Mendel: Dilemma in der Nahost-Berichterstattung nicht lösbar - epd medien

02.12.2025 13:18

Der ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann wird von pro-israelischer Seite eine voreingenommene Berichterstattung vorgeworfen. Der Historiker Meron Mendel hält die Kritik an der Journalistin für ungerechtfertigt.

Frankfurt a.M. (epd). Der Direktor der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, sieht die Nahost-Berichterstattung in einem Dilemma. "Sowohl die pro-israelische wie die pro-palästinensische Seite sind in ihren Echo-Kammern verhaftet", sagte der deutsch-israelische Historiker und Pädagoge dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag. Wenn etwas nicht in die jeweilige Blase einer Seite passe, rege sich dort sofort Empörung. "Dieses Problem bekommen wir nicht gelöst."

"Professionelle Journalistin, die gute Arbeit macht"

Vor diesem Hintergrund sieht er die Debatte um die für Donnerstag geplante Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrich-Preises an die ARD-Journalistin Sophie von der Tann auch eher als ein Symptom der aktuellen Gemengelage. Von der Tann ist Korrespondentin im ARD-Studio Tel Aviv, von wo sie seit 2021 über den Nahen Osten berichtet. Zuletzt war sie unter anderem von pro-israelischer Seite als voreingenommen kritisiert worden. Mendel hält diese Vorwürfe für nicht gerechtfertigt: "Ich kenne Frau von der Tann persönlich und schätze sie als professionelle Journalistin, die gute Arbeit macht."

Mendel verweist auf eine Studie des Münchner Kommunikationswissenschaftlers Carsten Reinemann, wonach nur noch jeder vierte Deutsche glaubt, was in den Leitmedien berichtet wird. Mit Blick auf den Nahost-Konflikt ergebe sich die kuriose Situation, dass der eine Teil der Menschen den Leitmedien nicht glaube, weil sie zu sehr für Israel Partei ergriffen und ein anderer Teil, weil sie zu sehr pro-palästinensisch berichteten. "Journalisten, die die schwierige Aufgabe haben, aus Nahost zu berichten, werden diese Menschen deswegen niemals komplett zufriedenstellen können", sagte Mendel.

Meldung aus dem epd-Basisdienst



Zuerst veröffentlicht 02.12.2025 14:18

epd-Gespräch: Stephan Köhnlein

Schlagworte: Medien, Nahost, Konflikte, INT

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