Presse-Grossisten drohen mit Klage gegen Reform des Vertriebssystems - epd medien

20.11.2025 12:21

Der Streit über die geplante Neuordnung des Pressevertriebs spitzt sich zu: Acht Grosso-Unternehmen wollen gegen das Reformprojekt "Fit for Future" klagen, falls das Bundeskartellamt grünes Licht gibt.

Zeitschriften im Pressehandel

Frankfurt a.M. (epd). Vor der ausstehenden Entscheidung des Bundeskartellamtes zu der von mehreren Medienkonzernen angebahnten Reform im Pressevertrieb drohen mehrere Grossisten mit einer Klage gegen die Pläne. "Sollte die Behörde das Verlagsvorhaben dulden, sehen sich die betroffenen Grosso-Unternehmen im Interesse ihrer Gesellschafter, Mitarbeiter und Partner verpflichtet, Rechtsmittel einzulegen", teilten acht im "Siegburger Kreis" zusammengeschlossene Grossisten am 18. November in einer gemeinsamen Erklärung mit, die dem epd vorliegt.

Die Verlagsallianz "Fit For Future" (FFF), der elf zumeist große Konzerne wie der Burda-Verlag angehören, will eine zentrale Grosso-Gesellschaft gründen, in der die Verlage zusammen mit vier bestehenden Grosso-Unternehmen als Systempartner den Pressevertrieb in Deutschland neu organisieren wollen. Hintergrund ist, dass den Verlagen Sparmaßnahmen der Grossisten in den vergangenen Jahren nicht weit genug gingen. Die "Presse-Grosso-Allianz" (PGA) soll den Plänen zufolge 2026 gegründet werden und ab 2027 tätig sein. Das Bundeskartellamt prüft das Vorhaben derzeit.

Bislang von tragfähigen Ergebnissen weit entfernt

Bisher führt der Gesamtverband Pressegroßhandel für die Grossisten die Verhandlungen mit den Verlagen über die Verbreitungskonditionen. Künftig soll die neue zentrale Gesellschaft eine flächendeckende Belieferung der Einzelhändler im gesamten Bundesgebiet organisieren. Die acht Grosso-Unternehmen des "Siegburger Kreises" sollen mit der Zentralgesellschaft der Verlage nicht als Systempartner zusammenarbeiten, sondern als reine Logistiker fungieren. Betroffen sind die Firmen Grossounion Nord (Hannover), Jost (München), Mercura Mietke (Löbau), NPV (Nürnberg), PDG (Bielefeld), Presse-Grosso Südwest (Heidelberg), Pressevertrieb Lütkemeyer (Münster) und SZZ (Esslingen).

Gemeinsames Ziel aller Marktteilnehmer sollte es sein, rechtliche Auseinandersetzungen und Friktionen im Markt, speziell in der Zusammenarbeit mit den Einzelhandelspartnern, zu vermeiden, heißt es in der Erklärung des "Siegburger Kreises". Man sei daher zu weitreichenden strukturellen Veränderungen bereit. "Allerdings ist die Rolle eines bloßen Logistikdienstleisters auf Zeit für die Grosso-Unternehmen keine Option." Vereinzelt geführte Gespräche seien daher "bislang von tragfähigen Ergebnissen weit entfernt".

Zeitnahe Entscheidung erwartet

Mitglieder der Arbeitsgruppe "Fit for Future" sind neben dem Burda-Verlag die Bauer Media Group, die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", die Funke Mediengruppe, Gruner + Jahr, Axel Springer, der Spiegel-Verlag, der Martin Kelter Verlag, die Mediengruppe Klambt, die VF Verlagsgesellschaft und die "Süddeutsche Zeitung". Als Grosso-Systempartner gehören die Unternehmen 4Press, Qtrado, PVG und Trunk der Arbeitsgruppe an.

Die Verlagsallianz rechnet mit einer zeitnahen Entscheidung des Bundeskartellamtes zu ihrem Vorhaben: "Wir sind weiterhin in engem Austausch mit dem Bundeskartellamt und sind sehr optimistisch, in Kürze über die nächsten Schritte der geplanten Reform informieren zu können", sagte ein Sprecher dem epd.

nbl



Zuerst veröffentlicht 20.11.2025 13:21

Schlagworte: Medien, Presse, Vertrieb, Grosso, nbl

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