Fall Föderl-Schmid: Plagiatsjäger initiierte Gutachten - epd medien

06.02.2024 16:04

Der Plagiatsjäger Stefan Weber wurde vom rechtspopulistischen Online-Portal "Nius" beauftragt, die Dissertation der Vize-Chefredakteurin der "Süddeutschen Zeitung" zu prüfen. Den Kontakt zu "Nius" hatte der Wissenschaftler selbst hergestellt.

München/Salzburg (epd). In der Affäre um die stellvertretende Chefredakteurin der "Süddeutschen Zeitung" (SZ), Alexandra Föderl-Schmid, hat der österreichische Plagiatsjäger Stefan Weber bestätigt, von dem rechtspopulistischen Portal "Nius" mit einem Gutachten beauftragt worden zu sein. Allerdings sei der Erstkontakt zu dem Thema von ihm selbst ausgegangen, teilte Weber am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage mit.

Der "Spiegel" hatte am Montag zuerst über die Beauftragung Webers durch "Nius" berichtet. Der Salzburger Kommunikationswissenschaftler sagte dem epd, "Nius" habe ihn "wenige Tage vor Weihnachten" im vergangenen Dezember mit dem Gutachten beauftragt. Für die Erstellung habe er "einen vierstelligen Betrag in der unteren Region" erhalten. Die Arbeit an dem Gutachten sei noch nicht abgeschlossen.

"Plagiatsfragmente" entdeckt

Laut einer Stellungnahme der SZ vom Montag stellte Weber "Plagiatsfragmente" in der Dissertation von Föderl-Schmid fest. Die Journalistin habe daher die Universität Salzburg gebeten, ihre Promotionsschrift zu prüfen. Zugleich beauftragte die SZ eine externe Kommission, die ihre journalistischen Arbeiten untersuchen soll. Föderl-Schmid werde sich bis zum Abschluss der Prüfungen aus dem operativen Tagesgeschäft zurückziehen, erklärte die Zeitung.

Ins Rollen gebracht hatte den Fall das Portal "Medieninsider", das am 18. Dezember vergangenen Jahres unter Berufung auf eigene Recherchen mittels Plagiatssoftware erstmals über mangelhafte Quellentransparenz in journalistischen Texten Föderl-Schmids berichtet hatte. Nach eigenen Angaben hatte Weber "Medieninsider" daraufhin kontaktiert und später auch die Erstellung eines Gutachtens vorgeschlagen. Allerdings sei dort "kein Budget" vorhanden gewesen, weshalb er seine Arbeit anschließend "Nius" angeboten habe.

Schade: Kein "wirkliches Angebot"

Der Co-Gründer von "Medieninsider", Marvin Schade, bestätigte auf epd-Anfrage, dass sich Weber nach der ersten Berichterstattung bei dem Portal gemeldet hatte. Der Wissenschaftler habe angekündigt, sich die Causa Föderl-Schmid selbst anzusehen. "Wir verabredeten, im Austausch zu bleiben, was allerdings nicht geschah", so Schade. "Zu einem wirklichen Angebot, geschweige denn zu irgendwelchen Zahlen" und damit zu Budget-Fragen sei es nicht gekommen.

Das rechtspopulistische Medienportal "Nius" startete im Juli vergangenen Jahres und wurde vom ehemaligen "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt und dem Medienunternehmer Frank Gotthardt gegründet.

nbl/rid



Zuerst veröffentlicht 06.02.2024 17:04 Letzte Änderung: 08.02.2024 11:36

Schlagworte: Medien, Presse, Verlage, SZ, Alexandra Föderl-Schmid, Nius, Stefan Weber, ema, Medieninsider, NEU

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