03.09.2025 08:27
Frankfurt a.M. (epd). Der Schauspieler und Regisseur Jan Georg Schütte sieht die öffentlich-rechtlichen Medien in einer schwierigen Lage. "Die Feinde des öffentlich-rechtlichen Fernsehens lauern nur darauf, dass sie es abschalten können", sagte Schütte in einem epd-Interview. "Die Debatte, die da läuft, ist gruselig."
Die betroffenen Redaktionen stünden "in einem irren Spagat", sagte Schütte: "Auf der einen Seite wollen und müssen sie das Fernsehen verändern, und gleichzeitig dürfen sie die Zuschauer nicht verlieren." Die Redakteurinnen und Redakteure müssten sich zugleich an ein großes Publikum richten und junge Leute ansprechen: "Von den jungen Leuten guckt ja fast keiner mehr lineares Fernsehen. Das heißt, wenn die Mediathek nicht durchstartet, haben die Öffentlich-Rechtlichen ein großes Problem."
Ich gelte bei vielen als Unterhaltungsfuzzi.
Schütte, dessen neue Serie "Die Hochzeit" ab Freitag in der ARD-Mediathek zu sehen ist, sagte, er selbst versuche immer wieder, diesen Spagat zu schaffen: "Massenunterhaltung und gesellschaftliche Probleme ansprechen." Deutsche Produktionen gingen seiner Meinung nach zu sehr "in die Problemrichtung" und verlören dadurch große Teile des Publikums.
"Ich gelte bei vielen als Unterhaltungsfuzzi", sagte Schütte dem epd: "Vielleicht bin ich das, aber ich will auch eine gewisse Masse erreichen." Seine Serie "Das Begräbnis" mit Charly Hübner, Anja Kling und Martin Brambach sei 2022 "der Top-Erfolg in der ARD-Mediathek" gewesen: "Das macht mich stolz. Das ist kein rein intellektuelles Produkt und trotzdem ist da ganz viel drin für Leute, die gehobene Unterhaltung mögen."
Schütte, der auch Schauspieler ist, spielt unter anderem Inspektor Thierry Kadeg in den Bretagne-Krimis der ARD an der Seite von Pasquale Aleardi. Kommissare im Fernsehen seien "immer so Klugscheißer", kritisierte der Schauspieler: "Leute, die es besser wissen und die Richtigen sind." Ihm sei wichtig gewesen, dass Inspektor Kadeg "ein bisschen schief gewickelt ist".
Die Unfehlbarkeit der Fernsehkommissare nervt mich.
Die Figur des Kadeg habe bereits im Drehbuch einen schrägen Ansatz gehabt, sagte Schütte. Er habe sich die Figur "in die Richtung gezogen", wie er sie haben wollte: "Er verdächtigt immer die Falschen. Der ist so fehlbar." Ihn nerve die Unfehlbarkeit der sonstigen Fernsehkommissare: "Dieser scheinbare Kampf um die Gerechtigkeit, das finde ich unerträglich."
Als Schauspieler sei er sehr pflegeleicht, sagte Schütte. Die Dreharbeiten in der Bretagne seien für ihn "ein bisschen Urlaub". Er wisse es zu schätzen, wenn er nicht so viel Verantwortung habe: "Man kommt zum Drehtag, die Drehgenehmigung ist da, das Motiv ist ausgesucht, die Kostüme sind da. Ich habe einen Wohnwagen, ich kann mich beschweren, wenn das Essen nicht gut ist. Als Schauspieler ist das für mich ein großes Geschenk."
Schütte (62) hat als Regisseur mit Filmen und Serien Erfolg, in denen die Schauspieler improvisieren. Für "Altersglühen - Speed Dating für Senioren" erhielt er 2015 den Grimme-Preis. In seiner neuen Serie "Die Hochzeit" geben sich Jacqueline "Jäcki" Hell (Louise von Finckh) und Lukas Pichler (Felix Kreutzer) live im Internet das Ja-Wort. Ihre Familien wissen allerdings nichts davon, dass die Hochzeit nur eine Inszenierung für die sozialen Medien für den Launch ihres gemeinsamen neuen Mode-Unternehmens ist. Mit "Die Hochzeit" schreibt Schütte seine Geschichten um die Familien Hell und Meurer fort, die er in den Serien "Das Begräbnis" und "Das Fest der Liebe" erzählt hat.
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Zuerst veröffentlicht 03.09.2025 10:27 Letzte Änderung: 03.09.2025 10:33
Schlagworte: Medien, Fernsehen, Menschen, ARD, Schütte, Interview, Roether, NEU
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