BDZV fordert Aussetzung von Googles KI-Modus - epd medien

17.10.2025 09:30

Anfang Oktober hat die Suchmaschine Google ihren neuen, auf Künstlicher Intelligenz basierenden Suchmodus auch in Deutschland freigeschaltet. Das KI-Tool funktioniert ähnlich wie ChatGPT und gibt Antworten auf Fragen. Der Bundesverband der Digitalpublisher und Zeitungsverleger warnt davor, dass den Medienhäusern so Reichweite verloren geht.

Google KI-Modus auf dem Smartphone

Berlin (epd) Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) fordert eine sofortige politische und regulatorische Prüfung des von Google neu eingeführten "KI-Modus" ("AI Mode"). "Solange zentrale Fragen zu Transparenz, Haftung, Quellenschutz und der Gefahr algorithmischer Meinungsmanipulation nicht geklärt" seien, drohe "eine ernsthafte Gefährdung der freien Meinungsbildung und der Medienvielfalt in Deutschland", teilte der BDZV am 9. Oktober mit.

Der US-Konzern Google hat den sogenannten KI-Modus Anfang Oktober auch in Deutschland eingeführt. Eine Künstliche Intelligenz liefert Nutzern bei Suchanfragen Antworten ohne die bisher in der Regel übliche vorrangige Verlinkung zu den Originalquellen. Es ist nun auch möglich, mit der Suchmaschine zu chatten und einen Dialog über eine komplexe Thematik zu führen. Links zu journalistischen Quellen wie Zeitungen verlieren damit nach Darstellung des BDZV signifikant an Relevanz, werden stark reduziert und nur noch marginal eingeblendet.

Marktbeherrschende Digitalkonzerne

Der Verband forderte den Gesetzgeber in Deutschland auf, "eine klare Grundsatzregel" festzulegen: Marktdominante Anbieter von Betriebssystemen und Suchmaschinen sollten nicht zugleich als Medienanbieter auftreten dürfen. Ein BDZV-Sprecher sagte: "Mit der Einführung des AI Mode steht Deutschland vor einer Grundsatzfrage: Soll der Zugang zu Informationen künftig weiterhin von vielfältigen, redaktionell verantworteten Quellen geprägt sein? Oder werden zunehmend marktbeherrschende Digitalkonzerne mit algorithmisch erzeugten Texten die Meinungsfreiheit einschränken?"

Es bestehe die Gefahr, dass nicht mehr nachvollziehbar ist, wie Inhalte ausgewählt, gewichtet oder verändert werden. "Die Sichtbarkeit professioneller Medienangebote wird dadurch eingeschränkt", warnte der BDZV, "publizistische Verantwortung ausgehebelt." Damit wird nach Ansicht des Verbandes "das Tor zur Manipulation der öffentlichen Meinung gefährlich weit geöffnet".

Verlage verlieren Finanzierungsgrundlage

Der BDZV forderte Google auf, den Einsatz des KI-Modus in Deutschland so lange auszusetzen, bis die offenen Fragen zu Transparenzpflicht, algorithmischer Steuerung, Quellennennung und Urheberbeteiligung bei Nachrichten geklärt seien. Der neue "AI Mode" geht nach Einschätzung von Experten wesentlich weiter als die KI-Zusammenfassungen ("AI Overview"), die Google bisher schon vor Link-Listen einblendete. Daher wird er als gravierende Änderung für die Suche über Google betrachtet. Schon die bisher veröffentlichten kurzen KI-generierten Texte führten laut einem kürzlich veröffentlichten Gutachten dazu, dass die Zugriffe auf die Originalquellen der Inhalte-Anbieter deutlich zurückgingen.

BDZV-Hauptgeschäftsführer Jörg Eggers sagte am 10. Oktober in der "Tagesschau" zur Einführung von Googles KI-Modus: "Wir befürchten, dass durch diese Einführung immer mehr Traffic auf Google von den Verlagen verlorengeht und dass somit die Finanzierungsgrundlage auch der Verlage verlorengeht und wir dann auch nicht mehr dieses vielfältige Medienangebot für die Nutzer erstellen können." Laut "Tagesschau"-Bericht streitet Google ab, dass es einen Einbruch der Klickzahlen bei den Anbietern gebe.

dra



Zuerst veröffentlicht 17.10.2025 11:30

Schlagworte: Medien, Internet, KI, Verlage, BDZV, dra

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