ECPMF: Körperliche Angriffe auf Journalisten auf neuem Höchststand - epd medien

14.04.2025 09:36

Nach Reporter ohne Grenzen vermeldet auch das Europäische Zentrum für Presse- und Medienfreiheit in Leipzig eine hohe Zahl an Angriffen auf Medienschaffende in Deutschland. 2024 gab es laut der Studie "Feindbild Journalist" 98 solcher Attacken.

Studie "Feindbild Journalist" des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit

Leipzig (epd). Im vergangenen Jahr sind Medienschaffende in Deutschland nach Zählung des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in insgesamt 98 Fällen körperlich angegriffen worden. Diese Zahl liege somit "seit nunmehr fünf Jahren auf einem deutlich höheren Niveau als vor der Corona-Pandemie", teilte das ECPMF am Montag in Leipzig mit.

Die Zahl der physischen Angriffe erreichte demnach einen neuen Höchststand seit Beginn der Langzeitstudie im Jahr 2015. Hierzulande werde die Pressefreiheit "zunehmend herausgefordert", heißt es in der Studie mit dem Namen "Feindbild Journalist:in 9: Pressefreiheit im Spannungsfeld gesellschaftlicher Krisen". Die Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen (RSF) hatte 89 Attacken auf Medienschaffende und Medienhäuser im Jahr 2024 dokumentiert.

Großteil der Fälle bei Demos

In der ECPMF-Zählung ereigneten sich insgesamt 74 der 98 Fälle physischer Angriffe bei Demonstrationen. Auf pro-palästinensische Versammlungen entfielen davon 57 Fälle. Dem rechten Spektrum konnten laut Studie 20 der 98 Fälle zugeordnet werden, 3 Fälle dem linken Spektrum.

In 61 der insgesamt 98 dokumentierten Fälle seien Männer als Verantwortliche ermittelt worden. In nur neun Fällen wurden Frauen als Täter identifiziert. Da sich viele Angriffe im Gedränge von Demonstrationen und teils in Sekundenbruchteilen ereigneten, etwa durch das Werfen von Gegenständen, sei eine eindeutige Zuordnung des Geschlechts der Täter in mehreren Fällen nicht möglich gewesen.

Extreme Rechte ist größte Bedrohung

Die meisten tätlichen Angriffe auf Medienschaffende ereigneten sich wie bereits im Jahr 2023 in Berlin. Der größte Teil dieser 62 Fälle passierte den Angaben zufolge auf pro-palästinensischen Demonstrationen in der Hauptstadt. In Sachsen wurden insgesamt zehn, in Bayern sieben Fälle registriert.

Bei Demonstrationen, die sich aus Akteuren verschiedener Ideologien zusammensetzen, sei eine Berichterstattung "häufig nur unter entsprechenden Schutzmaßnahmen möglich". Strukturell stelle die extreme Rechte "nach wie vor die größte Bedrohung für die Pressefreiheit dar", hieß es in der Studie.

Niedrigster Wert im Jahr 2017

Der niedrigste Wert tätlicher Angriffe seit 2015 wurde im Jahr 2017 verzeichnet, damals waren es zehn Fälle. Die meisten Fälle vor dem aktuellen Höchststand im vergangenen Jahr gab es bisher 2021 mit 83 tätlichen Angriffen, 2023 lag die Zahl bei 69 Fällen. Bei der Langzeitstudie kooperiert das ECPMF mit dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV).

Das ECPMF (European Centre for Press and Media Freedom) ist eine gemeinnützige Organisation, die 2015 in Leipzig gegründet wurde. Sie arbeitet auf der Grundlage der Europäischen Charta der Pressefreiheit und der Charta der Grundrechte der Europäischen Union. Ihr Ziel ist es, die Medienfreiheit zu fördern, zu bewahren und zu verteidigen.

cph



Zuerst veröffentlicht 14.04.2025 11:36 Letzte Änderung: 14.04.2025 12:07

Schlagworte: Medien, Presse, Journalismus, ECPMF, Kriminalität, Pressefreiheit, cph, NEU

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