20.03.2025 10:20
Washington (epd). Der US-Internetkonzern Meta will das kritische Buch einer ehemaligen Mitarbeiterin ausbremsen. Doch die mediale Kontroverse um Metas Vorgehen gegen Sarah Wynn-Williams' "Careless People" ("Sorglose Leute") bringt dem Werk zusätzliche Aufmerksamkeit.
Nach Auffassung von Meta hätte Wynn-Williams das Buch wegen einer "Nichtverleumdungsklausel" im Beschäftigungsvertrag nicht schreiben dürfen. Am 12. März erteilte ein von Meta angerufenes Schiedsgericht die Weisung, dass die Autorin ihr Buch vorläufig nicht verkaufen und bewerben dürfe, wie das Magazin "Vanity Fair" berichtete.
Die Auswirkungen der Entscheidung sind offenbar begrenzt. "Careless People"-Verleger "Macmillan Publishers" erklärte, die Anweisung habe keine Wirkung auf den Verlag. Das Buch mit dem Untertitel "A Cautionary Tale of Power, Greed, and Lost Idealism" ("Eine Warnung vor Macht, Gier und verlorenem Idealismus") ist gegenwärtig erhältlich.
Wynn-Williams war seit 2011 bei Facebook und wurde 2017 von ihrem Job als Global Policy Director entlassen. "Careless People" sei schwarzhumorig und schockierend, schrieb die "New York Times". Es liefere ein "hässliches, detailliertes Porträt eines der mächtigsten Unternehmen der Welt". In einer Besprechung auf der Plattform "Mashable" heißt es, Meta-Chef Mark Zuckerberg scheine dem US-Präsidenten Donald Trump ähnlicher zu sein, als man es gewusst habe.
Wynn-Williams schreibt in ihrem Buch, an der Unternehmensstrategie bei Facebook zu arbeiten sei an manchen Tagen so gewesen, als beobachte man "einen Haufen 14-Jähriger, denen man Superkräfte und eine Unmenge Geld gegeben hat". Sie berichtet auch über sexuelle Belästigung im Unternehmen und Zuckerbergs angebliche Bereitschaft zu Kooperationen mit China und Donald Trump.
Im nicht-kommerziellen Rundfunksender NPR sagte Wynn-Williams, Zuckerberg sehe die Welt als ein Brettspiel, wie das Strategiespiel "Risiko". Dabei geht es um die Eroberung von Territorien und die Erschaffung eines Imperiums. Das beschäftige Zuckerberg, nicht die Auswirkungen auf die reale Welt, schreibt die Autorin.
Meta-Sprecher Andy Stone beschwerte sich im sozialen Netzwerk Threads, Wynn-Williams habe das Buchprojekt lange geheim gehalten und so den im Verlagswesen üblichen "Standard des Fact-Checking-Prozesses" umgangen. Im vergangenen Januar hatte Zuckerberg angekündigt, er werde Faktenchecks bei Instagram und Facebook abschaffen und im Namen der freien Meinungsäußerung durch "Community Notes" ersetzen, für die nach Unternehmensangaben Mitte März erste Tests begannen.
ege
Zuerst veröffentlicht 20.03.2025 11:20
Schlagworte: Medien, USA, Internet, Meta, Zuckerberg, Meinungsfreiheit, ege
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