Klage-Drohung von Trump: BBC weiter unter Druck - epd medien

11.11.2025 14:02

Einen Tag nach den Rücktritten bei der BBC ringt die Führung um Glaubwürdigkeit, während US-Präsident Donald Trump dem Sender mit einer milliardenschweren Klage wegen Verleumdung droht.

BBC-Vorsitzender Samir Shah

London/Washington (epd). Nach dem Rücktritt von BBC-Generaldirektor Tim Davie und BBC-News-Chefin Deborah Turness wegen Kritik an einer Dokumentation über US-Präsident Donald Trump steht die britische Rundfunkanstalt weiter unter hohem Druck. In einer gemeinsamen Ansprache wandten sich Davie und der BBC-Vorsitzende Samir Shah am Dienstag an die Belegschaft. Die BBC müsse für ihren Journalismus "kämpfen", sagte der scheidende Generaldirektor. US-Präsident Donald Trump drohte dem Sender unterdessen mit einer Verleumdungsklage in Höhe von einer Milliarde US-Dollar.

In einem am Montag an die BBC übermittelten Schreiben fordert Trumps Anwalt dem Sender zufolge eine "vollständige und faire" Rücknahme der "Panorama"-Dokumentation sowie aller anderen "falschen, diffamierenden, herabwürdigenden, irreführenden und aufrührerischen Aussagen" über den US-Präsidenten, eine sofortige Entschuldigung für die Dokumentation und eine "angemessene Entschädigung" für den verursachten Schaden.

Für die Umsetzung dieser Forderungen setzte der Anwalt laut BBC eine Frist bis 23 Uhr am 14. November. Andernfalls werde die Verleumdungsklage in Höhe von einer Milliarde US-Dollar eingereicht. US-Medienberichten zufolge soll dies in Florida geschehen. Hierfür müsste Trumps Team allerdings nachweisen, dass die Dokumentation auch in den USA verfügbar war.

Davie nennt drei Gründe für Rücktritt

Auslöser der BBC-Krise war ein Bericht der Zeitung "Daily Telegraph" über ein vertrauliches Memo des externen Beraters Michael Prescott für den BBC-Ausschuss für Redaktionsstandards. Prescott kritisiert darin unter anderem eine Dokumentation im Nachrichten-Magazinformat "Panorama". Darin sollen Teile von Trumps Rede vom 6. Januar 2021 in Washington so zusammengeschnitten worden sein, dass es den Anschein hatte, als würde er ausdrücklich zu den Ausschreitungen im Kapitol aufrufen.

BBC-Vorsitzender Shah hatte sich bereits am Montag für die Bearbeitung der Rede und die damit verbundene "Fehleinschätzung" entschuldigt. In seiner Ansprache an die Belegschaft am Dienstag ging er nicht direkt auf Trumps Klage-Drohung ein, erwähnte jedoch, dass der politische Druck auf das Unternehmen im In- und Ausland "eine Herausforderung" darstelle.

Davie nannte bei dem Termin drei Hauptgründe für seinen Rücktritt: die Unerbittlichkeit der Rolle, die bevorstehende Erneuerung der Royal Charter und den Druck nach der Kritik an der "Panorama"-Dokumentation. "Wir haben einen Fehler gemacht", sagte er mit Blick auf die Bearbeitung der Trump-Rede. Zur Erneuerung der Charter, die zusammen mit dem Framework Agreement die verfassungsrechtliche Grundlage für die BBC bildet und deren Erneuerung 2027 ansteht, sagte er, die BBC sei in einer guten Position und habe "sehr gute Argumente".

nbl



Zuerst veröffentlicht 11.11.2025 15:02

Schlagworte: Medien, Großbritannien, Rundfunk, USA, Trump, nbl

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