06.05.2025 08:23
Paris/Managua (epd). Aus Protest gegen die Auszeichnung der nicaraguanischen Zeitung "La Prensa" mit dem Guillermo-Cano-Weltpreis für Pressefreiheit der Unesco plant die Regierung des Landes ihren Austritt aus der Organisation. Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay erklärte am 3. Mai in Paris, sie habe ein Schreiben der Regierung Nicaraguas erhalten, in dem diese ihren Austritt als Reaktion auf die Preisverleihung ankündigt.
Laut Unesco rechtfertigen die nicaraguanischen Behörden ihre Entscheidung, indem sie den Preis als "teuflischen Ausdruck einer verräterischen antipatriotischen Gesinnung" von "La Prensa" anprangern. Sie werfen der Zeitung vor, "militärische und politische Interventionen der USA in Nicaragua" zu fördern.
Azoulay erklärte, sie bedauere die Entscheidung, die das nicaraguanische Volk um die Vorteile der Zusammenarbeit - insbesondere in den Bereichen Bildung und Kultur - bringen werde. Die Unesco bewege sich "voll und ganz im Rahmen ihres Mandats, wenn sie die Meinungs- und Pressefreiheit auf der ganzen Welt verteidigt". Mit dem Guillermo-Cano-Weltpreis zeichnet die Unesco seit 1997 auf Empfehlung einer unabhängigen Fachjury eine Person, Organisation oder Institution für Verdienste in diesem Bereich aus.
"La Prensa" soll am 7. Mai am Rande der Weltkonferenz für Pressefreiheit in Brüssel mit dem Cano-Preis ausgezeichnet werden. "La Prensa hat mutige Anstrengungen unternommen, um den Menschen in Nicaragua die Wahrheit zu berichten", erklärte der Jury-Vorsitzende Yasuomi Sawa. "La Prensa" sei in der Vergangenheit schweren Repressionen ausgesetzt gewesen "Diese Zeitung, die ins Exil gezwungen wurde, hält die Flamme der Pressefreiheit mutig am Leben", so Saws.
Gegründet wurde "La Prensa" 1926 in der nicaraguaischen Hauptstadt Managua. Seit 2021, nach der Inhaftierung und Ausweisung ihrer Führung und der Beschlagnahmung ihres Vermögens, erscheint "La Prensa" weiterhin online. Die meisten ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leben nach Angaben der Unesco im Exil und arbeiten von Costa Rica, Spanien, Mexiko, Deutschland und den USA aus.
Der seit 18 Jahren ununterbrochen regierende Präsident Daniel Ortega und seine Frau Rosario Murillo, frühere Vize-Präsidentin und seit einer Verfassungsreform vom Februar offiziell Co-Präsidentin, wurden in umstrittenen Wahlen mehrmals wiedergewählt. Seitdem sicherten sie sich immer mehr Macht und verfolgen spätestens seit Protesten 2018 jegliche Kritik oder Opposition gnadenlos. Ortega ist Vorsitzender der linksgerichteten Sandinistischen Nationalen Befreiungsfront (FSLN).
Aus einem Bericht der nicaraguanischen Stiftung für Meinungsfreiheit und Demokratie (Fled) aus dem Januar dieses Jahres geht hervor, dass seit der Niederschlagung vor rund sieben Jahren mehr als 280 Medienschaffende das zentralamerikanische Land verließen. In den letzten Monaten des Jahres 2024 habe die Regierung die Repressalien gegen unabhängige Medien und Journalisten weiter verschärft. Dazu zählten "das Verschwindenlassen von Personen, Verbote und willkürliche Verhaftungen".
Die Unesco ist die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation. Sie wurde am 16. November 1945 gegründet und zählte bislang 194 Mitgliedsstaaten.
nbl
Zuerst veröffentlicht 06.05.2025 10:23 Letzte Änderung: 06.05.2025 10:42
Schlagworte: Nicaragua, UN, Presse, Pressefreiheit, Unesco, nbl, NEU
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