25.06.2025 09:02
Wien (epd). Auf der konstituierenden Sitzung des neuen ORF-Stiftungsrats ist der PR- und Kommunikationsexperte Heinz Lederer zum neuen Vorsitzenden gewählt worden. Wie der österreichische öffentlich-rechtliche Sender am 17. Juni mitteilte, folgt der frühere Kommunikationschef der SPÖ, der 2001 die Agentur "Lederer Communication" gründete, auf den Unternehmer und Politiker Lothar Lockl. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wählte das Gremium den Juristen Gregor Schütze, Geschäftsführer der PR-Agentur "Schütze Public Results". Dem Stiftungsrat gehören derzeit 34 (ab Herbst dann vollzählig 35) Mitglieder an, sie amtieren für vier Jahre.
"Wir werden uns mit voller Kraft dafür einsetzen, dass die gesamte Breite des öffentlich-rechtlichen Auftrags des ORF erhalten bleibt", erklärte Lederer. Angesichts der Sparvorgaben, die schon 2025 eingepreist werden müssten, sei das eine "Mammutaufgabe", die der ORF-Stiftungsrat behutsam und umsichtig begleiten werde.
Der Vorsitzende des ORF-Stiftungsrats spielt eine Schlüsselrolle bei der Bestellung der ORF-Führung: Bei der Abstimmung entscheidet bei einem Patt seine Stimme; er handelt auch den Vertrag mit dem ORF-Chef aus. Der Stiftungsrat wird im Sommer nächsten Jahres den neuen ORF-Generaldirektor wählen. ORF-Chef Roland Weißmann soll Medienberichten zufolge an der Fortführung des Amts interessiert sein.
Die Besetzung des Stiftungsrates musste nach einer Novellierung des ORF-Gesetzes neu geregelt werden. Der österreichische Verfassungsgerichtshof hatte im Oktober 2023 einige Besetzungsregeln für Stiftungsrat und Publikumsrat des Österreichischen Rundfunks als verfassungswidrig aufgehoben. Nach Auffassung der obersten Richter hatte die Bundesregierung zu großes Gewicht bei der Bestellung der ORF-Gremien. Der österreichische Nationalrat hat Ende März eine Gesetzesnovelle verabschiedet, mit der die Zahl der von der Regierung bestellten Stiftungsräte von neun auf sechs reduziert wurde und die der Vertreter aus dem ORF-Publikumsrat von sechs auf neun erhöht
Zu den von Bundesregierung neu bestimmten Experten gehört der Insbrucker Wirtschaftswissenschaftler Leonhard Dobusch, der bis vor kurzem Mitglied des ZDF-Verwaltungsrats war. Außerdem bestellte die österreichische Bundesregierung: Gregor Schütze, Ruth Strondl vom Wiener Kunsthistorischen Museum und die Diplomingenieurin Christina Wilfinger (SAP Österreich); diese Drei haben die ÖVP-Regierungsmandate im Stiftungsrat bekommen. Die SPÖ nominierte neben Dobusch Astrid Salmhofer, die Leiterin der Konzernkommunikation der Wiener Stadtwerke, die Neos den Unternehmensberater und Ex-Sony-Music-Manager Philip Ginthör.
Sechs weitere Mitglieder bestellen die Parteien im Nationalrat: Mandate bekamen der Politiker Peter Westenthaler und der Finanzrechtsprofessor an der Uni Salzburg, Christoph Urtz, für die FPÖ; beide sind Kritiker der Beitragsregelung für den ORF. Heinz Lederer wurde für die SPÖ und erneut Ewald Aschauer von der Wirtschaftsuniversität Wien für die ÖVP berufen; die Grünen entsenden wieder Hildegard Aichberger (Umweltbundesamt), die Neos neu den Medienanwalt Markus Boesch.
Neun Mitglieder bestellen die Länder. Unter den von ihnen benannten Vertretern sind auch zwei Medienexperten, die früher führende Funktionen beim ORF innehatten. So entsandte die Landesregierung der Steiermark wieder den früheren Marketingchef und Online-Direktor des ORF, Thomas Prantner. Das Land Kärnten schickte den früheren ORF-Technikdirektor Michael Götzhaber in den Stiftungsrat, er tritt an die Stelle von Siegfried Neuschitzer, der das Land seit 2009 in dem Gremium vertrat.
Die Tiroler Landesregierung, Oberösterreich und das Burgenland setzten dagegen auf Kontinuität: Für Tirol wird auch in Zukunft Stefan Kröll im Stiftungsrat sitzen. Kröll ist Journalist und Inhaber einer Kommunikationsagentur. Oberösterreich entsandte die Marketingexpertin Katharina Hofer, die als Wirtschaftswissenschaftlerin an der Universität Linz lehrt. Das Burgenland bestellt weiterhin den Musiker und Komponisten Christian Kolonovits.
Der neue ORF-Publikumsrat trat erstmals am 6. Juni zusammen und wählte die Juristin Gabriele Zgubic-Engleder zur neuen Vorsitzenden des Gremiums. Sie vertritt die Arbeitskammer und ist neu im Publikumsrat. Die neun gewählten Mitglieder für den Stiftungsrat wurden von der österreichischen Regierung vorgeschlagen. Nach einem Bericht des "Standard" laufen Gertrude Aubauer, Andreas Kratschmar, Herbert Rupp und Bernhard Wiesinger auf dem ÖVP-Tickets, Rudolf Kolbe, Siegfried Meryn, Andrea Schellner und Gabriele Zgubic-Engleder auf SPÖ-Tickets und Alexander Zach auf einem Neos-Ticket. Fünf Mitglieder werden vom Zentralbetriebsrat des ORF bestellt.
Der Stiftungsrat beschließt unter anderem die Erhöhung des ORF-Beitrags, den Jahresabschluss und das Programmschema des ORF. Der ORF-Beitrag ist bis 2029 eingefroren.
rks
Zuerst veröffentlicht 25.06.2025 11:02
Schlagworte: Medien, Rundfunk, Österreich, ORF, Personalien, rks
zur Startseite von epd medien