Privatradio-Chef kritisiert Politik "nach Pippi-Langstrumpf-Art" - epd medien

18.09.2025 06:43

Mannheim (epd). Der Geschäftsführer der Audiotainment Südwest, Kai Fischer, wirft dem Südwestrundfunk (SWR) bei der angekündigten Reduzierung seiner Radioprogramme Täuschung vor. Die Zusammenlegung von drei Jugendsendern zu einem neuen gemeinsamen Programm sei keine echte Verkleinerung, sagte er in Mannheim dem Evangelischen Pressedienst (epd). Fischer nannte das Vorgehen im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst einen "Griff in die Trickkiste".

Das neue Jugendprogramm werde weiterhin in allen bisherigen Sendegebieten ausgestrahlt. Die Politik lasse sich vom Narrativ der Anstalten leiten, es gehe nur um eine Kosten- und nicht um eine Angebotsreduzierung. Fischer nannte dies eine "Medienpolitik nach Pippi-Langstrumpf-Art".

Hintergrund der Kritik ist der wachsende wirtschaftliche Druck auf die privaten Radiosender. Fischer fordert daher eine Konsolidierung auf Anbieterseite durch mehr Kooperationen. Dies solle Doppelstrukturen in Technik und Verwaltung abbauen, ohne die Programmvielfalt für die Hörer zu beeinträchtigen.

Fischer beklagt zudem ungleiche Wettbewerbsbedingungen. Öffentlich-rechtliche Sender genössen mehr Freiheiten als private Anbieter. Eine drohende Vermarktung der ARD-Audiothek mit ihren Tausenden beitragsfinanzierten Inhalten könne die Existenz der Privatradios gefährden. Die schwache Konjunktur und die Konkurrenz durch globale Online-Plattformen verschärften die Lage zusätzlich.

Zuletzt kritisierte auch der Privatsenderverband Vaunet, dass die mit dem Reformstaatsvertrag geforderte Programmreduzierung im ARD-Hörfunk nicht erreicht werde. Frei werdende analoge Frequenzen sollten lizenzierten privaten Anbietern zur Verfügung gestellt werden, erneuerte der Spitzenverband der privaten Audio- und audiovisuellen Medien seine Forderung am Dienstag in Berlin. Der Vaunet kritisierte außerdem, dass durch Kooperationen viele Sender entsprechend der Staatsvertragsregelungen nur noch als halbe Programme der jeweiligen Anstalten gezählt würden, faktisch aber weiter on air blieben.

Nach dem Reformstaatsvertrag für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der zurzeit von den Landesparlamenten ratifiziert wird, sollen grundsätzlich mindestens 16 der aktuell 69 terrestrischen ARD-Radioprogramme eingestellt werden. Für jede ARD-Anstalt ist die Höchstzahl auf einen individuellen Wert gedeckelt, der auch von Bevölkerungszahlen und der Anzahl der Bundesländer im Sendegebiet abhängig ist.

Meldung aus dem epd-Basisdienst

lbw



Zuerst veröffentlicht 18.09.2025 08:43

Schlagworte: Medien, Hörfunk, INT

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