Kulturstaatsministerin Roth bedauert mögliches Aus von 3sat - epd medien

23.10.2024 15:58

Im Zuge der geplanten Reformen der Öffentlich-Rechtlichen droht dem Kultursender 3sat das Aus. Kulturstaatsministerin Roth appelliert an die Medienpolitik, die Bedeutung der Kultur nicht zu unterschätzen.

Die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, Claudia Roth

Leipzig/Berlin (epd). Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) sieht die Pläne der Bundesländer zur weitgehenden Auflösung des Senders 3sat kritisch. Als "großer Fan" des Senders würde sie ein Aus sehr bedauern, sagte Roth am Mittwoch in der Sendung "@mediasres" des Deutschlandfunks. Die Plätze für Kunst und Kultur seien bei den Öffentlich-Rechtlichen ohnehin nicht üppig. Sie verstehe deshalb, dass viele Menschen sich nun Sorgen machten. Mit Blick auf Angriffe von Demokratiefeinden brauche es gerade jetzt eine starke Kultur - "weil sie der Sound der Demokratie ist".

Roth verwies darauf, dass nicht sie über den Fortbestand von 3sat entscheide. Dies sei eine Entscheidung, die von den Ländern mit den Öffentlich-Rechtlichen getroffen werde.

Bedeutung von Kultur nicht marginalisieren

Der Sender 3sat, den ARD und ZDF mit dem Österreichischen Rundfunk (ORF) und der Schweizer SRG SSR betreiben, soll weitgehend im deutsch-französischen Sender Arte aufgehen. Das geht aus dem Entwurf für einen Reformstaatsvertrag für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk hervor, über den die Ministerpräsidentenkonferenz bis Freitag berät. Nach den Plänen sollen insgesamt mindestens 16 ARD-Hörfunkkanäle und knapp die Hälfte der zehn TV-Spartensender von ARD und ZDF wegfallen.

Roth erklärte, es sei gut und richtig, dass Reformen angegangen werden. Sie unterstütze einen Prozess, der mehr Synergien bringe und die Zusammenarbeit der Sender verstärke. Sie bitte aber sehr darum, dass bei diesem Reformprozess die Bedeutung von Kunst und Kultur nicht marginalisiert werde. Die Länder sollten "bitte nicht unterschätzen, wie gerade in diesen schweren Zeiten Kultur eine besondere Bedeutung hat".

Petition für Erhalt von 3sat übergeben

Am Rande der Ministerpräsidentenkonferenz in Leipzig wurde am Mittwoch eine Petition für den Erhalt von 3sat übergeben. Sachsens Medienminister Conrad Clemens (CDU) und die rheinland-pfälzische Medienstaatssekretärin Heike Raab (SPD) nahmen sie vor dem Tagungsgebäude entgegen, wie ein Sprecher der sächsischen Staatskanzlei dem epd bestätigte. Raab ist auch Koordinatorin der Rundfunkkommission, Clemens ist medienpolitischer Koordinator der CDU/CSU-regierten Länder.

Die Petition richtet sich unter dem Titel "Rettet 3sat! Rettet unsere Kultur!" an die Rundfunkkommission, die Ministerpräsidentenkonferenz sowie an Kulturstaatsministerin Roth. Die Initiatorin und Berliner Fernsehjournalistin Katja Riha nannte es nicht nachvollziehbar, dass 3sat als Sender eingestellt werden solle. Mit einer Kosteneinsparung habe dies nichts zu tun.

bild: 4447 Copyright: epd-bild/Anika Dollmeyer Titel: Journalistin Katja Riha (l.) übergibt die Petition "Rettet 3sat" an die Medienpolitiker Conrad Clemens (CDU, r.) und Heike Raab (SPD)


Zu den zunächst 149.000 Unterzeichnenden der Online-Petition gehören die Regisseure Wim Wenders und Volker Schlöndorff, die Schriftstellerinnen Elke Heidenreich und Sybille Berg sowie die Schauspielerinnen Iris Berben und Sandra Hüller.

Die Organisation "Campact" hat vor dem Leipziger Tagungsort der Länderchefs eine Aktion angekündigt. Vergangene Woche hatte sie als Protest gegen geplante Kürzungen die WDR-Maus-Statue aus Köln auf Reisen geschickt.

lob/fu



Zuerst veröffentlicht 23.10.2024 13:29 Letzte Änderung: 23.10.2024 17:58

Schlagworte: Medien, Rundfunk, Reformen, Bundesländer, Roth, 3sat, Raab, Clemens, lob, fu, NEU

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