Berlusconi-Holding MFE will ProSiebenSat.1 übernehmen - epd medien

27.03.2025 08:52

Gebäude von ProSiebenSat.1 in Unterföhring

Mailand/Unterföhring (epd). Die italienische Holding Media For Europe (MFE) will den deutschen Medienkonzern ProSiebenSat.1 übernehmen. In Kürze werde ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot an die Aktionäre unterbreitet, teilte das in Cologno Monzese bei Mailand und Amsterdam registrierte Unternehmen am Mittwochabend mit. MFE, das der Familie des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi zugerechnet wird, hält derzeit als größter Einzelgesellschafter 29,99 Prozent an ProSiebenSat.1.

Über mögliche Übernahmepläne war seit Jahren spekuliert worden. Seit dem Einstieg bei ProSiebenSat.1 im Jahr 2019 hatte MFE den Anteil mehrfach erhöht. Ziel der geplanten Übernahme sei es, Flexibilität und Handlungsspielraum zu gewinnen, erklärte MFE nun. Das Unternehmen will den Aktionären nach eigenen Angaben den gesetzlichen Mindestpreis zahlen. Dieser entspreche dem "volumengewichteten Durchschnittspreis" der ProSiebenSat.1-Aktien der vergangenen drei Monate, der von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht berechnet wird.

Durchschnittskurs voraussichtlich bei 5,75 Euro

ProSiebenSat.1 teilte am Mittwochabend in Unterföhring mit, dieser Durchschnittskurs werde voraussichtlich in einer Größenordnung von 5,75 Euro liegen. Vorstand und Aufsichtsrat würden das Angebot nach Veröffentlichung der Angebotsunterlage sorgfältig prüfen und hierzu anschließend jeweils eine begründete Stellungnahme abgeben.

MFE-Generaldirektor Pier Silvio Berlusconi erklärte: "Es ist an der Zeit, einen anderen Gang einzulegen." ProSiebenSat.1 brauche einen "starken Anteilseigner, der mit seiner Expertise und Erfahrung in der Branche einen aktiven Beitrag zum Wachstumskurs einbringt". Das Übernahmeangebot sei unerlässlich, um "Wert für alle Aktionäre zu schaffen, bevor es zu spät ist", betonte der Sohn des 2023 verstorbenen Politikers und Unternehmers Silvio Berlusconi.

Berlusconi verweist auf "klar definierte Strategie"

Seit Jahren werde das kommerzielle Fernsehen von vielen als veraltet bezeichnet, was auf die "Fragmentierung des Publikums, das Wachstum der digitalen Medien und den unaufhaltsamen Aufstieg der Web-Giganten" zurückgeführt werde, so Berlusconi. MFE habe dagegen eine klar definierte Strategie verfolgt und sich auf das Kerngeschäft - den Verkauf von Werbung für ein "modernes Fernsehprodukt", das auch auf allen anderen Plattformen verfügbar sei - konzentriert.

Viele Medienanbieter, die vom Niedergang des Fernsehens überzeugt seien, hätten diversifiziert, indem sie in andere, insbesondere digitale Geschäftsbereiche investierten. "Und jetzt sind sie in Schwierigkeiten", stellte Berlusconi fest. MFE wolle seine in Italien erfolgreiche Strategie nun auf Spanien und Deutschland ausweiten. Angestrebt werde eine "medien- und länderübergreifende paneuropäische Gruppe", die als Alternative zu den digitalen Giganten fungiere.

Verivox wird verkauft

ProSiebenSat.1 steigerte im Jahr 2024 seinen Konzernumsatz leicht um zwei Prozent auf 3,92 Milliarden Euro. Das bereinigte Vorsteuerergebnis verringerte sich allerdings von 578 Millionen Euro auf 557 Millionen Euro.

Am 21. März hatte das Unternehmen bekanntgegeben, dass es das Preisvergleichsportal Verivox an die italienische Firma Moltiply verkauft. Dies sei ein wichtiger Meilenstein in der Strategie, "sich auf das Entertainment-Geschäft zu fokussieren und die finanzielle Basis des Unternehmens zu stärken".

rid



Zuerst veröffentlicht 27.03.2025 09:52 Letzte Änderung: 27.03.2025 10:29

Schlagworte: Medien, Unternehmen, MFE, ProSiebenSat.1, rid, NEU

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