Tschechien: Bisheriger Verkaufsdirektor Chudarek neuer TV-Intendant - epd medien

24.07.2025 07:50

Nach sechs Wahlgängen hat das Tschechische Fernsehen einen neuen Intendanten bekommen: Der bisherige Verkaufsdirektor Hynek Chudarek ist Nachfolger von Jan Soucek. Der war wegen verschiedener Verstöße gegen das Fernsehgesetz abgewählt worden.

Der neue CT-Chef Hynek Chudarek

Prag (epd). Der 64 Jahre alte Hynek Chudarek ist neuer Intendant des öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehens (CT). Er trat den Posten zum 1. Juli für sechs Jahre an. Vorangegangen war ein erbitterter Kampf mit fünf Abstimmungen zwischen dem bisherigen Verkaufsdirektor Chudarek und Programmdirektor Milan Fridrich. Eine Lösung kam erst nach dem Verzicht Fridrichs zustande.

Chudareks Vorgänger Jan Soucek war vom CT-Fernsehrat Anfang Mai 2025 bei einer außerordentlichen Sitzung abgewählt worden war. Als Begründung wurden Verstöße gegen das tschechische Fernsehgesetz angeführt. Soucek habe auf unangemessene Weise mit der Öffentlichkeit kommuniziert, publizistische Sendungen aus dem Programm genommen, die Einstellung von TV-Sendern angedroht sowie den Fernsehrat nicht über Druckausübungen von außen informiert, hieß es. Soucek war nur ein Jahr und sieben Monate im Amt.

21 Bewerber für Intendantenposten

Für das Amt des Intendanten bewarben sich zunächst 21 Personen. Der Fernsehrat reduzierte die Zahl auf fünf. Bei vier Wahlgängen am 18. Juni erzielte jedoch keiner der Kandidaten die erforderliche Mehrheit. Auch beim nächsten Termin eine Woche später waren zwei weitere Wahlgänge nötig, ehe Fridrich zurückzog und Chudarek mit 13 von 16 Stimmen bei drei ungültigen Stimmen gewählt wurde.

Chudarek studierte Chemie in Prag und war 2002 Mitbegründer und erster Direktor des privaten Kulturfernsehsenders TV Ocko. 2009 und 2011 kandidierte er erfolglos für das Amt des CT-Intendanten. Ab 2012 war er Verkaufsdirektor. Der 55-jährige neue CT-Vize-Intendant Milan Fridrich studierte Philosophie in Prag und arbeitete zunächst für das Tschechische Radio und für einen Presseverlag. Seit 2005 ist er beim Tschechischen Fernsehen, seit 2011 dort Programmdirektor.

Neue CT-Spitze will Führung reduzieren

Chudarek und Fridrich setzen sich für eine verstärkte Förderung des Fernsehens für Kinder und Jugendliche ein, beispielsweise durch mehr Eigenproduktionen, außerdem für eine Reorganisation der Nachrichten mit mehr Beiträgen aus den Regionen und dem Ausland. Auch die investigative Berichterstattung soll verstärkt werden.

Nach seinem Amtsantritt kündigte Chudarek zudem an, die CT-Führung von 19 auf 9 Personen zu reduzieren. Daneben plant er die Abschaffung von zwei Abteilungen und des Produktionssystems im TV-Sender. Chudarek ist gegen eine mögliche Fusion mit dem öffentlich-rechtlichen Tschechischen Radio, das selbstständig ist, und befürwortet das jetzige Gebührensystem.

Im ersten Halbjahr 2025 war CT erneut TV-Marktführer in Tschechien mit einem Marktanteil von 29,3 Prozent. Die beiden kommerziellen Hauptkonkurrenten waren weiter die beiden tschechischen kommerziellen TV-Gruppen Nova (PPF-CME) mit einem Marktanteil von 27,9 Prozent und Prima (GES) mit 26,9 Prozent.

Höhere Rundfunkgebühren seit Mai

Die Haushalte in Tschechien müssen seit Mai höhere Rundfunkgebühren zahlen. Das entsprechende Mediengesetz hatte die tschechische konservativ-liberale Regierung unter Ministerpräsident Petr Fiala gegen die Proteste der populistischen Opposition im Parlament durchgesetzt. Demnach bleiben die Rundfunkgebühren die Grundlage der Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Tschechien.

Zudem erweiterte sich der Kreis der Haushalte, die gebührenpflichtig sind. So gelten durch die Novelle nicht nur Radios und Fernseher, sondern sämtliche internetfähigen Endgeräte als Empfangseinheit, für die die Gebühren entrichtet werden müssen. Das ist die erste Erhöhung für das Fernsehen seit 17 Jahren und für den Hörfunk seit 20 Jahren.

ebe



Zuerst veröffentlicht 24.07.2025 09:50

Schlagworte: Medien, Tschechien, Fernsehen, Personalien, Chudarek

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