18.08.2025 10:59
Frankfurt a.M. (epd). Der italienische Medienkonzern Media For Europe (MFE) hat die angestrebte Mehrheit am deutschen Medienkonzern ProSiebenSat.1 zunächst verfehlt. Wie MFE-am Montag mitteilte, konnte sich das Unternehmen zusätzlich 10,26 Prozent des Grundkapitals und 10,27 Prozent der ausübbaren Stimmrechte sichern. MFE hatte im März angekündigt, dass es ProSiebenSat.1 übernehmen wolle, damals hielt der Konzern knapp 30 Prozent der ProSiebenSat.1-Anteile. In Summe liegt der Anteil nun bei 43,57 Prozent des Grundkapitals und 43,6 Prozent der Stimmrechte.
Aktionäre von ProSiebenSat.1, die das Übernahmeangebot bisher noch nicht angenommen haben, können das noch innerhalb von zwei Wochen bis zum 1. September innerhalb einer weiteren Annahmefrist tun, wie MFE erklärte. Die Zahl der Aktien, für die das Übernahmeangebot angenommen wurde, soll voraussichtlich am 4. September bekannt gegeben werden.
Vorstand und Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 hatten den Aktionären die Annahme des verbesserten Übernahmeangebotes vor knapp zwei Wochen empfohlen. Die erhöhte Offerte unterstreiche "das langfristig angelegte Investment und fortgesetzte Engagement von MFE in ProSiebenSat.1" und sei angemessen, erklärte der Konzern mit Sitz in Unterföhring.
Die MFE, die der Familie des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi zugerechnet wird, hatte das verbesserte Angebot im Bieterwettbewerb mit dem tschechischen ProSiebenSat.1-Miteigentümer PPF Ende Juli vorgelegt. Die verbesserte Gegenleistung hatte ProSiebenSat.1 zufolge einen impliziten Wert von insgesamt rund 8,07 Euro pro Aktie. Ursprünglich hatte der rechnerische Angebotswert bei 5,75 Euro pro Aktie gelegen.
PPF hatte im Mai sieben Euro je Aktie angeboten. Der tschechische Konzern, der zu dem Zeitpunkt 15 Prozent der Anteile hielt, wollte seine Beteiligung auf bis zu 29,99 Prozent aufstocken. Bis zum 13. August hatte sich PPF nach Angaben von ProSiebenSatl1 18,4 Prozent der Anteile gesichert. Das Angebot des tschechischen Unternehmens sei abgelaufen und könne nicht mehr angenommen werden.
Der Vorstandsvorsitzende von ProSiebenSat.1, Bert Habets, sagte am Montag, MFE und PPF seien seit Langem wichtige Aktionäre des Unternehmens. "Mit ihren Angeboten haben sie ihr langfristiges Engagement und ihre Verbundenheit mit unserem Unternehmen unterstrichen." ProSiebenSat.1 werde nun den Ablauf der weiteren Annahmefrist für das Angebot von MFE abwarten.
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) hegt Bedenken gegen eine Kontrolle des deutschen Medienunternehmens durch die MFE. Es gehe um die Frage, ob die journalistische und wirtschaftliche Unabhängigkeit auch nach einem Eigentümerwechsel gewahrt bleibe, sagte er im Juli. Weimer hat Pier Silvio Berlusconi, Sohn des früheren italienischen Ministerpräsidenten, für September zu einem Gespräch ins Kanzleramt eingeladen.
koe/dir
Zuerst veröffentlicht 18.08.2025 12:59 Letzte Änderung: 18.08.2025 17:25
Schlagworte: Medien, Unternehmen, Medienwirtschaft, ProSiebenSat.1, MFE, PPF, koe, dir, BER, NEU
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