Grimme-Institut: Preis-Rückgabe trifft falsche Institution - epd medien
06.10.2025 11:28
Marl (epd). Das Grimme-Institut in Marl bedauert die Rückgabe des Grimme-Preises durch Bilal Bahadir und Cagdas Yüksel. Wenn ein Grimme-Preis "zurückgegeben" werde, "um damit Kritik am Donnepp Media Award zu üben, dann trifft es den falschen Preis und die falsche Institution", teilte das Institut am 3. Oktober mit. Zuvor hatten Bahadir und Yüksel angekündigt, dass sie den in diesem Jahr verliehenen Preis für die ZDF-Serie "Uncivilized" zurückgeben würden und scharfe Kritik am Institut geübt.
Auf Instagram hatten Bahadir und Yüksel Anfang Oktober mitgeteilt, sie würden ihren Preis wegen der Aberkennung des Donnepp Media Awards für Judith Scheytt zurückgeben. Die Schülerin Scheytt war im Januar beim "Bergfest" während der Jury-Sitzungen des Grimme-Instituts mit der besonderen Ehrung des Donnepp Media Awards ausgezeichnet worden. Die Jury des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises hatte zur Begründung geschrieben, Scheytt erschaffe auf Instagram eine "neue und wahrhaft zeitgemäße Form der Medienpublizistik".
Preisträger forderten "persönliche Positionierung"
Anfang September war bekannt geworden, dass der Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Instituts Scheytt die Ehrung aberkannt hatte, weil ihre Instagram-Videos eine "systematische Verzerrung und selektive Kontextualisierung des israelisch-palästinensischen Konflikts" aufweisen würden. Die Aberkennung sei nach "intensiver Einzelprüfung aller Videos aufgrund einer ernsthaften Beschwerde" erfolgt, teilte der Vereinsvorsitzende Jörg Schieb mit. Innerhalb der Jury kam es wegen dieser Entscheidung zu Differenzen. Drei Mitglieder der aus sechs Personen bestehenden Jury teilten am 2. Oktober mit, dass sie an der "Besonderen Ehrung" für Judith Scheytt festhielten.
Bahadir und Yüksel schrieben Anfang Oktober auf Instagram, sie hätten "in mehreren Anläufen aktiv das Gespräch" mit der Direktorin des Grimme-Instituts, Cigem Uzunoglu, zur Aberkennung des Preises für Scheytt gesucht: "Dabei wurde für uns immer deutlicher, dass sie bis heute eine Verantwortung von sich weist und sich immer wieder auf eine Entscheidung eines vermeintlich unabhängigen Vereins und seiner Jury bezieht." Auch auf Nachfrage habe es von ihr "keine persönliche Positionierung" gegeben.
Institut betont Unabhängigkeit
Das Grimme-Institut teilte am 3. Oktober mit, für das Institut sei die Unabhängigkeit von Jurys und Nominierungskommissionen oberstes Gebot. "Es mag von außen nicht ganz offensichtlich sein, dass Grimme-Institut und Freunde des Adolf-Grimme-Instituts e.V. zwei voneinander völlig unabhängige Institutionen sind, die weder wirtschaftlich noch inhaltlich miteinander verflochten sind." Das habe das Institut den Preisträgern in persönlichen Gesprächen und auch schriftlich erläutert.
Die Tatsache, dass es in der Vergangenheit in organisatorischer Hinsicht Überschneidungen gegeben habe, die "fälschlicherweise als inhaltliche Verbindung zwischen Grimme-Institut und Verein interpretiert wurden", nehme das Institut zum Anlass, die Abläufe zu überarbeiten. Ziel sei, "eine klare Trennung zwischen Grimme-Institut und dem Verein der Freunde zu schaffen, um die jeweilige Unabhängigkeit der beiden Institutionen zu wahren".
Die Serie "Uncivilized" von Bahadir und Yüksel erzählt Geschichten von Menschen mit Migrationsgeschichte, die die Auswirkungen von politischen Ereignissen oder Attentaten auf die öffentliche Stimmung unmittelbar zu spüren bekommen.
dir
Zuerst veröffentlicht 06.10.2025 13:28 Letzte Änderung: 06.10.2025 13:29
Schlagworte: Medien, Fernsehen, Auszeichnungen, Grimme-Institut, Donnepp Media Award, Grimme-Preis, Scheytt, Bahadir, Yüksel, NEU
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