10.04.2025 05:05
Berlin (epd). Intendantin Ulrike Demmer betrachtet die geplante Einsparung von rund 22 Millionen Euro beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) noch im laufenden Jahr als unumgänglich. Das Sparprogramm sei "zwingend nötig, um den Sender zukunftsfähig zu halten und wieder in Innovationen und die Programme investieren zu können", sagte Demmer der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag).
Neun Millionen müsse der RBB sparen, um ab dem nächsten Jahr überhaupt zahlungsfähig zu bleiben. "Aber der Sender muss sich entwickeln, muss sich den veränderten Bedingungen und Gewohnheiten anpassen können", sagte Demmer. Für Innovationen und für Investitionen seien mindestens 13 weitere Millionen Euro nötig.
Bei einer Belegschaftsversammlung am vergangenen Freitag waren rund 150 Vorschläge für Einsparungen vorgestellt worden. Die einzusparenden 22 Millionen Euro entsprechen einer Verringerung des Personal- und Honoraraufwands um rund 250 Vollzeitstellen oder 10,2 Prozent der aktuellen Personal- und Honorarkosten. Diese liegen derzeit bei 215 Millionen Euro.
"Unsere Ausgaben für Personal sind unverhältnismäßig hoch. Deswegen gehen wir da jetzt dran", sagte Demmer der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die Hälfte der 150 vorgeschlagenen Maßnahmen betreffe Strukturen und Führungskräfte. Es würden Organisationseinheiten zusammengelegt und Prozesse verbessert. "Die Maßnahmen, die auf dem Tisch liegen, betreffen zum weit überwiegenden Anteil Positionen von Festangestellten und nicht der Freien, was viel einfacher wäre und deshalb so oft gemacht wurde", sagte die Intendantin.
In den kommenden zwei Wochen könnten alle Beschäftigten die Sparvorschläge kommentieren und eigene Vorschläge machen. "Außerdem wird es im Mai einen Workshop für alle Mitarbeitenden geben. Erst danach gehen wir ins Gespräch mit den Gewerkschaften", sagte Demmer. Solch ein Vorgehen sei bei so umfangreichen Sparmaßnahmen ungewöhnlich. "Aber wir wollen in dem partizipativen Prozess auch Potenziale heben, die den Mitarbeitenden auffallen", sagte sie zur Begründung.
Die Kopf-ab-Attitütde teile ich nicht.
Demmer äußerte sich auch zur fehlerhaften Berichterstattung des RBB über Belästigungsvorwürfe gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar. Eine unabhängige Untersuchungskommission hatte dem Sender in einem Bericht schwere journalistische Fehler attestiert und festgestellt, dass sich Chefredakteur David Biesinger trotz der Tragweite des Falles "lediglich rudimentär über die Recherche und das Zustandekommen der Berichterstattung informieren" ließ. Biesinger ist Mitte März als Chefredakteur zurückgetreten und leitet jetzt kommissarisch die Hauptabteilung Programmressourcen des Senders.
Dass Biesinger das Haus verlassen müsste, sehe sie nicht, sagte die Intendantin: "Wir jagen Menschen, die Fehler machen oder verantworten, nicht gleicht aus dem Haus. Die Kopf-ab-Atttüde teile ich nicht." Der RBB sei gut beraten, hier mit Augenmaß vorzugehen. "Die Zeiten, in denen im RBB willkürliche Entscheidungen getroffen wurden, sind vorbei."
Bei der Berichterstattung über Gelbhaar habe es "nicht den einen Fehler" gegeben, sagte Demmer: "Am Ende hat ein Zusammentreffen aus mangelnder journalistischer Sorgfalt, fehlender Erfahrung, nicht angewendeten Standards und unklaren Strukturen zu dieser folgenschweren falschen Berichterstattung geführt. Oberste Priorität hat jetzt, dass wir sicherstellen, dass so etwas nicht noch mal passieren kann." Sie kündigte eine neue Dienstanweisung für die Programmverantwortung und verpflichtende Schulungen zu Verdachtsberichterstattung an.
kfr/dir
Zuerst veröffentlicht 10.04.2025 07:05 Letzte Änderung: 10.04.2025 11:46
Schlagworte: Medien, Rundfunk, RBB, Demmer, NEU
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