Junge Menschen nutzen Social Media für politische Information - epd medien

02.10.2025 08:15

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt: Junge Menschen schätzen und nutzen Soziale Netzwerke als politische Informationsquelle. Den dort verbreiteten Inhalten begegnen viele aber mit Vorsicht.

Junge Menschen nutzen die Plattform Tiktok auch, um sich politisch zu informieren

Gütersloh (epd). Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung halten junge Menschen die Sozialen Medien für einen wichtigen Ort, um sich über das politische Geschehen zu informieren. Rund die Hälfte sieht den Kontakt mit politischen Inhalten demnach als nützlich an für junge Menschen, die weder Zeitung lesen noch fernsehen, teilte die Stiftung am 23. September mit. Ebenso viele schätzen die Möglichkeit, mit politischen Akteuren zu interagieren, und erkennen darin einen demokratischen Wert. Knapp zwei Drittel der Befragten sehen Soziale Medien als einen geeigneten Raum, um junge Menschen politisch zu erreichen. An der Studie "How to Sell Democracy Online (Fast)" beteiligt, waren der Think-Tank "Das Progressive Zentrum" und die Mercator Stiftung.

Nach Angaben von Bertelsmann nehmen 74 Prozent der 16- bis 27-Jährigen in Deutschland politische Informationen über Social Media auf. Danach folgen Informationen aus der Schule mit 60 Prozent, Familie (58 Prozent) oder Freunden (54 Prozent). Klassische Medien oder Fernsehen werden nur von 46 Prozent der Befragten genutzt. 38 Prozent der Befragten folgten gezielt Parteien oder Politikern, doch deutlich beliebter sind die Accounts von politischen Influencern: ihnen folgen 60 Prozent.

Zu viel Negativität und Hass

"Die Plattformen sind längst nicht bloß Orte der Unterhaltung, sondern genauso Schauplätze für politische Informationen, Meinungsbildung und Interessenvertretung", erklärte die Bertelsmann-Stiftung. Derzeit läuft eine Debatte um ein mögliches Verbot von Sozialen Medien für unter 16-Jährige. Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) kündigte Mitte Juli eine Expertenkommission an, die prüfen soll, ab welchem Alter die Nutzung von Social-Media-Plattformen wie Instagram oder Tiktok erlaubt werden sollte.

Die politischen Inhalte in den Sozialen Medien betrachten die befragten 16- bis 27-Jährigen durchaus kritisch. Knapp 60 Prozent waren laut Studie nicht davon überzeugt, dass Politikerinnen und Politiker sich in den selbst lancierten Videos so zeigen, wie sie wirklich sind und denken. Vier von zehn jungen Menschen sähen Videos von Politikern und Politikerinnen insgesamt kritisch, weil diese potenziell Falschinformationen verbreiten würden. Für 40 Prozent verbreiten die Kurzvideos derzeit zu viel Negativität und Hass.

Laut Studie nutzen die Jungen vorwiegend Inhalte, die ihnen im persönlichen Feed angezeigt werden. Gezielte Suchen nach politischen Akteuren seien dagegen selten. Viele glaubten, Nachrichten nicht mehr aktiv suchen zu müssen, weil sie annähmen, mithilfe der Algorithmen umfassend informiert zu werden.

Junge Themen kaum abgebildet

Für die Studie werteten die Forscherinnen und Forscher nach Angaben der Bertelsmann Stiftung rund 31.000 Kurzvideos aus, die zwischen Juni und Dezember 2024 geteilt wurden. Neben einer repräsentativen Online-Befragung von 1.748 Menschen zwischen 16 und 27 Jahren sprachen die Forscher auch in Fokusgruppen gezielt mit 27 Nutzerinnen und Nutzern von Sozialen Netzwerken.

Hinzu kam eine KI-gestützte Inhaltsanalyse von Kurzvideos, die Politiker, politische Institutionen und Influencer auf Instagram und Tiktok abgesetzt haben. Journalistische Inhalte wurden nicht untersucht. Nur jeder vierte untersuchte Post sprach laut Studie Themen an, die für Menschen in der untersuchten Altersgruppe relevant sind, also Bildung, Klima und Umwelt sowie Sozialpolitik. Videos zu diesen Themen erzielten allerdings deutlich unterdurchschnittliche Reichweiten. Videos über Migration würden hingegen elf Prozent häufiger angesehen, auch Beiträge zu Wahlen sowie Videos ohne politischen Bezug steigerten die Reichweite der Accounts deutlich. Inwiefern das auf Nutzerbedürfnisse oder auf die algorithmische Selektion zurückzuführen ist, war nicht Gegenstand der Studie.

liw



Zuerst veröffentlicht 02.10.2025 10:15

Schlagworte: Medien, Medienforschung, Internet, Studien, Jugendliche, Soziale Netzwerke, Politische Information, liw

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