15.04.2025 13:19
Frankfurt a.M. (epd). Die Schriftstellerin Kathrin Röggla hat den RBB, seinen Rundfunkrat und die ARD scharf kritisiert. Nach dem Skandal um die frühere RBB-Intendantin Patricia Schlesinger sei die erste Sitzung des neuen Rundfunkrats noch "ein klimatischer Wechsel, wie man ihn sich krasser nicht vorstellen kann" gewesen, sagte Röggla der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ, 13. April). Letztlich sei aber auch der neu zusammengesetzte Rat "in einer Art Depression gelandet".
Die Schriftstellerin war bis März als Vertreterin der Akademie der Künste zwei Jahre Mitglied des RBB-Rundfunkrats. Das Gremium musste wegen der seit Anfang 2024 gültigen Novelle des RBB-Staatsvertrags neu gebildet werden.
Röggla sagte, ausschlaggebend für den Stimmungsabfall im Gremium seien der Fall rund um den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar "als riesiger Skandal, gleichzeitig massive Stellenkürzungen, die heftige Programmkürzungen bedeuten, rasante Einsparmaßnahmen" und eine Salamitaktik in der Kommunikation gewesen. "Viele von uns haben aufgehört, ohne zu wissen, was in dem Bericht über den Fall Gelbhaar steht."
Viele Dinge in der Causa Gelbhaar habe sie über externe Medien erfahren "und nicht über meine Geschäftsführung". In ihrer Funktion als Kontrollinstanz habe sie sich nicht ernst genommen gefühlt, so Röggla. Im Sender herrsche außerdem "eine Kultur der Angst, abgeschafft zu werden, sich ständig legitimieren zu müssen". Auch aus der Politik gebe es immer wieder populistische Angriffe auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der unter Druck stehe.
Selbst wenn man den Legitimationsdruck versteht, unter dem die ARD steht - was da Einzug gehalten hat, ist der reine Populismus.
Röggla bezeichnete es als frustrierend, dass RBB-Intendantin Ulrike Demmer in einer Sitzung eine Rede mit dem Motto "Vom Hauptstadt-Sender zum Heimat-Sender" eröffnet habe. "Hauptstadt-Sender impliziert Politik, Information, Entscheidung; Heimat-Sender dagegen Gefühl, Affekt. Und ist anschlussfähig nach rechts. Nur ein Beispiel für den Populismus, der bei der Zentralisierung der ganzen ARD um sich greift", monierte die Autorin.
"Sehr bitter" sei auch, was sich im Bereich der Kultur in der ARD verändere. "Selbst wenn man den Legitimationsdruck versteht, unter dem die ARD steht - was da Einzug gehalten hat, ist der reine Populismus. Kultur wird nur noch als elitär verstanden", sagte Röggla in dem FAZ-Interview.
Über ihre Arbeit im Rundfunkrat sagte Röggla, man werde "so dermaßen mit Arbeit zugeschüttet, dass man zu inhaltlichen Punkten kaum kommt". Sie habe Kultur und Kunst vertreten wollen, aber keine Chance gehabt, "wirklich tiefer tätig zu werden". Die Sitzungen seien überfüllt gewesen mit Tagesordnungspunkten, "die Unterlagen dafür kriegt man teilweise auf den letzten Drücker, also einen Medienstaatsvertrag ein paar Tage davor".
Besonders fasziniert habe sie "die geringe Erfahrung von Selbstwirksamkeit, die man in dem Gremium hat. Diese Atmosphäre, dass man etwas sagt und es sich im Raum versendet, das führt zu einer toxischen Situation", so Röggla.
cph
Zuerst veröffentlicht 15.04.2025 15:19 Letzte Änderung: 15.04.2025 15:22
Schlagworte: Medien, Fernsehen, Internet, Röggla, RBB, cph, NEU
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