19.09.2025 12:17
  Hamburg (epd). Inmitten der Diskussion um das Aus für die Moderatorin Julia Ruhs beim NDR hat der Sender am Freitag ihre Nachfolgerin für das TV-Magazin "Klar" bekannt gegeben: Künftig soll die freie Journalistin Tanit Koch die vom NDR produzierten Ausgaben moderieren. Ruhs bleibt weiterhin Presenterin der Folgen des Bayerischen Rundfunks (BR). Indessen forderte der NDR-Redaktionsausschuss eine schnelle Klärung zur Entscheidung rund um "Klar".
Laut NDR wird Tanit Koch redaktionell an dem Format mitarbeiten. Nach einer Pilotphase mit drei Ausgaben produzieren NDR und BR ab 2026 "Klar" abwechselnd. Koch erklärte, sie sehe es als Chance, mit ihrer Perspektive von außen zur Meinungsvielfalt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk beizutragen.
Seit September 2024 arbeitet Koch als Autorin beim Magazin "Focus", davor war sie unter anderem Chefredakteurin der "Bild", Geschäftsführerin bei NTV sowie Chefredakteurin der Zentralredaktion der Mediengruppe RTL Deutschland. Im Sommer 2021 leitete sie laut NDR die Wahlkampfkommunikation für den damaligen Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU).
Zu den Vorwürfen vor allem von Unions-Politikern, das Aus für Ruhs beim NDR untergrabe die Meinungsvielfalt, nahm der Sender keine Stellung. Zuvor hatte der NDR-Redaktionsausschuss an die Leitung des Hauses appelliert, "so rasch wie möglich Aufklärung für alle Mitarbeitenden über die Hintergründe und Einzelheiten zu den programmlichen Entscheidungen" bei "Klar" zu geben. Die Stellungnahme des Gremiums liegt dem epd vor.
Die Entscheidung des NDR sei außerhalb des Senders offenbar teilweise sachlich falsch oder verzerrt verbreitet worden, schrieb der Redaktionsausschuss, der die für das Programm zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Senders vertritt. Bei den Beschäftigten des Hauses gebe es "einen großen Informationsbedarf".
Der Ausschuss hob die verfassungsrechtlich garantierte Rundfunkfreiheit und die redaktionelle Unabhängigkeit des NDR hervor. Über die redaktionelle Ausgestaltung und die Frage der Moderation von Sendungen entschieden allein die Redaktionen des NDR nach bestem Wissen und journalistischen Grundsätzen, "unabhängig und frei von politischer Einflussnahme, egal ob von Bundes- oder Landespolitik".
Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands, Mika Beuster, wies "Einmischungen" der Politik in Personal- und Programmfragen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zurück. Äußerungen von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, den Rundfunkbeitrag einzufrieren, um den Druck zu erhöhen, bezeichnete er als "pure Erpressung" und verfassungswidrig.
Tags zuvor hatte bereits ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz-Dethlefsen die Äußerungen der Politiker moniert und den Vorschlag Linnemanns als "vollkommen inakzeptabel" zurückgewiesen. Ebenfalls kritisch zu der Causa hatten sich Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und Bayerns Regierungschef Markus Söder (CSU) geäußert.
cd
Zuerst veröffentlicht 19.09.2025 14:17 Letzte Änderung: 19.09.2025 16:18
Schlagworte: Medien, Fernsehen, Personalien, NEU
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