24.08.2025 22:30
Washington (epd). Nach dem Stopp staatlicher Fördermittel ringen nicht-kommerzielle Rundfunksender in den USA um ihre Zukunft. Betroffen sind die großen Netzwerke National Public Radio (NPR) und Public Broadcasting Service (PBS): Mehr als 1.200 Hörfunksender übertragen NPR-Programme, über 360 lokale Fernsehsender gehören zum PBS. Kurzfristig stehen zwar Mittel zur Überbrückung in Aussicht - aber das langfristige Überleben ist damit nicht gesichert.
In der vergangenen Woche kündigten mehrere finanzkräftige Stiftungen, darunter die Ford Foundation und die MacArthur Foundation, die Initiative "Public Media Bridge Fund" an. Sie soll für dieses Jahr 50 Millionen Dollar für den nicht-kommerziellen Rundfunk bereitstellen. Das sei eine Menge Geld, sagte Kelly McBride, Senior-Vizepräsidentin beim Medien-Institut Poynter, dem epd.
Allerdings könne Philanthropie die staatlichen Mittel nicht ersetzen. Allenfalls könnten die Stiftungsmittel das System sechs Monate oder ein Jahr am Leben halten, während es an Neuerungen arbeite. McBride, Ombudsfrau bei NPR, rechnet damit, dass es langfristig Zusammenschlüsse von Sendern und andere Reformen des Systems geben wird. Auch Einsparungen beim Personal sind offenbar unvermeidlich. Laut "New York Times" haben viele Sender bereits mit Entlassungen begonnen. Nach Angaben des "Public Media Bridge Fund" droht mindestens 115 kleinen Fernseh- und Rundfunksendern das Aus.
Die Krise begann Mitte Juli: US-Präsident Donald Trump setzte durch, dass den öffentlichen Sendern bereits bewilligte Regierungsgelder entzogen werden. Denn republikanische Politiker werfen NPR und PBS vor, konservative Standpunkte zu benachteiligen. In der Folge wurden Mittel in Höhe von 1,1 Milliarden Dollar gestrichen. Anschließend gab die Corporation for Public Broadcasting (CPB) die Abwicklung ihres Betriebs bekannt. Diese überparteiliche Einrichtung hatte staatliche Mittel an nicht-kommerzielle Sender weitergeleitet, die daneben auch von Spenden und Sponsoring-Geldern leben.
Besonders wichtig waren die staatlichen Zuwendungen für kleinere und ländliche Sender. Ein typischer Fall ist der Radiosender KFSK im isolierten Petersburg in Alaska, zugänglich nur per Schiff und Flugzeug. Die Hörerzahl liegt bei etwa 4.000. Durch die Kürzungen habe KFSK rund 170.000 Dollar verloren, ein harter Schlag bei einem Jahreshaushalt von 550.000 Dollar, sagt Geschäftsführer Tom Abbott dem epd. KFSK sei der einzige Radiosender des Ortes, die Bewohner wollten und brauchten ihn.
Übertragen werden Lokalnachrichten, Sitzungen des Gemeinderats und der Schulbehörde sowie NPR-Informations- und Unterhaltungsprogramme. Er sei trotz alledem optimistisch, betont Abbott. Alle nicht-kommerziellen Sender in Alaska hätten sich zusammengetan, um gemeinsam Gespräche mit potenziellen Geldgebern zu führen. Nur wenige Wochen nach den Kürzungen sei es indes noch zu früh für genaue Pläne, sagt Abbott.
Besonders von Kürzungen betroffen sind auch die von indigenen Organisationen betriebenen 57 Rundfunk- und vier Fernsehsender. Diese Stationen versorgen vornehmlich indigene Gemeinschaften im dünn besiedelten Westen des Landes mit Informationen. Das seien wirtschaftlich schwache Regionen, dort gebe es kein Breitband-Internet und keine Zeitungen, erklärt die Chefin des Verbandes Native Public Media, Loris Taylor, auf der Plattform ICTNews.org.
Medienexpertin McBride sagt, entscheidend für die Zukunft der Sender sei deren Qualität: Die nicht-kommerziellen Angebote müssten sich im Medienmarkt profilieren. Und Steve Bass, ehemaliger CEO des öffentlichen Senders Oregon Public Broadcasting, rechnet damit, dass die öffentlichen Stationen künftig noch mehr auf Vor-Ort-Berichterstattung setzen und Management-Aufwendungen verringern werden. Zugleich schreibt Bass bei "current.org", einem Newsletter für nicht-kommerzielle Medien: "Die Kosten für den Betrieb von Hunderten autonomen öffentlichen Fernseh- und Rundfunkorganisationen sind hoch und vermutlich langfristig nicht zu tragen."
Zuerst veröffentlicht 25.08.2025 00:30 Letzte Änderung: 25.08.2025 11:30
Schlagworte: USA, Medien, KORR, NEU
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