Donnepp Media Award wird möglicherweise ausgesetzt - epd medien

10.09.2025 15:03

Marl (epd). Der Donnepp Media Award wird im nächsten Jahr möglicherweise nicht verliehen. Der Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises erwäge, den Preis auszusetzen, erklärte der Vorsitzende Jörg Schieb dem epd am Mittwoch in Marl. Gegebenenfalls werde die Mitgliederversammlung diese Frage entscheiden. Vorausgegangen war ein Eklat um die aberkannte Besondere Ehrung für die Aktivistin Julia Scheytt, die Kritik an der deutschen Medienberichterstattung im Nahost-Konflikt übt und der Antisemitismus vorgeworfen wurde.

Die "Süddeutsche Zeitung" hatte am Mittwoch berichtet, dass der Preis ausgesetzt werde. Schieb sagte, derzeit werde überlegt, ob eine Sitzung vorgezogen werden könne, um drängende Themen und Fragen zu beantworten. Die nächste reguläre Mitgliederversammlung wäre erst im April.

Statuten sollen überprüft werden

Die Statuten des Preises müssten unbedingt überprüft und nachgebessert werden, erklärte Schieb. Das sei jetzt offensichtlich geworden. Vor allem aber müssten sie auch eingehalten werden. Es dürften keine Last-Minute-Nominierungen - wie in diesem Jahr durch ein Jurymitglied - mehr erfolgen. "Denn da fällt eine vernünftige angemessene Beurteilung schwer beziehungsweise ist unmöglich", so der Vereinsvorsitzende, der als freier Autor für den WDR und andere ARD-Anstalten arbeitet.

"Aktivisten müssen ausgeschlossen sein, da sie naturgemäß keine 'herausragende medienkritische Auseinandersetzung' gewährleisten können", forderte Schieb. Sie sähen schließlich alles durch eine Brille, "das kann unmöglich fair, faktenbasiert, sachlich und ausgewogen sein". Schieb zitierte das Motto von Hanns Joachim Friedrichs: "Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten."

Differenzen in der Jury

Die Besondere Ehrung des Donnepp Media Awards an Judith Scheytt war der Preisträgerin wegen Antisemitismusvorwürfen aberkannt worden. Ihre Instagram-Videos wiesen eine "systematische Verzerrung und selektive Kontextualisierung des israelisch-palästinensischen Konflikts" auf, begründete der Vorstandsvorsitzende des Vereins in der vergangenen Woche die Entscheidung.

Innerhalb der Jury kam es deswegen zu Differenzen. Die Jurymitglieder Nadia Zaboura und Steffen Grimberg distanzierten sich ausdrücklich von der Aberkennung. Die diesjährige Trägerin des Hauptpreises, Annika Schneider, Redakteurin des Onlinemagazins "Übermedien", die für ihre medienkritischen Beiträge geehrt wurde, gab in Reaktion auf den Eklat ihre Auszeichnung zurück.

Der Donnepp Media Award hieß bis einschließlich 2024 Bert-Donnepp-Preis und wurde 1991 vom Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises gestiftet.

rks



Zuerst veröffentlicht 10.09.2025 17:03

Schlagworte: Medien, Auszeichnungen

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