Experte: Politik beschränkt ARD und Co. auf Druck der Verlage unnötig - epd medien

11.06.2025 10:22

Frankfurt a.M. (epd). Der Schweizer Medienwissenschaftler Manuel Puppis wirft der Medienpolitik vor, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auf Druck der Presseverlage unnötig zu beschränken. Zwar stelle die bisherige Forschung "negative Auswirkungen der Public-Service-Onlineangebote auf die Zahlungsbereitschaft für private Medien in Abrede, doch unter dem Druck der Verlage beschränkt die Politik ARD, ZDF und Co. weiterhin auf Audio- und Videoformate", schreibt Puppis in einem Gastbeitrag für den Fachdienst epd medien.

Angesichts anhaltender, teils durchaus berechtigter Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk werde in der Medienpolitik fast ausschließlich eine Abbau- und Begrenzungsdiskussion geführt, "anstatt darüber nachzudenken, welche Leistungen eine digitalisierte Gesellschaft von einem Public Service künftig braucht", argumentiert Puppis - Professor für Medienstrukturen und Governance an der Universität Freiburg (Schweiz) und Vizepräsident der Eidgenössischen Medienkommission - in dem Beitrag. Es werde gerne vergessen, "was Deutschland an der ARD, ZDF und Deutschlandradio hat", schreibt der Wissenschaftler.

Positive Auswirkungen auf private Angebote

Die internationale Forschung zeige klar, dass sich die Bevölkerung in Ländern mit starken öffentlichen Medien durch höheres politisches Wissen auszeichne, dass es einen Zusammenhang zwischen stabil finanzierten öffentlichen Medien und einer gesunden Demokratie gebe. Belegt seien auch positive Auswirkungen eines starken Public Services auf das Nachrichtenangebot privater Medien.

Viel zweckdienlicher wäre es, durch private Anbieter erbrachten Journalismus mit einer konvergenten Medienförderung zu unterstützen, schlägt Puppis vor. Vor allem in den nordischen Ländern gebe es langjährige Erfahrung damit, wie eine solche Förderung staatsfern und wirksam implementiert werden könne. In Deutschland seien solche medienpolitischen Bestrebungen bislang allerdings erfolglos geblieben.

nbl



Zuerst veröffentlicht 11.06.2025 12:22 Letzte Änderung: 11.06.2025 12:40

Schlagworte: Medien, Rundfunk, Forschung, NEU

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