschaffende hatten sich in einem Offenen Brief an die ARD gewandt und eine Zusammenarbeit ausgeschlossen, falls Mischke Nachfolge des langjährigen "ttt"-Moderators Max Moor wird.
"Wir Journalistinnen und Journalisten in den Rundfunkanstalten erwarten von Behörden und Unternehmen zügige Rückmeldungen und vor allem Antworten auf unsere Fragen, das Medienunternehmen ARD aber selbst schafft es nicht, zeitnah auf öffentliche Kritik angemessen zu reagieren", hielt die Agra fest. Dies sei ein Armutszeugnis.
Die Agra-Sprecher Hubert Krech (ZDF), Gabi Probst (RBB) und Alexandra Dietz (SWR) erklärten zudem, dass sich die ARD "durch eine bessere und informiertere Entscheidungsfindung" die Debatte hätte ersparen können. Die absehbare Kritik an Mischke sei offenbar unterschätzt worden, "obwohl sie intern von Leuten aus den Redaktionen geäußert wurde".
Aus diesem "Findungs- und Kommunikationsdesaster" müssten Lehren gezogen werden. Dies könne etwa durch verbriefte Mitspracherechte des "Maschinenraums" bei künftigen Personal- oder Richtungsentscheidungen geschehen, so die Agra. Die Redaktionen müssten "aus ihrer Erfahrung und aufgrund ihrer Expertise Voten abgeben können, die von den Verantwortlichen nicht ohne Weiteres übergangen werden können". Denkbar seien hier "einheitliche, starke Redaktionsstatute".
rid
Zuerst veröffentlicht 22.01.2025 10:03
Schlagworte: Medien, ttt, Mischke, Agra, rid, ARD
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