12.11.2025 10:06
Zürich/Budapest (epd). Die Schweizer Mediengruppe Ringier hat am 30. Oktober den Verkauf ihrer ungarischen Mediensparte Ringier Hungary an die ungarische Mediengruppe Indamedia abgeschlossen. Dazu gehören die führende ungarische nationale Boulevardzeitung "Blikk", die Sonntagszeitung "Vasárnapi Blikk", Zeitschriften wie "Glamour", das Automagazin "Auto Bild", das Gesundheitsportal "EgeszegKalauz", mehrere Fernsehzeitschriften sowie die entsprechenden Online-Titel.
Indamedia steht der national-konservativen Regierung von Ministerpräsident Viktor Orbán nahe und gilt als eines der am dynamischsten wachsenden digitalen Verlagshäuser Ungarns. Es betreibt bisher bereits 18 reichweitenstarke Online-Publikationen. Die Indamedia-Gruppe ist nach eigenen Angaben "konstanter Marktführer im Segment der Online-Nachrichtenportale" mit dem Portal "Index" und habe gleichzeitig eine starke Position im Bereich der Online-Frauenmagazine. Zur Gruppe gehört auch das Kulturmagazin "Port", das den ungarischen Kulturpublikationsmarkt seit mehr als 25 Jahren dominiert.
Eigentümer des 2018 gegründeten Unternehmens Indamedia sind zu je 50 Prozent Gábor Ziegler, der ehemalige Vertriebschef von Indamedia, und Miklós Vaszily, Präsident und Vorstandsvorsitzender der kommerziellen und ebenfalls regierungsnahen TV2-Fernsehgruppe. Beide sind auch Ko-Vorstandsvorsitzende von Indamedia. Von 2015 bis 2018 war Vaszily Intendant des regierungsnahen, ehemals öffentlich-rechtlichen Ungarischen Rundfunks MTVA und 2020 maßgeblich an der Übernahme des Online-Portals "Index" durch regierungsnahe Kräfte beteiligt.
Indamedia-Mitinhaber Ziegler sagte, mit der Transaktion habe das Unternehmen einen wichtigen Meilenstein in seiner Wachstumsstrategie erreicht. Durch die Übernahme von Ringier Hungary gewinne die Gruppe ein leistungsstarkes Medienunternehmen von ähnlicher Größe wie Indamedia, mit starken Marktpositionen und erfolgreichen Marken, die eine prägende Rolle in der ungarischen Medienlandschaft spielten.
Marc Walder, der Vorstandsvorsitzende von Ringier, erklärte zum Verkauf: "Dank der führenden Position im digitalen Bereich und der tiefen Verwurzelung im ungarischen Markt ist Indamedia ideal positioniert, um die Transformation unserer Medienmarken zu beschleunigen und ihnen eine erfolgreiche Zukunft zu ermöglichen." Dies sei eine sehr gute Lösung für die Ringier-Gruppe und die Medienmarken in Ungarn. Der Verkauf des Medienportfolios in Ungarn sei eine strategische, lokale Entscheidung. "Sie ermöglicht es uns, unsere Ressourcen auf unsere bestehenden Märkte in Europa und Afrika zu konzentrieren", sagte Walder.
Ringier Hungary gründete "Blikk" 1994 nach dem Vorbild der Schweizer Ringier-Boulevardzeitung "Blick". Von 2014 bis 2021 gehörte "Blikk" wie die anderen ungarischen Ringier-Titel zum Gemeinschaftsunternehmen Ringier Axel Springer. Die in Ungarn führende Jobplattform "Profession" sowie das Sportmedienportal "Sportal.hu" als Teil der Ringier Sports Media Group verbleiben weiterhin im Besitz von Ringier als Teil ihres internationalen Unternehmensportfolios.
Das 1833 gegründete Presseunternehmen Ringier gehört zu den führenden Schweizer Medienunternehmen und befindet sich bis heute im Besitz der Familie Ringier. 2024 erwirtschaftete es einen Umsatz von 800,6 Millionen Schweizer Franken (856,6 Millionen Euro). Mit rund 6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreibt die Gruppe mehr als 130 Gesellschaften in 19 europäischen und afrikanischen Ländern. Zu den bekanntesten Medienmarken von Ringier zählen "Blick", "Bilanz", "Landliebe", "L'illustré" und "Schweizer Illustrierte" in der Schweiz, "Blic" in Serbien und "Onet", "Fakt", "Forbes" und "Business Insider" in Polen.
In den vergangenen Jahren wurden in Ungarn zahlreiche unabhängige Medien durch Unternehmensverkäufe im Interesse des national-konservativen Ministerpräsidenten Viktor Orbáns auf eine regierungsnahe Linie gebracht. Im kommenden Frühjahr 2026 finden in Ungarn Parlamentswahlen statt. Mit Oppositionsführer Péter Magyar und seiner Tisza-Partei dürfte dem seit 2010 regierenden Viktor Orbán laut Umfragen erstmals wieder ein ernst zu nehmender Herausforderer gegenüberstehen.
ebe
Zuerst veröffentlicht 12.11.2025 11:06
Schlagworte: Medien, Ungarn, Ringier, Indamedia, ebe, Ebert
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