03.06.2025 08:51
Paris (epd). Die französische Medienaufsicht Arcom hat die Präsidentin der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt France Télévisions, Delphine Ernotte Cunci, am 14. Mai für eine dritte Amtszeit bestätigt. Ernotte Cunci setzte sich gegen drei Gegenkandidaten durch: die TV-Produzentin Frédérique Dumas, den TV-Manager Philippe Lefèvre und die ehemalige TV-Werbemanagerin Irène Grenet. Ihre neue fünfjährige Amtszeit beginnt am 22. August.
Alle vier Kandidaten stellten ihre Vorhaben der Arcom vor. Ernotte Cunci unterstrich in ihrer Präsentation, dass sie der Plattform "France.tv" Priorität einräumen und eine öffentlich-rechtliche Gruppe darum herum organisieren wolle. Sie unterstützte auch "leidenschaftlich" das Regierungsprojekt einer gemeinsamen Holdinggesellschaft für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Frankreich. Neben France Télévisions könnten der Holding auch Radio France, das Institut national de l'audiovisuel, das Rundfunkarchiv INA, und der Auslandsrundfunk France Médias Monde angehören.
Die Arcom bezeichnete die Wiederwahl Ernotte Cuncis als "Wahl der Kontinuität" in einer "Zeit der großen Ungewissheiten". Man habe ihr bisheriges Engagement für Umgestaltungen sowie Zuschauer-Erfolge bei den TV-Kanälen und der Plattform "France.tv" berücksichtigt. Das meistgesehene Fernsehereignis 2024 in Frankreich waren die Olympischen Sommerspiele in Paris mit einem Zuschauerrekord bei der Eröffnung Ende Juli. 2024 stellten die über 62 Millionen französischen Fernsehzuschauer einen neuen absoluten Rekord in der Fernsehgeschichte auf.
Das Projekt einer Holding des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Frankreich wird von Staatspräsident Emmanuel Macron seit seinem Amtsantritt verfolgt. Seit dem Ende der Rundfunkgebühr 2022 wird der öffentlich-rechtliche Rundfunk aus einem Teil der Mehrwertsteuereinnahmen finanziert. Im Juni 2023 billigte der Senat einen Reform-Gesetzentwurf, den der zentristische Senator Laurent Lafon (UC), Vorsitzender des Ausschusses für Kultur, Bildung und Kommunikation, eingebracht hatte. Er sieht die Bildung einer Rundfunk-Holding aus Radio France und France Télévisions vor.
Eine Diskussion in der Nationalversammlung darüber wurde bereits mehrmals verschoben. Die unabhängige, konservative Kulturministerin Rachida Dati will das Projekt Mitte Juni wieder auf die Tagesordnung der Nationalversammlung setzen. "Wir wollen mit der Regierung bis ans Ende dieser Reform gehen", erklärte Regierungssprecherin Sophie Primas.
Die 58-jährige Delphine Ernotte Cunci steht als erste Frau bereits seit 2015 an der Spitze des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Frankreich und ist seit Januar 2021 zudem Präsidentin der Europäischen Rundfunkunion EBU, der Dachorganisation der öffentlich-rechtlichen Rundfunkorganisationen Europas und des Mittelmeergebietes.
Ernotte Cunci stammt aus einer Arztfamilie im südwestfranzösischen Bayonne und ist baskisch-korsischer Herkunft. Sie studierte Ingenieurswesen an der Pariser École Centrale und promovierte dort 1989. Ihre gesamte berufliche Karriere verbrachte sie zunächst von 1989 bis 2015 beim Unternehmen France Télécom, das seit 2013 unter dem Firmennamen Orange agiert. Sie begann dort als Finanzanalystin und brachte es 2011 zur stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden.
Die drei führenden TV-Unternehmen in Frankreich, France Télévisions, TF1 und M6, erreichten 2024 in Frankreich zusammen einen Marktanteil von 68,6 Prozent. Dabei lag France Télévisions mit 29,0 Prozent auf dem ersten Platz vor den kommerziellen Anbietern TF1 mit 26,8 Prozent und M6 mit 12,8 Prozent.
Zu France Télévisions gehören die Fernsehkanäle France 2, France 3 und seine 24 Regionalsender, France 4, France 5 und der Nachrichtenkanal France Info sowie das Übersee-Netz Outre-mer La Première. Die TV-Gruppe zählt rund 8.800 Mitarbeiter und erhält 2025 eine staatliche Finanzierung in Höhe von 2,5 Milliarden Euro.
ebe
Zuerst veröffentlicht 03.06.2025 10:51
Schlagworte: Medien, Frankreich, Ebert, France Télévisions, Ernotte Cunci, ebe
zur Startseite von epd medien