28.07.2025 08:16
Unterföhring/Cologna Monzese (epd). In der Bieterschlacht um den deutschen Medienkonzern ProSiebenSat.1 hat die italienische Holding Media For Europe (MFE) ein besseres Übernahmeangebot vorgelegt. Die Aktienkomponente werde um 0,9 eigene Aktien auf insgesamt 1,3 MFE-Aktien erhöht, teilte MFE am Montag mit. Die Barkomponente bleibe unverändert bei 4,48 Euro pro ProSiebenSat.1-Aktie. Damit ergebe sich ein Gesamtangebot von 8,62 Euro je Aktie. Die Annahmefrist läuft weiterhin bis zum 13. August.
MFE, das der Familie des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi zugerechnet wird, hatte im März angekündigt, ProsiebenSat.1 übernehmen zu wollen. Als größter Einzelgesellschafter hält das Unternehmen derzeit 29,99 Prozent und will die Vorherrschaft über ProSiebenSat.1 gewinnen. Im Weg steht dabei der tschechische Miteigentümer PPF. Er ist derzeit mit knapp 15 Prozent beteiligt und will auf bis zu 29,99 Prozent aufstocken. Sein Angebot liegt bei 7,00 Euro in bar je ProSiebenSat.1-Aktie.
Bedeutende strategische Vorteile
MFE erklärte, eine enge Zusammenarbeit mit ProSieben könne "bedeutende strategische Vorteile" bringen. Die Zusammenführung ermögliche Wertschöpfungspotenziale, "vor allem in den Bereichen von Werbung, Technik und Daten".
Die Erhöhung des Angebots erfolge nicht, weil das ursprüngliche Angebot unzureichend gewesen sei, "sondern weil wir als Hauptaktionäre dieses Industrieprojekt seit Jahren unterstützen", sagte MFE-CEO Pier Silvio Berlusconi: "Wir wollen nicht die totale Kontrolle, sondern die Flexibilität, auf der Grundlage einer gemeinsamen Vision eine klare Richtung vorzugeben." Nötig sei ein Anstoß zum Aufbau einer starken, "lokal verwurzelten europäischen Gruppe von ausreichender Größe, um im globalen Wettbewerb zu bestehen". Dies solle unter "Wahrung der redaktionellen Autonomie und der nationalen Identitäten" geschehen, so Berlusconi.
ProSiebenSat.1 begrüßte das neue Angebot, nachdem Vorstand und Aufsichtsrat im Mai die erste Offerte klar abgelehnt hatten, da diese "aus finanzieller Sicht nicht angemessen" sei. Das nun erhöhte Angebot unterstreiche "das langfristig angelegte Investment und fortgesetzte Engagement von MFE in ProSiebenSat.1", sagte Vorstandschef Bert Habets. Das Unternehmen unterstütze die Kooperationen innerhalb der Medienbranche und ein paneuropäisches Projekt auch in enger Zusammenarbeit mit MFE. Nach Veröffentlichung und Prüfung der formellen Änderung des Angebots wollen Vorstand und Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 ihre jeweils gesetzlich vorgeschriebene begründete Stellungnahme zu dem neuen MFE-Angebot abgeben.
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) hatte Bedenken gegen eine vollständige Kontrolle des deutschen Medienunternehmens durch MFE geäußert. Es gehe um die Frage, ob die journalistische und wirtschaftliche Unabhängigkeit auch nach einem Eigentümerwechsel gewahrt bleibe, sagte er dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Weimer hat Pier Silvio Berlusconi, den Sohn des Medienunternehmers und früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi (1936-2023), zu einem Gespräch ins Kanzleramt eingeladen.
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) unterstützt die Initiative Weimers. "Wir warnen bereits seit Längerem vor der Übernahme durch die Berlusconi-Erben. Zum einen aus Sorge um journalistische Arbeitsplätze, zum anderen wegen der bedenklichen Nähe der MFE-Medien zu rechtspopulistischen Positionen", erklärt der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster am Montag.
nbl
Zuerst veröffentlicht 28.07.2025 10:16 Letzte Änderung: 28.07.2025 14:06
Schlagworte: Medien, Unternehmen, NEU
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