23.07.2025 07:45
Berlin (epd). Die vier Berliner Rundfunkensembles stehen vor Veränderungen. In diesem Jahr gehe man davon aus, 5,6 Millionen Euro einsparen zu müssen, erklärte die gemeinnützige ROC GmbH, die zwei Orchester und zwei Chöre unterhält, auf epd-Anfrage. Um Einsparungen in dieser Größenordnung gehe es voraussichtlich auch im kommenden Jahr. Grund für die Sparmaßnahmen seien die seit 2021 stagnierenden Zuschüsse der Gesellschafter. Kostensteigerungen in bestimmten Bereichen müssten daher durch Einsparungen und Einnahmeerhöhungen kompensiert werden.
Die Rundfunk Orchester und Chöre gGmbH Berlin (ROC) wurde 1994 gegründet. Unter ihrem Dach zusammengefasst sind seitdem das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, der RIAS Kammerchor Berlin und der Rundfunkchor Berlin. Hauptgesellschafter der ROC ist mit 40 Prozent das Deutschlandradio. Der Bund hält 35 Prozent, das Land Berlin 20 Prozent. Mit fünf Prozent ist der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) beteiligt.
Geeignete Maßnahmen im Einsparprozess seien beispielsweise "Kürzungen der Sachausgaben für Kunst und Administration", erklärte die ROC. Entlassungen seien nicht geplant, Stellennachbesetzungen erfolgten jedoch zeitlich eingeschränkt. Im Jahresverlauf 2023 hatte die Einrichtung nach eigenen Angaben durchschnittlich 387 Beschäftigte.
Im Rahmen der "Strategie ROC 2026" sei aber auch "eine fundamentale, vor allem digitale Modernisierung" vorgesehen, teilte die ROC weiter mit. Davon erfasst würden sämtliche Bereiche, von der Verwaltung über das Marketing und den Vertrieb bis hin zum künstlerischen Betrieb. Aufgrund der Einsparungen müssten allerdings bestimmte Modernisierungen verschoben oder abgesagt werden.
Im vergangenen Jahr erhielt die ROC von ihren Gesellschaftern insgesamt 46,1 Millionen Euro. Vom Deutschlandradio und vom RBB stammten dabei aus Rundfunkbeitragsgeldern 18,5 Millionen Euro beziehungsweise 2,3 Millionen Euro. Aus Steuermitteln bekam die ROC vom Bund 16,1 Millionen Euro und vom Land Berlin weitere 9,2 Millionen Euro. Die ROC erzielt - etwa aus dem Kartenverkauf oder aus Konzertreisen - auch eigene Einnahmen. Diese beliefen sich laut ROC auf insgesamt 7,6 Millionen Euro im Jahr 2023, aktuellere Zahlen dazu liegen noch nicht vor.
Während die Zuschüsse der Gesellschafter stagnierten, seien die Kosten angestiegen, erklärte die ROC. So hätten sich unter anderem Energiepreise, Mieten für Veranstaltungsorte und Personalkosten aufgrund von Tarifsteigerungen erhöht.
Der Bund will seine finanzielle Unterstützung für die ROC auch für 2025 unverändert lassen. Der Deutsche Bundestag hat den Haushalt für dieses Jahr allerdings noch nicht verabschiedet. Das Land Berlin belässt es 2025 bei der bisherigen Zuschusshöhe. Auch der RBB plant in diesem Jahr, seinen Betrag an die ROC konstant zu halten. Grund seien "die Einspar- und Konsolidierungserfordernisse des RBB", teilte die Rundfunkanstalt dem epd mit.
Das Deutschlandradio hatte für dieses Jahr eingeplant, seine Zahlung an die ROC zu erhöhen, um 2,2 Millionen Euro auf dann 20,7 Millionen Euro. Das habe auch die Finanzkommission KEF genehmigt, erklärte das Deutschlandradio auf epd-Anfrage. Da die Bundesländer die von der Finanzkommission KEF vorgeschlagene Erhöhung des Rundfunkbeitrags Anfang 2025 nicht umgesetzt hätten, zahle das Deutschlandradio an die ROC aber zunächst weiter den bisherigen Betrag. Sollte der Rundfunkbeitrag rückwirkend angehoben werden, will die Hörfunkanstalt mit den anderen ROC-Gesellschaftern über das weitere Vorgehen beraten.
Die ROC strebt aufgrund der herausfordernden Finanzsituation an, die eigenen Einnahmen zu erhöhen: Man wolle etwa bei privaten und öffentlichen Stiftungen sowie Unternehmen noch intensiver projektbezogene Drittmittel einwerben. Außerdem sollen digitale und KI-gestützte Methoden etwa beim Vertrieb eingesetzt werden, um mehr Menschen für die Konzerte zu gewinnen. Laut der ROC erreichten ihre vier Ensembles mit jährlich über 300 Konzerten mehr als 300.000 Besucherinnen und Besucher.
Ziel der "Strategie ROC 2026" sei es auch, die Reichweite der Ensembles zu erhöhen - nicht nur über Konzerte, sondern auch über das Radio, Tonträger oder On-Demand-Angebote im Internet. Es gehe darum, die Musik der Ensembles rund um die Uhr verfügbar zu machen. So sei man auch in den Mediatheken von ARD und Deutschlandradio präsent. Dadurch und durch Aktivitäten in den sozialen Medien und Streaming-Diensten wie Spotify habe sich die Reichweite signifikant erhöht. So hätten 2024 "weltweit rund 12,3 Millionen Nutzer insgesamt 21 Millionen Streams unserer Ensembles allein auf Spotify abgerufen".
Die ROC setzt auch auf Musikvermittlungsformate, um verschiedene Publikumsgruppen zu erreichen. Dazu gehören etwa Kinder- und Familienkonzerte.
Die Medienpolitik hatte ARD und Deutschlandradio kürzlich aufgefordert, zu den Zukunftsperspektiven ihrer Klangkörper ein gemeinsames Konzept vorzulegen und dabei eine Reduzierung der Gesamtzahl zu prüfen. 14 der 16 Bundesländer hielten dies in einer Protokollerklärung zum Reformstaatsvertrag für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk fest.
vnn
Zuerst veröffentlicht 23.07.2025 09:45
Schlagworte: Medien, ROC, vnn, Orchester, Deutschlandradio
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