02.01.2025 16:13
Berlin (epd). Mehr als 100 Autoren und Kulturschaffende haben sich in einem Offenen Brief an die ARD gewandt und die Neubesetzung der Kultursendung "ttt - titel thesen temperamente" mit dem Journalisten Thilo Mischke kritisiert. In dem vom Berliner "Tagesspiegel" (Donnerstag) dokumentierten Brief heißt es, man sei bestürzt über die Personalentscheidung der ARD, mit der die Kultursendung nachhaltig beschädigt werde. "Eine Zusammenarbeit mit Thilo Mischke als Moderator der Kultursendung 'ttt - titel thesen temperamente' schließen wir deshalb für uns aus." Mischkes erste "ttt"-Sendung soll am 16. Februar von der Berlinale gesendet werden.
Mischke soll 2025 im Wechsel mit Siham El-Maimouni die Moderation der ARD-Kultursendung übernehmen. Der 43-Jährige, der unter anderem durch seine Arbeit für ProSieben bekannt wurde, ist wegen früherer Äußerungen, die als sexistisch wahrgenommen wurden, umstritten. Die ARD erklärte in Reaktion auf Kritik an der Personalentscheidung, seit der Veröffentlichung seines Buches "In 80 Frauen um die Welt" habe sich Mischke selbstkritisch mit den Vorwürfen auseinandergesetzt, ein sexistisches Frauenbild vermittelt und eine teils rassistische Sprache benutzt zu haben. Er habe sich mehrfach für seine Ausdrucksweise entschuldigt.
In dem Brief heißt es: "Thilo Mischke hat sich jedoch - entgegen der Behauptung der ARD - bis jetzt nicht kritisch mit seinem Werk auseinandergesetzt und sich nicht ausreichend distanziert." Zudem habe sich Mischke auch in den Jahren seit der Veröffentlichung mehrfach öffentlich sexistisch und rassistisch geäußert.
Die ARD habe 2022 die Erklärung "Gemeinsam gegen Sexismus und sexuelle Belästigung" des Bundesfamilienministeriums unterzeichnet, heißt es weiter in dem Brief: "Mit der Unterzeichnung dieser Erklärung hat sich die ARD verpflichtet, aktiv gegen Sexismus einzutreten." Zu den Unterzeichnern des Briefs zählen den Angaben zufolge der Autor Sasa Stanisic, der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk und der Inklusionsaktivist Raul Krauthausen.
Kritik äußerte auch der Journalistinnenbund. Mit dem "Baukasten gegen Sexismus" habe die ARD im Frühjahr angekündigt, für eine Unternehmenskultur stehen zu wollen, in der Sexismus, sexuelle Belästigung und überholte Rollenklischees keine Chance haben. "Ganz offenbar haben die vereinbarten Maßnahmen noch nicht gegriffen", erklärte die Vorsitzende des Journalistinnenbunds, Friederike Sittler, am Donnerstag. Anders lasse sich die Verpflichtung Mischkes nicht erklären.
Die Vereinigung appellierte an den 43-Jährigen, auf die Moderationstätigkeit zu verzichten "und damit der notwendigen Entscheidung der ARD zuvorzukommen". Die Entschuldigungen Mischkes für sexistische Äußerungen in der Vergangenheit seien nicht ausreichend. Sie zeugten "nicht davon, dass er wirklich verstanden hat, warum Frauen und mit ihnen solidarische Männer ihn kritisieren".
ema/rid
Zuerst veröffentlicht 02.01.2025 17:13 Letzte Änderung: 03.01.2025 11:15
Schlagworte: Medien, Fernsehen, Personalien, Mischke, ARD, ttt, ema, NEU
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