19.09.2025 09:02
Mainz (epd). ZDF-Intendant Norbert Himmler hat die Moderatorin Dunja Hayali und den USA-Korrespondenten des Senders, Elmar Theveßen, gegen Anfeindungen in Schutz genommen. "Wir verteidigen hier die Pressefreiheit", sagte er am Freitag in der Sitzung des ZDF-Fernsehrats in Mainz. "Wir müssen sagen können, was ist. Und wir stellen uns voll und ganz hinter unsere Kolleginnen und Kollegen." Die Mitglieder des ZDF-Aufsichtsgremiums verabschiedeten einstimmig eine Erklärung, in der überzogene Kritik und verbale Angriffe gegen Hayali und Theveßen zurückgewiesen werden.
Die beiden ZDF-Journalisten sahen sich wegen ihrer Einschätzungen über den ermordeten rechtskonservativen US-Aktivisten Charlie Kirk heftigen Vorwürfen bis hin zu Morddrohungen ausgesetzt. Theveßen hatte fälschlich gesagt, der streng gläubige Kirk habe die Steinigung Homosexueller befürwortet. Hayali war wegen ihrer Moderation eines Berichts über den Mordanschlag angefeindet worden. Sie hatte unter anderem gesagt, es sei nicht zu rechtfertigen, dass manche Gruppen Kirks Tod feierten - "auch nicht mit seinen oftmals abscheulichen, rassistischen, sexistischen und menschenfeindlichen Aussagen".
Himmler ging auf inhaltliche Kritik an Hayali und Theveßen nicht im Detail ein. "Unsere Kolleginnen und Kollegen arbeiten nach bestem Wissen und Gewissen und vor allem nach sehr hohen Qualitätsstandards", sagte er. "Dennoch passieren immer wieder Fehler, es verrutschen mal Formulierungen, es geschehen Ungenauigkeiten. Da sind wir selbstkritisch." Einer ernsthaften Diskussion über die Berichterstattung im Zuge der zu erwartenden Programmbeschwerden werde sich das ZDF nicht verweigern.
In seinem Bericht an die Fernsehratsmitglieder ging der Intendant auch auf die geplanten Verschärfungen bei der Vergabe von Journalistenvisa durch die US-Behörden ein. Die Pläne der Regierung in Washington, die Gültigkeit der bislang mehrjährigen Visa auf 240 Tage zu beschränken, schade der Berichterstattung aus dem Land: "Dieser Vorschlag untergräbt die Pressefreiheit." Öffentlich-rechtliche und private Sender hätten sich daher gemeinsam an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Auswärtiges Amt gewandt, um die Regierung zu einem offiziellen Protest bei den USA zu bewegen. Dies sei ein "durchaus einmaliger Vorgang" gewesen.
Der Trump-Berater und ehemalige US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, hatte öffentlich dazu aufgerufen, dem als "linksradikal" betitelten ZDF-Korrespondenten Theveßen das Visum zu entziehen. Anlass für die Forderung waren Theveßens Äußerungen über den stellvertretenden Stabschef des Weißen Hauses, Stephen Miller, dem der Korrespondent eine Nähe zur "Ideologie des Dritten Reiches" vorgeworfen hatte.
lmw
Zuerst veröffentlicht 19.09.2025 11:02 Letzte Änderung: 19.09.2025 11:41
Schlagworte: Medien, Fernsehen, USA, Personalien, NEU
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