RBB Media beklagt Auswirkungen von Werbebeschränkungen - epd medien

07.05.2025 09:54

Fahnen des Rundfunks Berlin-Brandenburg an der Masurenallee in Berlin

Berlin (epd). Die RBB Media, die Werbetochter des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), beklagt Auswirkungen neuer staatsvertraglicher Regelungen auf das Werbegeschäft im Hörfunk. Die dadurch "entgangenen Umsatzpotentiale" für das Gesamtjahr 2024 lägen bei rund 1,9 Millionen Euro, teilte das Unternehmen auf epd-Nachfrage mit. Grund dafür seien neu eingeführte Werbebegrenzungen, die auch in diesem Jahr "wesentliche Auswirkungen auf die Werbeerlöse" haben würden.

Die 2024 erzielten Umsätze aus der Hörfunkwerbung wollte die RBB Media noch nicht nennen. Diese würden erst veröffentlicht, wenn der Jahresabschluss festgestellt worden sei, hieß es. Nach den Planzahlen für 2024, die im Jahresabschluss für 2023 genannt wurden, kalkulierte die RBB Media bei der Radiowerbung mit Umsätzen von 9,9 Millionen Euro. Aus allen Geschäftsaktivitäten erwartete das Unternehmen für 2024 Umsätze von 28,5 Millionen Euro.

Staatsvertrag reduziert Möglichkeiten

Durch die Novelle des RBB-Staatsvertrags, die die Länder Berlin und Brandenburg Anfang 2024 in Kraft setzten, wurden die Werbemöglichkeiten im Hörfunk der Rundfunkanstalt reduziert. Es gibt fünf Programme beim 2003 gegründeten RBB, die Werbung senden: Neben den beiden Landeswellen Antenne Brandenburg und RBB 88.8 sind dies noch Radioeins, Fritz und RBB24 Inforadio. Seit Anfang 2024 ist der zeitliche Umfang der Werbung in diesen Programmen zusammen auf "insgesamt 90 Minuten werktäglich im Jahresdurchschnitt" begrenzt.

Zuvor galt zwar ebenfalls eine Obergrenze von 90 Minuten. Allerdings wurde hier aufgrund einer Sonderregelung nur die Werbung in einer der beiden Landeswellen berücksichtigt. Dafür herangezogen wurde die Landeswelle mit dem jeweils höchsten Minutenwert, die Werbung in der anderen Landeswelle wurde nicht auf die Obergrenze angerechnet. Um wie viele Werbeminuten es dabei bis Ende 2023 ungefähr werktäglich im Schnitt ging, ist unklar.

Keine genauen Angaben

Die RBB Media machte dazu auf Nachfrage keine genauen Angaben. Sie verwies auf das Jahr 2023, das bei der Werbung "nicht mit einer Vollauslastung" abgeschlossen worden sei. Der Werbeumfang habe "aufgrund eines schwierigen nationalen Radiojahres" unterhalb der Obergrenze von 90 Minuten gelegen. Weitere Details veröffentliche man nicht. Die nun beendete sogenannte Landeswellen-Regelung war laut RBB Media "im Nachgang der Fusion von SFB und ORB zwischen dem RBB und den Staatsvertragsländern getroffen" worden.

Außerdem untersagt der neue RBB-Staatsvertrag dem Sender "lokal- und regionalbezogene Werbung". Damit sei "die Ausstrahlungsform, nicht der Inhalt der Werbung gemeint", erklärte die RBB Media. Das gehe aus der Begründung des Staatsvertrags hervor. Die Länder Berlin und Brandenburg beendeten demnach die Möglichkeit, beim Programm Antenne Brandenburg über die UKW-Frequenzen für Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam auseinandergeschaltete Werbung auszustrahlen ("Werbe-Splitting"). Übergangsweise war der RBB Media zufolge dieses Splitting noch bis Ende 2024 möglich, sofern es auf Werbeverträgen basierte, die vor dem 1. Januar 2024 geschlossen worden waren. Mit Jahresbeginn 2024 habe man keine neuen Buchungen mehr akzeptieren dürfen

Werbekontingent frühzeitig ausgeschöpft

Im vergangenen Jahr sei beim RBB-Hörfunk das zulässige Werbekontingent frühzeitig ausgeschöpft worden, erklärte die RBB Media. Die Obergrenze von 90 Minuten sei bereits im Frühherbst 2024 erreicht worden: "Durch die Beschränkung und den Wegfall der Lokalwerbung konnte die RBB Media im wichtigen vierten Quartal keine neuen Buchungen mehr annehmen." Bei den Beratungen über die Staatsvertragsnovelle im Jahr 2023 hatte der RBB vor entsprechenden Umsatzeinbußen gewarnt.

Hinzu kommt aus Sicht der RBB Media ein weiterer Effekt: Wegen sinkender linearer Reichweiten entwickelten sich allgemein die Werbeeinnahmen rückläufig. Da "derzeit keine digitalen Werbemöglichkeiten bestehen", werde in der Folge das Ergebnis der RBB Media rückläufig sein, sollten keine alternativen Geschäftsmodelle entstehen. Die derzeitigen Vorschriften sehen vor, dass die öffentlich-rechtlichen Online-Angebote werbefrei sein müssen und auch kein Sponsoring enthalten dürfen.

Mehr Gewinn als erwartet

Erik Stohn, als Vertreter des RBB-Rundfunkrats Mitglied im Aufsichtsrat der RBB Media, sagte am 11. April, für die Zukunft müssten die Erwartungen an die Werbetochter deutlich reduziert werden. Gründe dafür seien die weltwirtschaftliche Lage und geändertes Mediennutzungsverhalten, sagte Stohn in einer Rundfunkratssitzung. Dann werde nach dem Plan der jährliche Gewinn bei der RBB Media deutlich unter fünf Millionen Euro liegen.

Unter dem Strich schlugen die neuen Werbebegrenzungen im Hörfunk bei der RBB Media 2024 nicht durch. Die Werbetochter kam Stohn zufolge auf ein deutlich besseres Jahresergebnis, als eigentlich erwartet worden war. Nach seinen Angaben haben dazu auch zuschauerstarke Sportevents im Ersten beigetragen. Der Gewinn habe sich auf 8,2 Millionen Euro belaufen, geplant gewesen seien 5,1 Millionen Euro. Stohn ist SPD-Abgeordneter im Landtag von Brandenburg.

Der RBB Media teilte dem epd mit, dabei handele es sich um "die vorläufigen, vom Wirtschaftsprüfer ungeprüften Zahlen". Die endgültigen Zahlen würden nach der Prüfung sowie der Feststellung durch den RBB als Gesellschafter veröffentlicht. Die RBB Media wird seit Anfang Mai von Anja Mellage als alleiniger Geschäftsführerin geleitet.

vnn



Zuerst veröffentlicht 07.05.2025 11:54

Schlagworte: Medien, Werbung, RBB, RBB Media, vnn, Stohn, Hörfunk, RBB-Staatsvertrag

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