01.04.2025 09:58
Stuttgart/Hamburg (epd). Der Südwestrundfunk (SWR) und der Norddeutsche Rundfunk (NDR) haben die Gehälter für außertariflich (AT) beschäftigte Mitarbeiter erhöht. Die im Herbst 2024 vereinbarten Gehaltserhöhungen über die Tarifabschlüsse seien grundsätzlich auch auf die AT-Angestellten übertragen worden, teilten beide Sender auf epd-Nachfrage mit. Ihre Gehälter stiegen somit ebenfalls Ende 2024 um 4,71 Prozent, im Januar 2026 folgt eine weitere Anhebung um 1,23 Prozent. Allerdings gibt es Ausnahmen.
Beim SWR sehen die AT-Verträge demnach vor, "dass die Gehälter entlang der tariflich vereinbarten Steigerungsraten erhöht werden". Die Erhöhung gilt auch für die neun Direktoren, ausgenommen ist nach Angaben der Rundfunkanstalt Intendant Kai Gniffke, dessen Bezüge nicht angepasst worden seien. Neben der Erhöhung um 4,71 Prozent Ende Dezember 2024 und der weiteren Steigerung um 1,23 Prozent im Januar 2026 sieht der Tarifabschluss beim SWR außerdem noch Einmalzahlungen vor. Solche Zahlungen erhalte das AT-Personal nicht, erklärte der Sender. Beim Tarifabschluss 2022 hätten die Mitglieder der SWR-Geschäftsleitung - neben Intendant Gniffke sind das die neun Direktoren - auf die Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro verzichtet.
Dass das Gehalt von Senderchef Gniffke in dessen zweiter Amtsperiode nicht steigt, hatte der SWR-Verwaltungsratsvorsitzende Hans-Albert Stechl bereits im Dezember 2023 öffentlich angekündigt. Damals war Gniffke von den SWR-Aufsichtsgremien für eine zweite fünfjährige Amtsperiode wiedergewählt worden, die Anfang September 2024 begann. Stechl hatte zum Intendantengehalt von Gniffke erklärt, dass es "in der zweiten Amtszeit keine Steigerung geben" werde: "Es wird in der Summe in der zweiten Amtszeit eine Reduzierung des Gehalts geben."
Im Jahr 2024 erhielt Gniffke nach Senderangaben ein Gehalt von 392.530 Euro. Das Grundgehalt des Intendanten sei auf den Stand vom 1. Dezember 2022 gedeckelt und werde dementsprechend bis zum 31. August 2029 nicht gesteigert, erklärte eine Sprecherin. Mit der zweiten Amtszeit ab dem 1. September 2024 sei Gniffkes vorherige Aufwandsentschädigung in Höhe von jährlich 4.200 Euro entfallen. Dem Intendanten stehe weiter ein Dienstwagen zur Verfügung, diese Sachleistung werde als geldwerter Vorteil versteuert.
Für Aufsichtsratstätigkeiten habe Gniffke 2024 insgesamt 12.000 Euro erhalten. Diese Summe habe er "vollständig für wohltätige Zwecke gespendet", sagte die Sprecherin. "Ungeachtet dessen versteuert der Intendant diese Einkünfte." Veröffentlicht werden die ARD-Intendantengehälter des Vorjahres üblicherweise in den jeweils im Sommer erscheinenden Geschäftsberichten und anschließend in einer Übersicht auf den Transparenzseiten des Senderverbunds.
Beim NDR seien die AT-Gehälter im Oktober 2024 um 4,71 Prozent erhöht worden, erklärte der Sender. Dies gelte auch für Intendant Joachim Knuth und die neun Direktoren in der Geschäftsleitung. Im Januar 2026 gebe es dann noch eine Erhöhung um 1,23 Prozent.
Der NDR verwies darauf, der Tarifabschluss bleibe, wie von der Finanzkommission KEF gefordert, mit einer linearen Steigerung von insgesamt 5,94 Prozent unter dem Abschluss des öffentlichen Diensts und unterhalb der Inflationsentwicklung. Dass beim NDR die AT-Bezüge angehoben wurden, erklärte der Sender mit der Vergütungssystematik: So setze die Gehaltsstruktur für das außertariflich angestellte Personal nahtlos an die tariflichen Gehaltsstufen an, weshalb die Struktur entsprechend der Tarifvereinbarung angepasst werde.
Auch beim NDR sieht der Tarifabschluss zusätzlich Einmalzahlungen vor, die auch das AT-Personal erhält. Die Mitglieder der Geschäftsleitung hätten auf solche Zahlungen allerdings verzichtet, erklärte der NDR. Intendant Knuth und die neun Direktoren hätten zudem im Jahr 2022 keine Inflationsausgleichsprämie in Anspruch genommen. Seit 2020 hätten "alle AT-Mitarbeitenden dreimal auf Gehaltssteigerungen in Höhe von insgesamt 3,56 Prozent verzichtet", erklärte der NDR weiter.
Ende Februar hatte auch das ZDF die AT-Gehälter analog zur Tarifeinigung angehoben. Davon sind somit auch die Bezüge der ZDF-Geschäftsleitung erfasst. Die Gehälter des AT-Personals entsprechend zu erhöhen, genehmigte der ZDF-Verwaltungsrat, dem auch drei amtierende Ministerpräsidenten und eine ehemalige Regierungschefin angehören.
Diese Entscheidung des mit Ministerpräsidenten besetzten ZDF-Verwaltungsrats kritisierte die WDR-Verwaltungsratsvorsitzende Claudia Schare auf Linkedin. Es sei "erstaunlich", eine tarifliche Erhöhung auf außertarifliche Beschäftigte zu übertragen, "während gleichzeitig in der Öffentlichkeit eine Beschränkung der Gehälter gefordert wird", schrieb Schare. Beim WDR seien die Grundgehälter der Mitglieder der Geschäftsleitung zuletzt Anfang April 2021 erhöht worden.
vnn
Zuerst veröffentlicht 01.04.2025 11:58 Letzte Änderung: 02.04.2025 17:43 (Update vom 2. April: Der SWR hat proaktiv Angaben zu den Bezügen von Intendant Gniffke im Jahr 2024 gemacht. Wir haben diese im Text ergänzt.)
Schlagworte: Medien, Rundfunk, Gehälter, SWR, NDR, vnn, NEU
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